De Santis hat sich eine raffinierte Strategie für seinen Marsch in Richtung der Präsidentschaftskandidatur zurechtgelegt. Einerseits attackiert er Trump an seiner schwächsten Stelle, seinen Skandalen – von Porno-Stars bis zu verschwundenen Dokumenten.
Andererseits bedient er dessen rechte Fans, die er eines Tages als Wähler brauchen könnte.
Mitunter gibt er sich trumpistischer als Trump selbst. Etwa, wenn es um den Kampf gegen illegale Einwanderung oder die politische Linke geht. Und er preist seine umstrittene Arbeitsbilanz im „Sunshine State“ offensiv als Blaupause für ganz Amerika an.
Gefährlicher als Trump
Wie systematisch er das tut, ganz ohne Trara in sozialen Medien, macht DeSantis aus Sicht von Kritikern weitaus gefährlicher als Donald Trump. Was der dreifache Vater, dessen Gattin Casey seine engste Beraterin ist, seit 2018 in Floridas Hauptstadt Tallahassee geschaffen haben will, strotzt vor Superlativen.
Er nimmt für sich in Anspruch, Florida in allen relevanten Fragen landesweit zum Trendsetter und Vorbild gemacht zu haben.
Das Prahlen in eigener Sache trägt Früchte. Niemand außer Ron DeSantis und Donald Trump besitzt im konservativen Lager heute Chancen, bei den im Februar 2024 im Bundesstaat Iowa beginnenden partei-internen Vorwahlen zu punkten.
Unterstützung von Fox News
Viele milliardenschwere Spender wollen Trump bis dahin ausgemustert sehen und pushen DeSantis. Auch einflussreiche, rechtspopulistische Medien wie Fox News versammeln sich hinter dem in Jacksonville geborenen Juristen.
DeSantis hat sich die Rolle des Kulturkämpfers zugelegt. Alles Links-Progressive, das in den USA mit dem Begriff „woke“ (deutsch: wach) verächtlich gemacht und in die Nähe von Marxismus geschoben wird, bekommt seinen Furor zu spüren. Sein Signatur-Spruch: „Florida ist da, wo ,woke‘ sterben wird.“
Minderheitenpolitik
Kritiker sehen DeSantis-Land dagegen als Laboratorium für Illiberalismus, in dem Schwule, Lesben und andere Minderheiten an den Rand gedrängt werden. Und in dem bis in Schulen und Universitäten hineinregiert wird, damit eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Sklaverei oder Rassismus weitgehend unterbleibt.
Wie weit der latent verkrampft wirkende Politiker, der zuweilen Cowboy-Stiefel mit hohen Absätzen trägt, dabei geht, musste gerade der Disney-Konzern erfahren. Dieser büßte per Gesetz seine Autonomie rund um den Vergnügungspark Magic Kingdom in Orlando ein.
Kampf mit Disney
DeSantis sanktionierte damit Aussagen des früheren Disney-Chefs Bob Chapek. Der hatte Kritik an einem von DeSantis vorangetriebenen Schulgesetz geäußert. Demnach darf in öffentlichen Kindergarten und Schulen nicht mehr über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität gesprochen werden.
Am stolzesten ist der ehemalige Baseball-Spieler auf seine Corona-Strategie. Hier ist der Kontrast zu Trump am größten. Während der Ex-Präsident für „Shutdowns“ und beschleunigte Impfstoff-Entwicklung verantwortlich ist, hielt DeSantis Florida weitgehend offen und wehrte sich gegen Impfpflicht.
Anders als Trump hat DeSantis seit seiner ersten Gouverneurswahl 2018 das Image des unbefleckten Gewinners. Bei seiner Wiederwahl im November setzte er sich selbst in demokratischen Hochburgen an die Spitze. Das ist Start-Kapital für mehr.
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