„Da gibt es keine Koalitionskrise.“ Wenn ein Politiker solche Worte verwendet, heißt das meistens: Es ist Feuer am Dach. Es war der Chef der deutschen Sozialdemokraten, Lars Klingbeil, der diesen Satz bemühte – vor dem heutigen Treffen des „Koalitionsausschusses“, der zu einem Krisengipfel werden dürfte. Es geht um die beharrliche Weigerung der SPD und ihres Kanzlers Olaf Scholz, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, damit sich diese besser selbst verteidigen kann.
Und es sind vor allem zwei Frauen innerhalb der beiden Koalitionsparteien, die den zaudernden Regierungschef gehörig unter Zugzwang bringen: Da ist zum einen Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen, die auf deutsche Lieferungen von schwerem Kriegsgerät drängt – von jener Partei also, zu deren Markenkern früher der Pazifismus gehörte. Auf liberaler Seite macht FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann Druck auf den roten Teil des Ampelbündnisses. Doch auch dort bröckelt die Front: So tendiert der Vorsitzende des Auswärtigen Aussschusses im Bundestag zur gelb-grünen Position.
Olaf Scholz selbst rechtfertigt seine Zurückhaltung stets damit, dass er Deutschland nicht als Kriegspartei etablieren und einen Dritten Weltkrieg verhindern wolle.
Doch auch die konservative Opposition fährt schwere Geschütze gegen Scholz auf. CDU-Chef Friedrich Merz droht mit einem eigenen Waffen-Antrag im Bundestag, wo die Union mit FDP und Grüne eine Mehrheit hätte. Käme eine solche Mehrheit zustande, wäre das ein Total-Ausfall der Ampel, sprich das Ende der Koalition.
Allerdings ist ein derartiges Szenario de facto auszuschließen. Schnell nach der Merz-Drohung haben FDP und Grüne abgewunken: „In Zeiten von Krieg in Europa habe ich für diese Form parteipolitischer Manöver keinerlei Verständnis“, sagte FDP-Vorsitzender Christian Lindner.
Problemfall Schröder
Zu einem immer größer werdenden Problem für die SPD wird indes deren ehemaliger Kanzler Gerhard Schröder. Mittlerweile fordert ihn Co-Vorsitzende Saskia Esken auf, aus der Partei auszutreten. Letzter Stein des Anstoßes des 78-Jährigen, der weiter für russische Energieunternehmen tätig ist, war ein Interview mit der New York Times. Dort verteidigte Schröder seinen Freund Putin: Die Kriegsverbrechen von Butscha habe nicht der Kremlchef angeordnet, der die beteiligten Soldaten dann dafür aber auszeichnete.
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