Angebliche Warnung für deutsche Fan-Meilen
Vor dem heutigen Finalspiel der Champions League in London herrscht Alarmbereitschaft - auch in Deutschland, dem Herkunftsort der beiden Finalmannschaften. Spiegel Online berichtete am Samstag von erhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf deutschen Fan-Meilen, nachdem es eine Anschlagswarnung gegeben habe. Der Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, habe am Freitag die Innenminister von Bund und Ländern in einer Sitzung über einen Hinweis auf ein möglicherweise in Deutschland geplantes Attentat informiert. Ziercke sagte Spiegel Online zufolge, gefährdet seien öffentliche Veranstaltungen in Deutschland rund um das Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund in London. Mehrere Verdächtige planen demnach einen Bombenanschlag. Bei den potenziellen Tätern handle es sich um Islamisten. Besucher der Feiern müssten sich auf verschärfte Sicherheitsmaßnahmen einstellen.
Friedrich: "Keine Hinweise"
Auch der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich sieht Deutschland zwar "seit längerem im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus". Konkrete Erkenntnisse über Anschlagspläne auf Fußball-Fanmeilen gebe es aber nicht, so Friedrich am Samstag nach Angaben seines Ministeriums. "Bei Großereignissen wie dem heutigen Champions-League-Finale in London stehen die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern im intensiven Austausch mit ihren europäischen Partnern."
Nach Informationen von SWRinfo kam der Hinweis, auf den sich Ziercke bezog, vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Es sei aber weder ein konkreter Ort noch eine mögliche Zeit genannt worden, meldete der Sender am Samstag. Es gebe auch keinen Hinweis, dass irgendein Zusammenhang mit dem Champions-League-Finale bestehen könnte, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der FSB habe allerdings eine konkrete Person in Deutschland als möglichen Terroristen benannt. Diese habe das BKA inzwischen identifiziert. Die russischen Behörden waren es auch, die die USA vor den beiden Attentätern von Boston gewarnt hatten. Beim Marathon Mitte April hatten dort zwei aus Tschetschenien stammende Brüder mit Sprengsätzen drei Menschen getötet und mehr als 250 verletzt. Die Warnungen aus Russland waren offenbar nicht ernst genug genommen worden.
Kontrollen
Ein Sprecher der Berliner Polizei erklärte, vor Veranstaltungen äußere man sich grundsätzlich nicht zu Sicherheitsvorkehrungen. Man sei aber gut vorbereitet. Die Berliner Polizei will nun den Zustrom zur zentralen Veranstaltung auf der Fan-Meile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule genau beobachten und auffällige Taschen kontrollieren. Dort werden mehrere Zehntausend Menschen erwartet. Die Dortmunder Polizei sieht keine Gefahren beim Public Viewing in der Stadt. Die Sicherheitsmaßnahmen seien seit Freitag nicht noch einmal verstärkt worden, weil sie sowieso schon hoch seien. Auch in München sind nach Aussage der Polizei keine zusätzlichen Kontrollen geplant.
Sorge in Großbritannien
Auch im Austragungsland des deutsch-deutschen Finalspiels, Großbritannien, herrscht angesichts der Fanmassen Terrorangst, nachdem ein junger Soldat von zwei islamistischen Attentätern auf offener Straße hingerichtet wurde. Der 25-jährige Lee Rigby war im Londoner Stadtteil Woolwich erstochen worden. Die beiden Täter mit nigerianischen Wurzeln sprachen von "Rache" für den Militäreinsatz in Afghanistan (siehe Video unten). Derzeit befinden sich beide Attentäter noch im Krankenhaus, da sie nach ihrer Tat von Polizisten angeschossen worden waren.
Inzwischen ist auch ein Freund von Michael Adebolajo, einem der beiden Männer, festgenommen worden. Dieser hatte in einem BBC-Interview behauptet, der britische Geheimdienst MI5 habe intensiv versucht, Adebolajo anzuwerben. Dieser habe jedoch abgelehnt. Nach dem Interview wurde der Freund verhaftet.
Seit dem Attentat sind die britischen Behörden in höchster Einsatzbereitschaft. Am Freitag fingen britische Kampfjets ein pakistanisches Flugzeug mit 297 Passagieren an Bord auf dem Weg nach Manchester ab. Nach der Landung nahm die Polizei zwei Männer fest.
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