Corbyn sieht keine Schuld bei sich - und will noch nicht gehen

Corbyn sieht keine Schuld bei sich - und will noch nicht gehen
Der Labour-Chef übernimmt keine Verantwortung für die Schlappe. Zurücktreten will er erst im nächsten Jahr.

Jeremy Corbyn ist der große Verlierer dieser Wahl – dass er gehen wird müssen, ist klar. Die Frage ist nur: wann?

„In den ersten Monaten des kommenden Jahres“, sagte er jetzt in einem Auftritt vor der Presse. Er sei „Traurig, aber dennoch stolz“ auf das Ergebnis, sagte der 70-Jährige. Ein Satz, der ihm wohl eher Spott einbringen wird; schließlich hat Labour eine historische Niederlage erlitten. Die Partei verlor rund ein Viertel ihrer Mandate und wird mit so wenig Abgeordneten wie seit mehr als 80 Jahren nicht mehr im Unterhaus vertreten sein. Als Erklärung dient  ihm ausschließlich der Brexit – das eigene Wahlprogramm habe nichts mit den schlechten Ergebnissen zu tun, so Corbyn. „Meine ganze Strategie war es, die Hand über diesen Brexit-Graben hinweg auszustrecken und die Menschen zusammenzubringen“, sagte er.
Corbyn hatte seine eigene Haltung zum Brexit nie klar geäußert. Er sagte im Wahlkampf, er wolle neutral bleiben.

Er übernahm demnach keine Verantwortung für die Niederlage. „Ich habe alles getan, um diese Partei zu führen, ich habe alles getan, um unsere Programme zu entwickeln, und seitdem ich Parteichef geworden bin, hat sich die Mitgliederzahl verdoppelt“, sagte er.

"Verantwortungsvoll, nicht zu gehen"

Warum er nicht gleich zurücktrete, wird er da gefragt. „Verantwortungsvoll ist es, nicht gleich zu gehen“, lautet die Antwort. „Ich bleibe, bis jemand gewählt worden ist, der mir nachfolgt.“

Wer das ist, darüber wird den britischen Medien freilich bereits spekuliert. Die Namen, die da fallen, haben allerdings bislang nicht besonders viel Strahlkraft: Emily Thornberry etwa, die Schatten-Außenministerin, die einen nicht mehr so radikalen Linkskurs verspricht. Sie sagte nach der Niederlage: „Der richtige Kampf beginnt jetzt.“ Auch Keir Starmer, dem Schattenminister für den Brexit, werden Chancen eingeräumt; er ist auch medial sehr präsent.

Daneben sind fast nur Frauen im Spiel: Rebecca Long-Bailey, eine Linksauslegerin, die während des Wahlkampfs oft bei TV-Debatten aufgetreten ist. Angela Rayner, eine Freundin von Long-Bailey, wird von den konservativen als mögliche Gegnerin gefürchtet, schreibt der Guardian; sie ist ebenfalls im Schattenkabinett und gilt als brillante Rednerin. Auch der Name der Hinterbänklerin Jess Phillips fällt; sie hat sich mit einer Kampagne gegen Gewalt an Frauen einen Namen gemacht und gilt als linksliberal. Zu guter Letzt wird auch Jess Phillips gehandelt, ebenso Hinterbänklerin, die als großes mediales Talent gilt.

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