Brasilien will Brandrodung in Trockenzeit verbieten

Verheerende Brände wüten weiter. Für die indigenen Gemeinschaften sollen Ausnahmen geschaffen werden.

Angesichts der verheerenden Feuer in Brasilien will die Regierung Brandrodungen in der Trockenzeit verbieten. Innerhalb von 60 Tagen sollen demnach keine Feuer gelegt werden dürfen, berichtete das Nachrichtenportal G1 am Mittwoch. Ausnahmen sollen beispielsweise für die indigenen Gemeinschaften gelten, die Selbstversorger seien. Das Dekret soll am Donnerstag im Amtsblatt veröffentlicht werden.

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 77 Prozent auf mehr als 83.000 Brände.

Viele Feuer wurden offenbar von Farmern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Soja-Anbau zu schaffen. Weil es derzeit sehr trocken ist, greifen die Brände auch auf noch intakte Waldgebiete über.

Experte: Amazonas-Brände begünstigen künftige Dürren

Die Tausenden - teils gelegten - Brände im Amazonas-Regenwald könnten künftige Dürren begünstigen und damit einen Teufelskreis in Gang setzen. Denn Verdunstungseffekte sind in der Region ein wichtiger Treiber für Regen. Nimmt die Waldfläche ab, dann gehen Niederschläge zurück, was wiederum Dürren und damit Brände begünstige, erklärte Harald Vacik vom Institut für Waldbau an der Boku der APA.

"Wann die Lage kippt, ist schwer zu sagen", meinte der Forstexperte der Universität für Bodenkultur (Boku). Prinzipiell seien manche Ökosysteme wie im Amazonasgebiet auf Brände zur Verjüngung angewiesen, diese seien Teil der Dynamik. Problematisch werde es nur, wenn Feuer in zu großem Ausmaß und zu häufig auftreten. "Dann kann sich der Wald nicht mehr erholen", erklärte Vacik. Verschlimmert werde die Lage auch durch den Klimawandel, der etwa zu längeren und früheren Trockenperioden führe und die Anzahl an potenziell brandauslösenden Blitzschlägen erhöhe.

Löschversuche "nur Tropfen auf heißem Stein"

Sind Großbrände wie derzeit in der Amazonas-Region erst im Gange, dann kann der Mensch nur noch wenig zur Löschung beitragen. "Der Mensch ist in seinem Wirken nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Lediglich ein paar Tage Regen könnten echte Milderung bringen", meinte der Forstexperte. Dabei würden nämlich Wassermassen freigesetzt, die mit Löschmittel nicht aufgebracht werden können.

Dass der Regenwald sich wieder erhole und aussehe wie vor den Bränden, sei prinzipiell möglich, würde aber Jahrzehnte in Anspruch nehmen. "Greift der Mensch fördernd ein, könnte sich der Zeitraum auch verkürzen", sagte Vacik. Er merkte jedoch an, dass eine Rückverwandlung meistens nicht von erhöhtem Interesse sei. Schließlich seien gebrandrodete Böden extrem fruchtbar für die Landwirtschaft und damit bei Sojabauern und Viehzüchtern begehrt.

Prinzipiell möchte der Experte die Brände im Amazonas-Regenwald jedoch nicht überdramatisieren. "Es hat schon Jahre gegeben, wo ähnlich große Brände auftraten. Sie sind fraglos bedeutend und das Jahr ist noch nicht um, doch spielt hier auch eine politische Dimension eine Rolle", meinte Vacik. Andere riesige Brände hätten weit weniger Aufmerksamkeit erhalten.

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