CIA-Mitarbeiterin und US-Navy-Pilotin: Wer sind die demokratischen Wahlsiegerinnen?
Die Demokratin Mikie Sherrill siegte in New Jersey.
"Virginia hat Pragmatismus über Parteipolitik gestellt", erklärte die 46-jährige Demokratin Abigail Spanberger in der Nacht auf Mittwoch ihren Wahlsieg im Swing State Virginia vor jubelnder Menge. "Ein Beispiel für den Rest der Nation sein".
Rund sieben Fahrstunden entfernt, in New Jersey, feierte eine andere Demokratin ebenfalls einen Erfolg: Mikie Sherrill. "Ich weiß, es sind schwierige Zeiten. Ich weiß, nicht jeder hat für mich gestimmt – aber ich setze mich für alle ein", versprach sie.
Der Bundesstaat Virginia beginnt im Vorort vom liberalen Washington DC, schlängelt sich an der sonnigen Ostküste entlang, wo die Reichen wohnen, und reicht tief ins Land hinein bis zu den Appalachen und konservativen Wählern. Genauso gespalten ist die Bevölkerung in Demokraten und Republikaner. Spanberger, die erste Frau an der Spitze Virginias, siegte mit 57,4 Prozent der abgegebenen Stimmen und färbt den Bundesstaat nach vier Jahren wieder blau.
New Jersey, an New York grenzend, gilt heute als eher demokratisch dominiert. Die 53-jährige Sherrill setzte sich mit 56,2 Prozent gegen den Republikaner Jack Ciattarelli durch.
Was lässt sich vom Sieg der beiden Frauen ableiten?
Abigail Spanberger siegte in Virginia.
Beide sind seit nicht einmal zehn Jahren in der Politik, begannen als Kongressabgeordnete. Als Mandatarinnen teilten sich die beiden Frauen sogar sechs Jahren lange eine Wohnung in Washington DC.
The "mod squad"
Davor arbeitete Spanberger als CIA-Offizierin in der Terrorismusabwehr, Sherrill machte in der US Navy Karriere als Hubschrauberpilotin. Beide gehören zum moderaten Flügel der Demokraten: Sie bezeichneten sich als "mod squad", eine Abgrenzung von den weiter links stehenden Demokratinnen wie Alexandria Ocasio-Cortez, die sich "the squad" nannten.
Viel wichtiger für ihren Sieg dürfte aber gewesen sein, dass sich beide im Wahlkampf auf das Thema der hohen Lebenshaltungskosten konzentriert – genau wie der sich als "demokratischer Sozialist" bezeichnende Zohran Mamdani, der in New York siegte. Die wirtschaftliche Lage, die ironischerweise vor einem Jahr US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus half, zog in den beiden Bundesstaaten besonders.
Der "demokratische Sozialist" Zohran Mamdani gewann wenig überraschend in New York.
In Virginia leben viele Bundesangestellte, die von der aktuellen Haushaltssperre, Entlassungen und Ausgabenkürzungen der Trump-Regierung betroffen sind. Spanberger hatte sich auf hohe Lebensmittelpreise und die bevorstehenden Kürzungen im Gesundheitswesen konzentriert und Trump vorgeworfen, "Chaos" im Land anzurichten.
Die schwarze, aus Jamaika stammende Gegenkandidatin der Republikaner, Winsome Earle-Sears, setzte wiederum auf Kulturkampf: Virginia hatte unter republikanischer Regierung Transgender-Jugendlichen die Teilnahme am Sportunterricht des anderen Geschlechts verboten. "Die Demokraten wollen biologische Männer im Mädchensport", so das Narrativ der Republikaner gegenüber Spanberger, die sich bei dem Thema Transgender toleranter gezeigt hatte.
Gegen Zölle und hohe Strompreise
In New Jersey war es ähnlich, hier wirkte sich laut Nachwahlbefragung die Blockade von öffentlichen Geldern für das Gateway-Projekt, den Tunnelbau unter dem Hudson River, schlecht für die Republikaner aus. Sherill versprach, sich am ersten Tag ihrer Amtszeit einer Klage gegen Trumps Zollpolitik anzuschließen und den Notstand auszurufen, um die Strompreise einzufrieren. Sie positionierte sich als Bollwerk gegen die Trump-Regierung und verglich den republikanischen Gegenkandidaten Ciattarelli in seinem Auftreten mit dem US-Präsidenten.
Ciattarelli versuchte im Wahlkampf, die Demokratin mit einem Betrugsskandal in der US Navy in Verbindung zu bringen. Sie wurde von der Abschlussfeier der Marineakademie ausgeschlossen, weil sie sich weigerte, Studenten zu melden, die bei der Abschlussprüfung geschummelt hatten. Im Netz wurden teils ungeschwärzte Militärakte veröffentlicht, die persönliche Daten wie Sherrills Sozialversicherungsnummer preisgaben.
In beiden Bundesstaaten war ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorausgesagt worden. Der Anteil der registrierten republikanischen Wähler hatte zuletzt sogar zugenommen. Doch sowohl unter ihnen als auch unter klassischen Wechselwählern dürfte die Unzufriedenheit mit der Trump-Regierung aktuell groß sein. Aktuelle Prognosen, ob die bis zu den Zwischenwahlen 2026 anhält, sind aber alles andere als seriös.
In beiden Bundesstaaten riefen die besiegten Republikaner bereits die Demokratinnen an, um ihnen zu ihrem Sieg zu gratulieren – etwas, das Trump bekanntermaßen bei Joe Biden nicht machte.
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