Vier Frachter mit Lebensmitteln in der Ukraine ausgelaufen
Vier Schiffe mit Lebensmitteln sind am Sonntag aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen ausgelaufen, teilten ukrainische und türkische Beamte mit. Die vier Massengutfrachter waren mit mehr als 160.000 Tonnen Mais und anderen Lebensmitteln beladen. Es handle sich um die Frachter "Mustafa Necati", "Star Helena", "Glory" und "Riva Wind", twitterte der ukrainische Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow.
Unterdessen wird das erste Frachtschiff mit ukrainischem Getreide seit Kriegsbeginn später als erwartet im Libanon anlegen. Die für diesen Sonntag geplante Ankunft des Schiffes "Razoni" sei abgesagt worden, berichtete die ARD am Samstagabend. Zu den Gründen wurden keine Angaben gemacht. Anfang der Woche war nach mehrmonatiger russischer Seeblockade der erste Getreidefrachter - mit 26.000 Tonnen Mais an Bord - aus einem ukrainischen Schwarzmeerhafen gestartet.
Die "Razoni" ist nach erfolgreicher Fahrt durch den zwischen den Kriegsparteien vereinbarten Korridor im Schwarzen Meer und einer Inspektion am Bosporus unter anderem durch türkische und russische Experten auf dem Weg nach Libanon. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete, der Frachter werde am Dienstag anlegen - er habe seine Route geändert.
Am Samstagabend durfte der zweite Getreidefrachter die Meerenge Bosporus ins Mittelmeer passieren. Nach einer internationalen Kontrolle in Istanbul hatte das mit 33.000 Tonnen Mais aus der Ukraine beladene Schiff die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten. Zwei weitere Schiffe werden in Kürze erwartet.
Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte gilt als wichtig für die Stabilisierung der Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt. Vorerst will Kiew aus Sicherheitsgründen allerdings täglich nur drei Schiffe entsenden.
Ukrainische Landwirte stehen trotz der Wiederaufnahme der Getreideexporte über das Schwarze Meer unter starkem Druck. In diesem Jahr würden absehbar nur rund 20 Millionen Tonnen Weizen geerntet, etwa zwei Drittel des Ertrags im Vorjahr vor Beginn des russischen Angriffskriegs, sagte der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wyssozkyj den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). "Bisher sind mindestens 20 Landwirte bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen, weil sie über Minen gefahren sind", sagte er demnach. Zudem seien trotz gestiegener Weltmarktpreise die Erzeugerpreise für Weizen dramatisch gesunken.
"Sechs Millionen Tonnen monatlich transportieren"
"Wir müssten monatlich sechs Millionen Tonnen Getreide exportieren", sagte der stellvertretende Agrarminister weiter. Ende Juli hatten Russland und die Ukraine mit der Türkei und den Vereinten Nationen ein Abkommen zur Getreide-Ausfuhr über die bis dahin durch den Krieg blockierten ukrainischen Schwarzmeer-Häfen vereinbart. "Wir hoffen, dass unsere internationalen Partner darauf achten, dass alle Vereinbarungen eingehalten werden", sagte Wyssozkyj. "Grundsätzlich bin ich aufgrund des Abkommens aber optimistischer als noch im März."
Die ertragreichsten Getreideanbau-Gebiete der Ukraine befinden sich in den Kriegsregionen. Die Ukraine wirft Russland immer wieder vor, Getreide aus besetzten Gebieten zu stehlen. Experten zufolge ist der Grund für den erwarteten Rückgang der Ernte allerdings nicht nur das Kriegsgeschehen sowie etwa Minen oder Verunreinigungen auf den Feldern, sondern vor allem auch die Trockenheit in diesem Jahr.
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