Bolsonaro: Der letzte Corona-Leugner macht kehrt
Wenn es einen Staatschef weltweit gab, der in Sachen Corona-Verharmlosung sogar noch Donald Trump überbot, dann war es Jair Bolsonaro. Der rechtspopulistische Präsident Brasiliens, der sich ja schon als Leugner des Klimawandels hervorgetan hatte, bezeichnete das Virus hartnäckig als "kleine Grippe". Obwohl gerade in Brasilien mit seiner riesigen sozialen Kluft Corona für die Armen zur zunehmend zur Katastrophe wurde, weigerte sich der Trump-Freund und deklarierte Bewunderer Maßnahmen zu ergreifen.
"Virus ist eine Realität"
Das ist jetzt schlagartig anders geworden.Bolsonaro hat seinen Ton im Hinblick auf das Coronavirus geändert, nachdem er wochenlang Einschränkungen des öffentlichen Lebens kritisiert hatte. „Das Virus ist eine Realität. Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen unserer Generation“, sagte Bolsonaro in einer Fernsehansprache am Dienstagabend.
In der Ansprache erklärte Bolsonaro, dass er sich Sorgen um das Leben und auch um den Erhalt der Arbeitsplätze mache.
Das Mittel gegen die Pandemie könne jedoch nicht schlimmer sein als deren Auswirkungen. „Was wird mit dem Straßenverkäufer, der Haushaltshilfe und anderen Selbstständigen, mit denen ich während meines ganzen öffentlichen Lebens Kontakt halte?“, fragte Bolsonaro.
"Was ist mit dem Straßenverkäufer?"
Mehr als 40 Prozent der Brasilianer gehen einer informellen Arbeit nach und haben kaum Rücklagen. Bolsonaro führte die Maßnahmen an, die die Regierung schon ergriffen habe und hob das Einfreien der Preise für Medikamente für 60 Tage hervor. Nach Insider-Berichten aus Brasilia hatten Militärs zu der Mäßigung geraten. Diese hatten ja Bolsonaro in seinem Wahlkampf 2018 massiv unterstützt.
Vor einer Woche hatte Bolsonaro das Coronavirus im Fernsehen als „gripezinha“ (kleine Grippe) verharmlost und eine „Rückkehr zur Normalität“ gefordert. Mit dieser Haltung hat er sich zuletzt in Brasilien zunehmend politisch isoliert.
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