Coronavirus: Weitere Pub-Schließungen in Großbritannien geplant

FILE PHOTO: The spread of the coronavirus disease (COVID-19) in Glasgow
Kein Bier mehr in den am schwersten betroffenen Regionen in Nordengland ab kommender Woche.

Nach den Schotten werden nun möglicherweise auch viele Engländer wegen der Corona-Pandemie auf ihr Pint im Pub verzichten müssen. In den am schlimmsten betroffenen Regionen im nördlichen England könnte von nächster Woche an kein Bier mehr aus den Zapfhähnen fließen, berichteten britische Medien am Donnerstag. Demnach sollen Pubs, Restaurants und Hotels dort geschlossen werden.

Im Großbritannien wurden inzwischen bereits mehr als 560.000 Corona-Infektionen nachgewiesen. Am Donnerstag wurden mehr als 17.500 Ansteckungen in den vergangenen 24 Stunden registriert - so viel wie nie zuvor. Teils könnte der Anstieg aber auch auf den vermehrten Einsatz von Tests zurückzuführen sein, hieß es.

"Gefährlicher Zeitpunkt"

Gesundheitsminister Matt Hancock sprach von einem "gefährlichen Zeitpunkt" des Pandemie-Verlaufs. "Ich bin sehr besorgt über den starken Anstieg der Fälle im Nordwesten und Nordosten Englands, Teilen von Wales, in Schottland, Nordirland und in Teilen von Yorkshire (in Nordengland)", sagte der Minister. Mit etwa 58.000 Todesfällen ist Großbritannien das am schlimmsten betroffene Land in Europa. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.

In Großbritannien verhängt jeder Landesteil seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Schottland hat die Regeln bereits verschärft. Dort dürfen Pubs und Restaurants wegen steigender Infektionszahlen von Samstag an für etwa zwei Wochen keinen Alkohol ausschenken. Die Betreiber können aber Essen und nichtalkoholische Getränke bis 18.00 Uhr anbieten. In den fünf am schlimmsten betroffenen Regionen muss die Gastronomie aber vollständig schließen.

Höheres Risiko in ärmeren Gebieten

In England sollen den Berichten zufolge künftig Risikogebiete nach einheitlichen Kriterien bewertet und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Statistiken zufolge verzeichnen vor allem ärmere Gebiete etwa in Manchester und Liverpool hohe Infektionszahlen. Kritiker prangern die Maßnahmen bisher als völlig uneinheitlich an. Premierminister Boris Johnson selbst hatte in Interviews den Überblick verloren und teils falsche Angaben gemacht.

Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf den Ausbruch reagiert zu haben. In Kliniken droht wieder Bettennot; zahlreiche Operationen wurden verschoben. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS gilt als unterfinanziert und marode. Weil mehr als 15.000 positive Corona-Tests in England kürzlich nicht richtig übermittelt wurden, konnten Zehntausende Kontakte nicht sofort benachrichtigt werden.

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