Deutschland: Bundesbedienstete sollen zwei Plätze im Zug kaufen

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Leerer Nachbarsitz garantiert: Laut Zeitungsbericht "im Sinne des Infektionsschutzes".

Zum Schutz vor einer möglichen Corona-Infektion will der Bund in Deutschland Mitarbeitern von Behörden und Ministerien bei Dienstreisen in der Bahn in den nächsten Monaten einen leeren Nachbarplatz zahlen. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag) unter Berufung auf ein Schreiben des Innenministeriums an Oberste Bundesbehörden. Für Bahnfahrten könne ein zusätzlicher Nachbarplatz gebucht (nicht nur reserviert) werden, heißt es demnach in dem Schreiben.

Dies solle im Sinne des Infektionsschutzes einen größeren Abstand zu den Mitreisenden gewährleisten. Die erweiterte Erstattungsmöglichkeit wird dem Bericht zufolge im Bundesreisekostengesetz zunächst befristet bis Ende März eingeräumt.

Die Bahn und auch ihr Eigentümer, der Bund, lehnen bisher trotz steigender Infektionszahlen einen garantierten Mindestabstand in den Fernzügen für alle Passagiere ab. Bahn und Verkehrsministerium verweisen darauf, dass es keinen Nachweis über eine besondere Ansteckungsgefahr in Zügen gebe. Der Bund und der Konzern wollen am offenen System ohne Reservierungspflicht festhalten.

Kritik von der Opposition

Die Pläne des Bundes, einen leeren Platz zu zahlen, sorgt in der Opposition für Irritationen. Der FDP-Verkehrspolitiker Christian Jung sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Diese skurrile Entwicklung bestätigt, dass eine Reservierungspflicht richtig wäre." Die Bahn habe über Monate Zeit gehabt, eine digitale Lösung einzuführen, dies aber versäumt. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, sagte der Zeitung: "Es fragt sich, warum der Bund einen Mindestabstand in Zügen nur für die Mitarbeiter und nicht für alle Passagiere garantiert."

Auch bei Flugreisen zeigen sich die Behörden laut dem Zeitungsbericht kulant. Da könne ein Mittelsitzplatz dazu gebucht werden, um mehr Abstand zu gewähren. Darüber hinaus empfehle der Bund den Mitarbeitern auch das Auto: Die Nutzung eines Mietwagens könne anerkannt werden, da das Infektionsrisiko mangels Mitreisenden geringer ausfalle, zitiert die Zeitung aus dem Schreiben.

Am Wochenende hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, heuer seien bisher 72 Millionen Passagiere in Fernzügen gereist, 53 Millionen weniger als in den ersten zehn Monaten 2019. Die Auslastung der Züge liege derzeit zwischen 20 und 25 Prozent.

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