Medien vermitteln den Eindruck, als sei das ganze Land in eine Art Schockstarre verfallen. Gleich, ob man einen staatlichen Rai-Sender oder einen Mediaset-, also Berlusconi-Sender einschaltet, es geht immer und überall nur um den Cavaliere, den gewieften Unternehmer, den heiß geliebten, beziehungsweise -gehassten Ex-Premierminister und den allseits verehrten AC-Milan-Präsidenten. Wobei sich Rai mehr mit Berlusconis politischem Vermächtnis beschäftigt und vor allem mit der Frage, wie lange seine Forza Italia ohne ihren Gründer und Alleinherrscher überleben wird.
Trauerprogramm im eigenen TV-Sender
Bei Mediaset geht es in erster Linie um den Menschen. Es heißt, er habe sich immer wieder gerne auch unter die Belegschaft gemischt. Hier melden sich deswegen Künstler, Regisseure, Show-Men und Show-Women, Angestellte, Gärtner, Kellner, Köche zu Wort. Jeder und jede mit einer besonderen Erinnerung an den Cavaliere. Sogar der Neapolitaner Maurizio Marinella, dessen handgefertigte Krawatten Berlusconi so sehr liebte, wurde vor das Mikrofon gebeten.
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Internationale Gäste
Obwohl viele Berlusconi Anhänger trotz des strömenden Regens gestern nach Arcore vor Berlusconis Villa gefahren sind, um dort einen Blumenstrauß zu hinterlassen, geht einigen der momentane Rummel zu weit. So sagt Tizano, 60 Jahre alt, von Beruf Steuerberater: "Ich habe Berlusconi von Anfang an und bis zuletzt gewählt. Doch ihn jetzt fast schon zu einem Heiligen zu machen, finde ich ehrlich gesagt peinlich."
An der heutigen Trauerfeier werden unter anderem Staatspräsident Sergio Mattarella sowie Premierministerin Giorgia Meloni zusammen mit dem Regierungskabinett teilnehmen. Aus dem Ausland haben sich angeblich 28 Gäste, darunter auch Staatspräsidenten, angesagt. Doch um wen es sich handelt, wurde nicht gesagt. Man geht davon aus, dass Manfred Weber, Vorsitzender der EVP, anwesend sein könnte, immerhin hatte er Berlusconi voriges Jahr im Rahmen der italienischen Parlamentswahlen in Villa San Martino besucht. Weiter rechnet man mit der Anwesenheit von dem zur Demokratischen Partei gehörenden Paolo Gentiloni, selbst Ex-Premier und heute EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung.
Zwar hat US-Präsident Joe Biden der Familie Berlusconi und Italien sein Beileid ausgesprochen, doch eine Reise nach Mailand kam nicht in Frage. Einer, der wahrscheinlich kommen würde, es aber wohlweislich nicht macht, ist Russlands Präsident Wladimir Putin. Dieser hatte zwar gleich nach der Nachricht von Berlusconis Tod diesen als "wahren Freund" bezeichnet. Wegen eines internationalen Haftbefehls (wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen) würde er aber sofort verhaftet werden.
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