Afghanistan: Zwei Rivalen ließen sich als Präsidenten angeloben

Der Präsidentenpalast in Kabul
Im Streit über den Ausgang der Präsidentenwahl in Afghanistan ließen sich beide Rivalen bei konkurrierenden Zeremonien ins Amt einführen.

Im Aschraf Ghani, den die Wahlkommission vor knapp drei Wochen zum Wahlsieger erklärt hatte, leistete seinen Amtseid am Montag im Präsidentenpalast in Kabul. Während seiner Rede war lokalen Medien zufolge mindestens eine Explosion zu hören. Der Hintergrund war zunächst unklar.

Der Sender Tolo-TV berichtete, dass Ghani seine Rede fortgesetzt habe.

Afghanistan: Zwei Rivalen ließen sich als Präsidenten angeloben

Ghani mit seiner Frau Rula

Gleichzeitig ließ sich Ghanis Kontrahent, der bisherige Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, in einer eigenen Zeremonie ebenfalls als Präsident vereidigen.

Afghanistan: Zwei Rivalen ließen sich als Präsidenten angeloben

Abdullah Abdullah

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Ghani von Menschenmassen empfangen und mit militärischen Ehren begrüßt wurde. Auch der Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General Austin Scott Miller, sowie US-Diplomat Zalmay Khalilzad kamen zu Ghanis Zeremonie.

Seit Monaten herrscht Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl im September 2019.

Die Wahlkommission hatte Amtsinhaber Ghani am 18. Februar mit 50,64 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Abdullah spricht von Betrug und beanstandete rund 300 000 Stimmen. Die Wahlbeteiligung war mit 15 Prozent die geringste seit dem Fall des Taliban-Regimes im Jahr 2001.

Thomas Ruttig von der Kabuler Denkfabrik Afghanistan Analysts Network sagte: „Wir wissen nicht, wie die Wahl wirklich ausgegangen ist.“ Hätte man die beanstandeten Stimmen annulliert, so wäre ein zweiter Wahlgang wahrscheinlich gewesen.

Die innenpolitische Krise trifft Afghanistan zur Unzeit. Die USA und die militant-islamistischen Taliban haben gerade ein Abkommen abgeschlossen, das den Weg für innerafghanische Friedensgespräche einleiten sollte. Um in den Verhandlungen mit den Islamisten zu bestehen, ist Beobachtern zufolge vor allem Einigkeit auf Regierungsseite vonnöten.

 

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