Von rund 800.000 Facebook-Postings, die sich negativ über die Impf-Anstrengungen des Weißen Hauses äußerten, stammen 65 Prozent von Leuten wie Joseph Mercola, Ty und Charlene Bollinger, Rizza Islam und Robert F. Kennedy Jr.; allesamt einschlägig beleumundete Anhänger von Verschwörungstheorien.
Der Neffe von Präsident John F. Kennedy hat die Corona-Impfstoffe bereits mit Autismus und den 5-G-Mobilfunknetzen in Verbindung gebracht. Er gilt unter Medizinern und Epidemiologen als „durchgeknallt“. Während Instagram ihm bereits im Februar den Kanal abgeklemmt hat, darf Kennedy Jr. auf der Seite des Mutterkonzerns Facebook weiter seine Anti-Impf-Propaganda verbreiten.
Dabei kommen zwei Phänomene zusammen. Die Delta-Variante hat in nicht einmal zwei Wochen die Zahl der Neuinfektionen um mehr als 70 Prozent anschwellen lassen. Bis zu 30.000 Amerikaner stecken sich mittlerweile täglich mit Covid-19 an. Die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen explodiert. Erfahrungsgemäß wird die Zahl der Todesopfer zeitversetzt folgen.
Weil fast ausschließlich Menschen sterben, die sich nicht rechtzeitig haben impfen lassen, obwohl die USA genügend Impfstoff haben, sieht die Regierung einen Zug heranrasen, der die guten Fortschritte bei der Bekämpfung der Seuche bis zum Herbst zunichte machen könnte.
Zwar haben bisher rund 161 Millionen Amerikaner vollständigen Schutz und 186 Millionen eine Impf-Dosis erhalten. Aber zeitgleich wächst der Anteil derer, die sich als hartnäckige Impfverweigerer identifizieren. Laut Umfragen sind das inzwischen knapp 30 Prozent der Bevölkerung. Unter Anhängern der Trump-Partei Republikaner ist fast jeder zweite Amerikaner gegen eine Impfung.
Hunderttausende Opfer verhindert
Biden und Regierungsspitzen rufen Facebook daher dazu auf, rigoroser gegen Falschmeldungen vorzugehen, etwa gegen die Behauptung, Corona-Impfungen seien überflüssig. Dabei wird auf eine neue Studie der Elite-Universität Yale verwiesen. Danach hat die Verfügbarkeit von Impfstoffen allein in den USA bis Ende Juni den Tod von rund 280.000 weiteren Amerikanern (Opferzahl bisher: rund 610.000) verhindert.
Facebook regiert wie gehabt: Man sieht sich unberechtigterweise an den Pranger gestellt. „Wir retten Leben“, behauptet das Milliarden-Unternehmen aus Kalifornien.
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