Volksabstimmung über Gebietsabtretungen? Russland lehnt Vorschlag ab
Zusammenfassung
- Russland fordert den vollständigen Abzug ukrainischer Truppen aus dem Donbass als Bedingung für einen Waffenstillstand.
- Der Kreml lehnt Selenskijs Vorschlag eines Referendums über Gebietsabtretungen ab und betrachtet die annektierten Gebiete als russisches Staatsgebiet.
- Russland erwägt eine entmilitarisierte Zone im Donbass unter Moskauer Verwaltung und sieht die neuen Friedensvorschläge als nicht akzeptabel an.
Russland lehnt den Vorschlag von Präsident Wolodimir Selenskij in Kiew ab, die ukrainische Bevölkerung bei einer Volksabstimmung über Gebietsabtretungen im Donbass entscheiden zu lassen. "Dieses Gebiet ist russisches Territorium", sagte der außenpolitische Berater von Kremlchef Wladimir Putin, Juri Uschakow, der Agentur Interfax zufolge mit Blick auf die Annexion von 2022.
Russland gliederte Gebiete völkerrechtswidrig ein
Wenige Monate nach Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine gliederte Russland den Donbass - das sind die Gebiete Donezk und Luhansk - sowie die Regionen Cherson und Saporischschja per Verfassungsänderung völkerrechtswidrig in sein Staatsgebiet ein.
Selenskij hatte am Donnerstag erklärt, dass nur das ukrainische Volk über Gebietsfragen entscheiden könne - bei einem Referendum etwa. Ziel Selenskyjs sei es, bei den Verhandlungen nun für Russland unannehmbare Vorschläge in den Friedensplan mit den USA schreiben zu lassen, sagte Uschakow in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat am Rande einer Reise Putins.
Russland hat neue Friedensdokumente nicht gesehen
Der Kremlbeamte erklärte, dass Russland die aktuell mit führenden Vertretern europäischer Staaten besprochenen Dokumente bisher nicht gesehen habe. Eine neue Variante könne schlechter und für Russland nicht annehmbar sein. Uschakow bekräftigte zudem russische Forderungen, nach denen die Ukraine für einen Waffenstillstand ihre Truppen aus dem Donbass abziehen müsse.
Erstmals gibt es nun auch offizielle Äußerungen, dass Russland sich eine entmilitarisierte Zone im Donbass vorstellen könnte - unter Moskauer Verwaltung. "Gut möglich, dass dort keine unmittelbaren Streitkräfte sein werden - weder russische noch ukrainische. Dennoch werden dort die Nationalgarde, unsere Polizei sein; es wird alles geben, was für die Einhaltung der Ordnung und die Organisation des Lebens gebraucht wird", sagte Uschakow. Russlands Nationalgarde ist allerdings mit Waffensystemen und militärähnlichen Befugnissen ausgestattet - und auch im Krieg im Einsatz.
Kremlchef Putin hatte am Vortag von neuen Erfolgen beim Vormarsch im Donbass berichtet und erklärt, dass Russland seine Kriegsziele auch auf dem Schlachtfeld erreichen könne. Ziel sei es nun, die ukrainischen Streitkräfte aus dem noch nicht von Moskau kontrollierten Teil des Gebiets zu verdrängen.
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