Brexit-Befürworter sucht jetzt händeringend Mitarbeiter für Pubs

Bei Bier und Brexit vereint: Premier Johnson und Tim Martin, Betreiber eine Pub-Kette
Tim Martin, Chef einer großen Pub-Kette, ließ keine Gelegenheit aus, gegen die EU zu wettern. Jetzt fehlt ihm das Personal.

Das hat sich der bekennden Brexit-Befürworter Tim Martin wohl nicht gedacht. Rund fünf Monate nach dem finalen Brexit rudert der Chef der britischen Pub-Kette JD Wetherspoon zurück: Er braucht dringend Personal und möchte daher wieder Arbeitskräfte aus der EU anstellen.

Ein liberales Einwanderungssystem wäre „ein Plus für die Wirtschaft und das Land“, sagte Martin der Zeitung Telegraph und rief die konservative Regierung - deren Chef Boris Johnson gern gesehener Gast bei ihm ist - auf, vereinfachte Visa-Regeln einzuführen.

Der Pub-Betreiber steht bei weitem nicht allein mit dem Problem da. Seit der Wiedereröffnung von Pubs und Restaurants nach vielen Monaten des Lockdowns haben Gastronomen zunehmend Probleme, geeignetes Personal zu finden. Der Branchenverband UK Hospitality geht von einem Mangel von rund 188.000 Arbeitskräften aus, da viele während der Lockdowns die Branche oder das Land verlassen haben.

Mit der Freizügigkeit für Menschen aus der EU nach Großbritannien und umgekehrt ist seit dem Brexit vorbei. Stattdessen sind komplizierte Anträge und teure Visa-Verfahren notwendig, um einen Job im Vereinigten Königreich aufzunehmen. Zuletzt häuften sich zudem Berichte von Europäern, die bei der versuchten Einreise an der britischen Grenze abgewiesen wurden.

Frist läuft bald ab

EU-Bürger, die bereits vor Ende 2020 in Großbritannien gewohnt haben, können sich nur noch bis Ende Juni für das sogenannte Settlement Scheme bewerben. Dieses soll ihnen weitgehend die gleichen Rechte im Land einräumen wie vor dem Brexit. Wer das nicht macht und auf der Insel bleibt, bekommt ihm Alltag viel Ärger - etwa bei der Verlängerung des Führerscheins oder wenn jemand einen neuen Mietvertrag braucht.

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