Hinterhalt im Weißen Haus: Wie Trump seine Staatsgäste vorführt

U.S. President Donald Trump meets South African President Cyril Ramaphosa at the White house
Nach Wolidimir Selenskij geriet auch der Besuch des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa in Washington zur öffentlichen Demütigung. Trump nutzt Besuche von Staatsgästen, um sich vor heimischen Medien selbst zu profilieren.

Als der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij Ende Februar in Washington zu Gast war und sich anschließend vor versammelten Journalisten ein Wortgefecht mit US-Präsident Donald Trump und dessen Vize JD Vance lieferte, hatten dem US-Präsidenten wohlgeneigte politische Beobachter das zunächst als überkochende Emotionen abgetan.

Spätestens seit dieser Woche ist klar, dass der Ukrainer mit voller Absicht von seinen Gastgebern gedemütigt wurde - denn die Szene ist kein Einzelfall mehr. Vielmehr zeigt sich inzwischen, dass Trump und sein Team Besuche ausländischer Regierungschefs gezielt für weltpolitische Hinterhalte nutzen.

Am Mittwoch inszenierte Trump im Oval Office erneut vor der Weltöffentlichkeit einen Eklat. Und das offenbar mit Vorbereitung. Diesmal saß der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa auf dem „heißen Stuhl”. Er wurde zum Opfer einer beispiellosen Demütigung.

U.S. President Donald Trump meets South African President Cyril Ramaphosa at the White house

US-Präsident Donald Trump präsentiert im Beisein seines Staatsgastes Cyril Ramaphosa Berichte fragwürdiger US-Medien zu einem angeblichen Völkermord an weißen Bauern in Südafrika.

Den behaupteten Genozid an weißen Südafrikanern gibt es nicht

Der schwarze Staatschef, einst enger Mitstreiter von Volksheld Nelson Mandela, war nach Washington gereist, um gut Wetter zu machen und ein paar Sachen klarzustellen. Trump hatte, angestachelt von seinem aus Südafrika stammenden Top-Berater Elon Musk, über Monate gleichsam wüste wie haltlose Genozid-Vorwürfe gegen die Regierung in Pretoria erhoben.

Sein Tenor: Vor allem Weiße seien in Südafrika ihres Lebens nicht mehr sicher, würden reihenweise enteignet und sogar getötet.

In einem Akt der Vergeltung ließ US-Außenminister Marco Rubio auf Trumps Geheiß den südafrikanischen Botschafter in Washington ausweisen. Später wurde ein paar Dutzend Südafrikanern, ausnahmslos Weiße, demonstrativ politisches Asyl in den USA gewährt.

Das Problem dabei: In Südafrika, in dem die schwarze Bevölkerung lange Zeit unter dem weißen Apartheid-Regime litt, bestätigt keine seriöse Institution den mutmaßlichen Völkermord an der weißen Bevölkerung. Südafrika leidet allgemein unter hoher Gewaltkriminalität - dass aber gezielt Weiße von einem „Völkermord” betroffen seien, ist nur unter Verschwörungstheoretikern gefakte Realität.

Bildschirm mit Verschwörungs-Video war vorbereitet

Ramaphosa war gekommen, um die Dinge gerade zu rücken und Trump zu einem erneuerten Handelsabkommen zu bewegen, um dessen Strafzöllen zu entkommen. Um dem launischen Gastgeber zu schmeicheln, brachte er südafrikanische Golf-Legenden wie Ernie Els und Retief Goosen mit in die USA und überschüttete Trump mit Lob.

Als der entgegnete, Ramaphosa sei in „einigen Kreisen” hoch angesehen, "in anderen nicht so sehr", merkten die anwesenden Journalisten auf und witterten eine Eskalation. Sie kam postwendend.

Alle Versuche des südafrikanischen Regierungschefs, die Genozid-Story mit fast devot vorgetragenen Fakten aus der Welt zu schaffen, zerschellten, als Trump darauf pochte, es gebe „Tausende von Geschichten”, „Dokumentarfilme” und „Nachrichtenberichte”, die das Gegenteil belegen würden. Dass Ramaphosa drei weiße Kabinetts-Mitglieder als Gegenbeweis für die Genozid-These anführte, ließ Trump an sich abprallen.

Zur Untermauerung wies der Präsident eine Mitarbeiterin an, das Licht im Oval Office zu dimmen - ein Novum bei Empfängen von Staatsgästen - und auf einem eigens dafür vorbereiteten TV-Bildschirm einen Film abzuspielen. 

US-SAFRICA-DIPLOMACY-TRUMP

Auf einem vorbereiteten Bildschirm ließen Trumps Mitarbeiter Aufnahmen eines südafrikanischen Oppositionspolitikers abspielen - Trump behauptete, dieser sei Regierungsmitglied.

Dort war zu sehen, wie der südafrikanische Oppositionspolitiker Julius Malema von der linksradikalen Partei „Economic Freedom Fighters” zur Tötung von weißen Bauern aufrief: „Kill the Boer”.

Ramaphosa, verblüfft, konsterniert, aber stets die Form wahrend, machte deutlich, dass es sich dabei um den Extremismus einer radikalen Minderheit handele, die er klar ablehne. Trump, sichtbar missmutig, reichte dem Gast einen Stapel von Zeitungsausschnitten herüber, die angebliche Gewalt gegen Weiße zum Inhalt hatten. Seine Botschaft: Ich glaube dir kein Wort.

Trump nutzt Staatsbesuche als Show für sich selbst

Die neuerliche Episode machte deutlich, dass Besuche im Oval Office für ausländische Staatsgäste kein Spaziergang mit Lächeln und Händeschütteln für die Weltpresse mehr sind. Trump lässt die früher auf wenige Minuten beschränkten Auftritte zu quotenträchtigen Tribunalen von 60 Minuten und mehr ausarten.

Weil immer mehr Vertreter von MAGA-Propaganda-Medien akkreditiert werden, sind abseitige oder unter die Gürtellinie zielende Fragen („Haben Sie keinen Anzug, Herr Selenskyj?”) inzwischen die traurige Regel. Trump sieht dem wie ein Dompteur im Löwenkäfig zu. 

Er genießt, so geschehen bei den Besuchen des Briten Keir Starmer, dass seine Gäste ihm zu schmeicheln versuchen; etwa durch eine überbrachte Einladung des britischen Königs. Er lacht süffisant, etwa wenn El Salvadors Präsident Nayib Bukele verkündet, dass ein dort zu Unrecht inhaftierter US-Bürger nicht freigelassen wird. Und er beißt sich auf die Zunge, wenn Kanadas neuer Regierungschef Mark Carney in alle Seelenruhe offen widerspricht.

In naher Zukunft wird Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz im Weißen Haus zum Antrittsbesuch erwartet. Er sollte darauf achten, ob TV-Apparate ins Oval Office geschoben wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass Trump ihm Bilder von messerstechenden Flüchtlingen oder AfD-Politikern zeigt, die sich als politisch Verfolgte stilisieren. 

Kommentare