Britische Ministerin fluchte vor noch laufender Kamera

British Education Secretary Gillian Keegan during an interview for GB News, in London
Bildungsministerin Gillian Keegan reagierte genervt auf eine Frage zu Baumängeln an Schulen.

Eine peinliche Panne ist der britischen Bildungsministerin Gillian Keegan bei einem Fernsehinterview passiert. Die konservative Politikerin hatte am Montag Fragen zu gefährlichen Baumängeln an Schulen des Senders ITV beantwortet - das Thema beschäftigt britische Medien zum Start des neuen Schuljahres schon seit Tagen.

Kaum war das Interview beendet - die Kamera lief noch - begann sie sich zu beschweren: "Sagt eigentlich irgendjemand irgendwann mal "Du hast einen verdammt guten Job gemacht, weil alle anderen auf ihrem Arsch gesessen und nichts gemacht haben"?" Womit Keegan wohl nicht gerechnet hatte: Der Sender veröffentlichte die Äußerung.

Kurze Zeit später entschuldigte sie sich in einem weiteren Interview für ihre Ausdrucksweise. Es habe sich um spontane Äußerungen gehandelt. Wem sie Untätigkeit vorgeworfen hatte, wollte sie nicht näher ausführen.

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Eigentlich sei es aber die Schuld des Reporters gewesen, der ihr das Gefühl gegeben habe, allein an der Misere schuld zu sein, sagte Keegan. Mehr als 100 Schulgebäude in England mussten kurz vor Beginn des Schuljahres ganz oder teilweise geschlossen werden, weil darin vor Jahrzehnten Porenbeton verbaut wurde, der nun nachgibt.

Sunak bestreitet Verantwortung

Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat Vorwürfe im Zusammenhang mit einem Skandal um marode Schulgebäude in Großbritannien zurückgewiesen. Sunak bestritt am Montag Anschuldigungen, wonach er in seiner Zeit als Finanzminister ein Schulsanierungsprogramm gekürzt habe, obwohl er von den Risiken des beim Bau verwendeten fehlerhaften Betons wusste.

Ein ehemalige ranghoher Beamter des Bildungsministeriums, Jonathan Slater, hatte Sunak im BBC-Radio vorgeworfen, dieser habe als Finanzminister einen Antrag auf Mittel für weitere Schulen zurückgestellt. Das Bildungsministerium hätte bis zu 400 Schulen im Jahr ausbessern müssen, es habe jedoch nur Mittel für 100 gehabt, sagte Slater. Im Jahr 2021, als Sunak Finanzminister war, sei nur Geld für 50 Schulen verfügbar gewesen. Sunak sagte am Montag vor Reportern nun aber, Slater liege "völlig falsch".

Mehr als hundert Schulen, in denen die entsprechende Betonsorte in den vergangenen Jahrzehnten verbaut wurde, sollen betroffene Gebäude nun geschlossen halten. Wegen des Verwendung des Betons besteht Einsturzgefahr. Sunak betonte, 95 Prozent der insgesamt rund 22.000 englischen Schulen seien davon nicht betroffen. Die Zahl der betroffenen Schulen würde nach dieser Rechnung bei mehr als tausend liegen.

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Das entsprechende Material wurde von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre in großem Umfang für den Bau von Schulen und Hochschulen benutzt. Nachdem Behörden im Laufe der Zeit das potenzielle Einsturzrisiko festgestellt hatten, wies das Ministerium die Schulen im Jahr 2018 darauf hin, dass Maßnahmen erforderlich seien, um die Gefahr zu verringern.

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