"Den Juden Verdammnis": Die Houthis bedrohen Israel aus dem Süden
Ursprünglich als Figur des Iran im Machtspiel gegen Saudi-Arabien aus- und aufgerüstet, greift die schiitische Houthi-Miliz immer öfter Israel an, entführte am Wochenende ein Frachtschiff.
„Amerika den Tod, Israel den Tod, den Juden Verdammnis, dem Islam den Sieg“ – das ist die Parole der jemenitischen Houthi-Miliz, deren Kämpfer am Sonntag ein Frachtschiff kaperten und in die Hafenstadt Hudaida verschleppten. Seit dem blutigen Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten am 7. Oktober drohen die Houthis Israel vehement, haben immer wieder Raketen und Drohnen abgefeuert. Doch wer sind die Houthis, welche Bedrohung stellen sie dar und welche Rolle spielt der Iran? Der KURIER liefert Antworten.
Um welches Schiff handelt es sich?
Berichten zufolge gehört die „Galaxy Leader“ zu einem Teil dem israelisch-britischen Unternehmer Abraham „Rami“ Ungar und ist derzeit an ein japanisches Unternehmen vermietet.
Das Schiff war mit einer internationalen zivilen Besatzung auf dem Weg von der Türkei nach Indien. Verschiedene Quellen sprechen von 22 bis 52 Besatzungsmitgliedern, die als Geiseln genommen wurden. Keiner von ihnen soll Israeli sein. Laut Tel Aviv gehören Ukrainer, Bulgaren, Filipinos und Mexikaner zu den Entführten.
Selbst nennen sie sich „Ansar Allah“, die „Partisanen Gottes“. Die Bezeichnung „Houthi“ geht auf Hussein Badreddin al-Houthi zurück, der unter anderem gegen die von Ägypten eingesetzte Regierung kämpfte. Er gehörte der schiitischen Strömung der Zaiditen an, die bis 1962 den Nordjemen beherrscht hatten, ehe sunnitische Offiziere mit ägyptischer Unterstützung putschten. Die Junta versuchte, den Zaidismus zurückzudrängen, worauf es immer wieder zu Bürgerkriegen kam.
Die Spannungen eskalierten vollends, als die Houthis 2014 die Hauptstadt Sanaa einnahmen. Als die Houthis zügig in Richtung Aden, der zweitgrößten Stadt des Jemen, vorrückten, griff 2015 Saudi-Arabien mit Unterstützung der USA, Großbritannien und anderer westlicher Staaten ein. Es entbrannte ein Krieg mit mehr als 150.000 Toten und – nach UN-Schätzung – 227.000 weiteren Toten durch Unterernährung und Krankheiten. Derzeit haben die Kämpfe im Land stark abgenommen, was unter anderem dadurch zu erklären ist, dass sich der Iran und Saudi-Arabien im Frühjahr nach Vermittlung Chinas einander annäherten.
Was hat der Iran damit zu tun?
Der schiitische Gottesstaat unterstützt die Houthi-Rebellen seit Jahren, sowohl finanziell als auch mit direkten Waffenlieferungen. Seit Jahren kämpfen Riad und Teheran um die Vormachtstellung im Nahen Osten. Die saudische Führung will auf keinen Fall eine Bedrohung an ihren Südgrenzen, Teheran als Verbündete der
Houthis wollen eben dadurch ihre Macht in der Region erhöhen. Die Houthis sehen sich als „Teil der Achse des Widerstands“.
Über welche Waffen verfügen die Houthis und welche Bedrohung stellen sie dar?
Wurden sie zu Beginn der saudischen Militärintervention als „barfüßige Krieger mit Kalaschnikows“ verspottet, war das Erstaunen groß, als die Houthis über immer mehr Raketen, Marschflugkörper, Drohnen verfügten. Fast alle sind iranischer Bauart.
Mittlerweile können etwa die Shahed-Drohnen jeden Ort in Israel erreichen, fünfmal bombardierten die Houthis (ohne Erfolg) die israelische Hafenstadt Eilat, schossen eine US-Reaper-Drohne ab. Aufgrund der starken israelischen Flugabwehr stellen die Houthis mit ihren Angriffen zwar keine massive Bedrohung für Israel dar. Allerdings könnten sie die Schifffahrt in der Meerenge von Bab al-Mandab empfindlich stören. Ein großer Teil der Öl- und Gastransporte für Europa läuft über diese Strecke.
Wie reagiert Israel auf die Houthis?
Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu machte den Iran direkt für den Angriff verantwortlich und sprach von einem „weiteren Akt des iranischen Terrorismus“. Israel fordert eine harte Reaktion gegen die Houthis: „Will die internationale Gemeinschaft eine weitere Eskalation verhindern, muss hart eingegriffen werden“, sagt ein israelischer Sicherheitsexperte zum KURIER.
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