Eine Gefahr für Wildtiere? Schottland überlegte Hauskatzenverbot

Wenn man an eine Hauskatze denkt, kommen vielleicht ihre sanften Pfoten in den Sinn, ihr lautes Schnurren vor dem Kamin oder ihr forderndes Miauen, wenn sie einem in der Küche um die Beine streicht und nach einem Leckerli verlangt. Doch der Bericht der schottischen Tierschutzkommission SAWC, die die Regierung in Tierschutzfragen berät, kam zu einer überraschenden Erkenntnis: Katzen stellen eine Gefahr für die Umwelt dar.
Bedrohung für die Wildtierpopulation
Konkret heißt es in dem Bericht, Katzen hätten einen „erheblichen Einfluss auf die Wildtierpopulationen“, weil sie zum Spaß jagen, Beutetiere spielerisch quälen und verstümmelte Tiere zu ihren Besitzern nach Hause bringen. Sie würden seltene Wildkatzenpopulationen bedrohen, indem sie Krankheiten übertragen und um Ressourcen konkurrieren.
Jährlich würden im gesamten Vereinigten Königreich bis zu 700 Millionen Vögel, Säugetiere und Reptilien von Hauskatzen getötet werden.

Ein Minister der regierenden Scottish National Party ließ daraufhin im Daily Telegraph wissen, dass die Erkenntnisse des Berichts äußerst ernst genommen werden: Man ziehe auch das vorgeschlagene Hauskatzenverbot in Betracht.
Häme britischer Medien
Die Häme britischer Medien ließ nicht lange auf sich warten: „Schottlands ,Katzenverbot‘ ist das jüngste Zeichen dafür, dass die SNP den Verstand verloren hat“ titelte der Independent. „Ist die Welt verrückt geworden?“, fragte Good Morning-Britain Moderator Ed Balley. Und: „Das ist einfach nur dumm“, urteilte GB-News-Presenter Andrew Pierce.
Auch Tierschutzorganisationen äußerten ihre Kritik. „Schottland ist eine Nation von Katzenliebhabern“, schrieb Alice Palombo von der NGO „Cats Protection“. „Katzen sind beliebte Haustiere, und für viele Menschen gehören sie zur Familie. Sie sind großartige Haustiere, ob sie nun älteren oder alleinlebenden Menschen Gesellschaft leisten, Menschen mit gesundheitlichen Problemen Trost spenden oder Kindern helfen, wichtige Lektionen in der Fürsorge für andere zu lernen. Wir glauben, dass jeder, der in der Lage ist, sich um eine Katze zu kümmern, in den Genuss dieser Vorteile kommen sollte.“
Keine 24-Stunden nach der überraschenden Ankündigung sah sich der schottische First Minister John Swinney gezwungen, einzuschreiten.

„Wir haben absolut nicht die Absicht, Katzen zu verbieten“, ließ er BBC Scotland wissen. „Das wird auf keinen Fall passieren.“
Katze-Sperrstunde in Australien
Dabei war der Vorschlag der Tierschutzkommission nicht ganz neu.
In Australien gibt es seit 2022 Sperrstunden oder sogar Sperrgebiete.

In der Stadt Yarra dürfen sich die Katzen zwischen sieben Uhr abends und sieben Uhr Früh nur in den eigenen vier Wänden aufhalten. In Canberra dürfen Katzen nur nach draußen, wenn sie an einer Leine gehalten werden. Und in Knox City müssen die Tiere zu jeder Tages- und Nachtzeit in den eigenen vier Wänden gehalten werden.
Weltweit könnten Hauskatzen jedes Jahr bis zu 4 Milliarden Vögel und 22 Milliarden Säugetiere töten. Sie sollen zudem mehr als 60 Tierarten ausgerottet haben.
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