"Man muss die Leute ernst nehmen"

Maierhofer mit Geschäftspartner Agyepong aus Ghana
„Never waste an opportunity“ steht auf der Visitenkarte von Markus Maierhofer. Und er lässt tatsächlich keine Gelegenheit aus, Geschäft zu machen, wobei „waste“ auch Müll bedeutet: Maierhofer ist Afrika-Chefverkäufer der auf Recycling spezialisierten steirischen Firma Komptech, über die er bereits Anlagen im Wert von 60 Millionen Euro in Westafrika verkauft hat. Eine Anlage schafft 400 Arbeitsplätze vor Ort, erzählt der quirlige Weizer. Seit fünf Jahren beackert er den afrikanischen Markt und hat dafür auch eine eigene Firma für afrikanische Investments gegründet. Maierhofers Partner in Ghana ist einer der reichsten Männer vor Ort: Joseph Shaw Agyepong. Mit ihm gemeinsam versucht er nun auch, ein Reis-Projekt aufzuziehen.
KURIER: Was brauchen Firmen, um auf dem afrikanischen Kontinent Fuß zu fassen?
Markus Maierhofer: Man muss die Leute ernst nehmen und sich auf die Mentalität einstellen, die sich total von unserer unterscheidet. Flexibilität ist gefragt. Man muss akzeptieren, dass Termine nicht halten, auch wenn man extra hingeflogen ist. Und man muss sich um die Finanzierung kümmern.
Man braucht also gute Nerven?
Ja. Wir Österreicher tun uns leichter als Deutsche, wir haben Schmäh und sind lösungsorientiert.
Welche Geschäftsideen sind erfolgreich?
Die Wirtschaft ist fast überall erst im Aufbau, vielleicht wie bei uns in der Nachkriegszeit. Es gibt enormes Wirtschaftswachstum. Es geht um Nahrungsmittel, Klima und Infrastrukturprojekte. Afrika muss sich in weiten Teilen erst industrialisieren, selbst Agrarflächen aufbauen, selbst Nahrungsmittel produzieren. Deshalb bietet Afrika extrem viele Chancen. Österreichische Firmen sind top angesehen. Damit wir das Potenzial heben können, sind genau solche Reisen wie die des Bundeskanzlers einfach großartig. Das öffnet Türen für uns.
China hat das Potenzial Afrikas viel früher erkannt. Hat Europa nicht schon die größten Chancen verpasst? Lässt sich das Rad überhaupt noch zurückdrehen?
Ich denke schon. Afrika ist ja eigentlich ein immens reicher Kontinent mit so vielen Möglichkeiten. Denken Sie nur an die Bodenschätze! Europa hatte lange andere Prioritäten, das ändert sich gerade. Und die Afrikaner bemerken, dass Europäer nachhaltiger investieren. Bei chinesischen Firmen gibt es kein Service mehr, wenn das Projekt fertig ist. Daher verfällt dann vieles wieder.
Wie steht es mit Korruption in afrikanischen Ländern – die ja als Hauptgrund für den fehlenden Aufschwung gilt? Besteht nicht immer die Gefahr, dass man als „Ausländer“ hier viel Geld verliert?
Ja, natürlich kann das ein Problem sein, man muss extrem wachsam bleiben, und ich halte mich auch fern von Mittelsmännern. Am besten ist es immer, direkt mit den Eigentümern ins Geschäft zu kommen.
Wie erkennt man Betrüger?
Schwierig, die wirken oft sehr kompetent und tipptop vorbereitet. Da geht es meist um organisierte Kriminalität.
Haben Sie gefährliche Situationen erlebt?
Ja, aber nicht oft. Ich habe immer ein paar Hundert Dollar mit, sollte etwas passieren. Lieber Geld, als das Leben hergeben.M. Salomon
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