Sechs Optionen für Republikaner, die Trump nicht mögen
Donald Trump ist US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner. So weit, so bekannt. Während seine Fans und vor allem er selbst das mehr als nur gut finden, verfielen seine Parteikollegen teils in katatonische Zustände. Bis jetzt. Nun haben sich fünfzig hochkarätige Parteikollegen in einem offenen Brief gegen ihren eigenen Kandidaten ausgesprochen. Diese „gescheiterte Washingtoner Elite“, wie Trump sie bezeichnet, spricht offen aus, was sich insgeheim wohl viele denken: Trump ist alles andere als ein guter Kandidat. Doch wie sollen die Republikaner mit Trump umgehen? Das Politik-Portal vox.com hat einige Optionen zusammengetragen.
1. Einen anderen Kandidaten finden
Nein, das wird nicht passieren. Schlicht, weil es nicht passieren kann. Bei ihrem Parteitag wählten sie Trump zu ihrem Kandidaten, damit ist der republikanische Zug abgefahren. Hätten sie ihn aufhalten wollen, hätten sie ihm keinen Freifahrtschein für die Nominierung geben dürfen. Die Chance war da, sie wurde nicht genützt.
2. Trump legt die Kandidatur von selbst zurück
Die Republikaner können ihn also nicht rausschmeißen, aber sie können darauf hoffen, dass er von selbst aufgibt. Wer Trump in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat, weiß, das wird eher nicht passieren. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt.
Laut vox.com gibt es seit Monaten Gerüchte unter Experten, dass Trump selbst nicht glaubte, soweit zu kommen und deshalb das Interesse daran verlieren würde. Ebenfalls soll es laut der Nachrichtenseite die Theorie geben, dass Trump überhaupt keine Lust hat, den Job des Präsidenten zu übernehmen. Es gehe ihm lediglich um die Werbung in eigener Sache.
Zugegeben, vox.com ist dem Wahlkampf schon rein geografisch viel näher, aber mit dem österreichischem Außenblick sieht es nicht nach einer Aufgabe von Trump aus – egal aus welchen Gründen.
3. Trump offiziell nicht mehr unterstützen
Die Partei kann Trump zwar nicht rausschmeißen, allerdings könnte sie öffentlich verkünden, Trump nicht mehr zu unterstützen – weder finanziell noch personell. Da Trump und die Partei allerdings seit Monaten eng kooperieren, würde dies für ordentliches Chaos sorgen. Noch wesentlicher ist allerdings die Tatsache, dass die Partei Trump dringender braucht als Trump die Partei. Vor allem, da Präsidentschaftskandidaten – auch wenn es nicht Trump wäre – eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Geldbeschaffung (Spenden) für die Partei spielen.
Natürlich würde die Partei auch die Trump-Unterstützer verlieren und, was noch viel schwerer wiegt, bei den Skeptikern einen Vertrauensverlust in die Parteiführung erleiden, da diese Trump ja von Anfang an unterstützt hat. Kurz gesagt, egal was die Parteiführung macht, sie kann nur verlieren.
4. Zustimmung zurückziehen
Auch wenn der Immobilienmogul der Präsidentschaftskandidat ist, heißt das nicht, dass jeder einzelne im republikanischen Universum ihn unterstützen muss. Während sich die Parteiführung mit einem Rückzug der Unterstützung ins eigene Knie schießen würde, haben die einzelnen Politiker mehr Möglichkeiten. Bis zum offenen Brief der 50 hochrangigen Republikaner haben sich bisher nur vereinzelte gegen ihren Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen. Allerdings, will man tatsächlich die Hand beißen, die einen füttert? Denn schlussendlich geht es darum, wer mehr Macht hat. Das Trump weder vergibt noch vergisst, hat er schon mehrmals klar gemacht. Es ist deshalb fraglich - egal ob er Präsident wird oder nicht - dass seine parteiinternen Gegner das politisch überleben.
5. Darauf hoffen, dass Trump lernt, sich zu benehmen
Das war die bisherige Strategie. Sie hat nur nicht funktioniert. Trump poltert und wettert gegen jeden und alles. Mal beleidigt er gefallene Soldaten, dann schmeißt er schreiende Kinder aus dem Saal und - wie bereits erwähnt - die Gegner aus der eigenen Partei bezeichnet er als „gescheiterte Washingtoner Elite“. Es ist also ziemlich unwahrscheinlich, dass Trump lernt, sich zu benehmen. Dennoch soll es am Mittwoch einmal mehr ein Gespräch zwischen dem Parteivorsitzenden Reince Priebus und Trump geben. Die gab es schon in der Vergangenheit, gebracht haben sie meistens nicht viel.
6. Trump lieben lernen
Wollen sich die Republikaner für jede Entgleisung ihres Kandidaten entschuldigen, haben sie viel zu tun. Dass das im Moment relativ wenige machen, ist laut vox.com ein Zeichen dafür, dass sie besorgt sind. Besorgt darüber, was Trump aus der Partei macht. Besorgt darüber, was passiert, wenn er tatsächlich Präsident wird.
Der Wahlkampf dauert noch bis zum 8. November. Deshalb wird es (sehr wahrscheinlich) noch genug Möglichkeiten geben, sich für ihren Kandidaten zu entschuldigen und zu sagen, dass sie schon immer Zweifel gehabt haben.
Aber gleichzeitig wird es für die Republikaner noch jede Menge Chancen geben, sich selber einzureden, dass es wichtiger ist, Hillary Clinton zu stoppen – und das Trump doch eh nicht so schlimm ist, wie alle anderen immer tun.
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