"Damaskus Dossier": Riesige Datensätze belegen Menschenrechtsgräuel in Syrien

Former Syrian detainee in the Palestine Branch, Motasem Kattan, re-enacts inside a prison cell where he was detained in Damascus, Syria
Unter dem gestürzten Machthaber Bashar al-Assad sollen Menschen systematisch gefoltert worden sein. Zehntausende Fotos von Leichen mit Folterspuren aufgetaucht.

Zusammenfassung

  • Zehntausende bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente belegen massive Menschenrechtsverbrechen unter Bashar al-Assad in Syrien.
  • Die Daten zeigen systematische Folter, Unterernährung und Tötung von Häftlingen sowie die Rolle von Militärkrankenhäusern bei der Vertuschung der Todesursachen.
  • Die Unterlagen wurden internationalen Medien zugespielt und werden unter dem Titel "Damascus Dossier" weltweit veröffentlicht.

Bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente belegen laut Medienberichten das Ausmaß der Menschenrechtsverbrechen unter der Herrschaft des vor einem Jahr gestürzten syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) und weiteren Medien liegt laut einem Bericht vom Donnerstag eine Datei mit zehntausenden Bildern vor, darunter Aufnahmen von toten Häftlingen mit Folterspuren, Geheimdienstunterlagen, Listen von Militärangehörigen und Totenscheinen.

Bespitzelt, eingesperrt, zu Tode gefoltert

Dem Bericht zufolge legen die Daten offen, wie in Syrien bis zu Assads Sturz im Dezember 2024 Menschen bespitzelt, eingesperrt und zu Tode gefoltert wurden. Der größte Teil der Leichen auf den Fotos zeigt demnach Anzeichen von Unterernährung, viele Leichen seien bis auf die Knochen abgemagert. Außerdem seien Spuren massiver Gewalt sichtbar, die auf systematische Folter hinwiesen.

Folteretage im Krankenhaus

Recherchen zeigen dem Bericht zufolge, dass Militärkrankenhäuser bei der Repression in Syrien eine wichtige Rolle spielten. So hätten Ärzte aus dem Harasta-Militärkrankenhaus in Damaskus Totenscheine von Häftlingen abgezeichnet und unabhängig von der eigentlichen Todesursache standardmäßig "Herzstillstand" vermerkt. Überlebende Häftlinge berichteten dem Bericht zufolge von einer eigenen Folteretage in dem Krankenhaus. Dem Bericht zufolge ergaben Recherchen, dass früher in dem Krankenhaus beschäftigte Ärzte heute in Deutschland praktizieren.

Die Unterlagen wurden dem Bericht zufolge dem NDR zugespielt, der sie mit dem WDR, der "Süddeutschen Zeitung", dem Internationalen Consortium Investigativer Journalisten (ICIJ) und zahlreichen internationalen Medienpartnern geteilt habe. Die Ergebnisse der gemeinsamen Recherchen werden demnach ab sofort weltweit unter dem Titel "Damascus Dossier" veröffentlicht.

Bashar al-Assad herrschte fast ein Vierteljahrhundert in Syrien, bis er am 8. Dezember 2024 von Kämpfern der islamistischen Miliz HTS und verbündeten Verbänden gestürzt wurde und nach Moskau floh. Assad werden massive Menschenrechtsverstöße sowie Kriegsverbrechen vorgeworfen, darunter Folter und Ermordung von Andersdenkenden sowie der Einsatz von Giftgas im Bürgerkrieg.

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