Britin jahrelang von Ehemann betäubt und missbraucht

Als ihr damaliger Ehemann eines Abends das Gespräch suchte, hatte die Britin Kate (Name geändert) mit vielem gerechnet. Aber nicht damit.
Ihr Ehemann, der Vater ihrer Kinder hatte was getan?
Vergangenes Jahr hat der unglaubliche Fall von Gisèle Pelicot zunächst Frankreich, bald jedoch die ganze Welt erschüttert: Fast ein Jahrzehnt lang wurde Gisèle Pelicot von ihrem Ex-Mann unwissentlich mit Beruhigungsmitteln ruhiggestellt. Dominique Pelicot gestand vor Gericht, sie vergewaltigt und Männer, die er online angeworben hatte, zum Sex mit ihr in ihrem Bett zu Hause eingeladen zu haben, während sie bewusstlos war.
Nun ging in Großbritannien eine Frau mit einer Geschichte an die Öffentlichkeit, die frappierende Ähnlichkeiten aufweist. Kate sprach mit einem Investigationsteam der BBC darüber, wie sie jahrelange von ihrem Mann betäubt und missbraucht wurde.
In der Ehe kam das zweite Gesicht
Die Britin hatte ihre heutigen Ex-Mann als Teenagerin in einem englischen Küstenort kennengelernt. Er war zehn Jahre älter, ein erfolgreicher Geschäftsmann, im ganzen Ort beliebt. Die beiden heirateten, bekamen rasch Kinder.
Doch innerhalb der eigenen vier Wände zeigte ihr Ehemann ein anderes Gesicht, wie BBC-Journalistin Jane Deith in Woman’s Hour skizziert: Er war aggressiv, gewalttätig. Das sei nicht seine Schuld, rechtfertige er sich; er habe sich nicht unter Kontrolle, wenn er ihr wehtue; er leide unter psychischen Problemen.

Eines Nachts wurde Kate munter, weil sie keine Luft bekam: ihr Mann hatte einen Polster auf ihr Gesicht gedrückt. Als ihn Kate zur Rede stellte, brach er zusammen: Er wisse nicht, was er tat; er sei wohl krank. Und so konzentrierte sich Kate nur darauf, wie sie ihm helfen konnte. Sie arrangierte sich.
Bis zu jenem einen Abend. Sie kamen von der Kirche nach Hause, als ihr Mann erklärte, er habe ihr etwas zu sagen. Auf der Couch legte er seine Hand auf ihren Oberschenkel und offenbarte: „Ich habe dich vergewaltigt. Ich habe dich jahrelang betäubt und Fotos von dir gemacht.“ Er habe dafür die Schlafmedikamente ihres Sohnes in ihren Abendtee geträufelt.
Chemische Kontrolle
„Chemical Control“ (dt. chemische Kontrolle) ist der Begriff, der in Großbritannien verwendet wird, wenn Medikamente von Tätern eingesetzt werden, um psychischen, emotionalen und physischen Schaden anzurichten.
„Diese Anwendung ist ein viel größeres Problem, als wir derzeit wissen“, sagt Professorin Marianne Hester vom Zentrum für Geschlechter- und Gewaltforschung der Universität Bristol. In einer groß angelegten Studie hat sie herausgefunden, dass fast jedes dritte befragten überlebenden Opfer angab, dass ein Partner oder Ex-Partner ihnen und/oder ihren Kindern absichtlich wichtige Medikamente oder Behandlungen vorenthalten hat.
Aber auch Vorfälle im öffentlichen Raum häufen sich: In England und Wales gingen von April 2023 bis April 2024 insgesamt 6.732 Meldungen von „gespikten“ Getränken ein. Von 2017 bis 2022 haben sich die Fälle laut Met Police versechsfacht.

Der britische Premierminister Keir Starmer kündigte im vergangenen Herbst dann auch ein neues Gesetz an, das „Spiking“ zu einem spezifischen Straftatbestand machen soll.
Elf Jahre Gefängnis
Kates Fall kam 2022 vor Gericht. Während des Prozesses behauptete ihr Ehemann (obwohl er ihr gegenüber ein anderes Geständnis abgelegt hatte), Kate habe die sexuelle Fantasie gehabt, im Schlaf gefesselt zu werden und in dieser Position aufzuwachen, um einvernehmlichen Sex zu haben. Er gab zu, sie unter Drogen gesetzt zu haben, aber bestritt, dass er sie vergewaltigen wollte. Die Geschworenen konnte er nicht überzeugen. Er wurde zu elf Jahren im Gefängnis verurteilt.
Heute versucht Kate, ihr Leben und das ihrer Kinder neu zu gestalten. Zur BBC sagte sie noch: „Ich möchte, dass andere Menschen verstehen, dass Missbrauch viel öfter im Stillen geschieht, als man denkt.“
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