Abschiebezentrum in Albanien kostet Italien 114.000 Euro pro Tag
Zusammenfassung
- Italien zahlte 114.000 Euro täglich für albanische Abschiebezentren bei nur 5 Tagen realem Betrieb.
- Baukosten für albanische Plätze 153.000 Euro pro Platz, im Vergleich zu 21.000 Euro in Italien.
- Opposition kritisiert hohe Kosten und ineffiziente Nutzung des albanischen Zentrums.
Der Plan der italienischen Regierung, irregulär eingereiste Migranten in einem Abschiebezentrum in Albanien zu internieren, gerät zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Laut einer Studie der Menschenrechtsorganisation "ActionAid" und der Universität Bari wurden zwischen Oktober und Dezember 2024 für nur fünf Tage realer Betrieb 570.000 Euro an den Betreiber der albanischen Zentren "Medihospes" gezahlt - rund 114.000 Euro pro Tag, obwohl nur 20 Personen dort festgehalten wurden.
Alle in Albanien internierten Migranten wurden innerhalb weniger Stunden wieder freigelassen. Bis März 2025 wurden im albanischen Gjader 400 Plätze geschaffen, die Baukosten beliefen sich auf über 74 Millionen Euro. Das bedeutet 153.000 Euro pro Platz. Zum Vergleich: In Porto Empedocle auf Sizilien wurde 2024 für ein vergleichbares Zentrum mit 50 Plätzen lediglich eine Million Euro ausgegeben - etwa 21.000 Euro pro Platz.
Unterkunft und Verpflegung der Polizei in Albanien kostet 528.000 Euro
Der ActionAid-Experte Fabrizio Coresi kritisierte die Nutzung des albanischen Zentrums als "irrational und unlogisch", zumal es in Italiens Aufnahmezentren freie Kapazitäten gebe. Allein für Unterkunft und Verpflegung der italienischen Polizei in Albanien fielen 528.000 Euro an.
Die italienischen Oppositionsparteien kritisierten den Albanien-Plan der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni scharf. "Meloni muss sich bei den Italienerinnen und Italienern entschuldigen, denn die Zahlen zu den Kosten ihrer illegalen Albanien-Operation sind eine Beleidigung - auch für die Millionen von Menschen, die derzeit in Schwierigkeiten leben", so Oppositionschefin Elly Schlein.
"Diese Maßnahme verletzt nicht nur die grundlegenden Rechte von Migrantinnen und Migranten - so sehr, dass diese Gefängnisse leer geblieben sind - sondern zeigt auch eine eklatante Verschwendung öffentlicher Mittel. Für jeden einzelnen Platz in Albanien haben die Steuerzahler 153.000 Euro gezahlt - im Vergleich zu 21.000 Euro pro Platz in Italien", so Schlein weiter.
Italiens Premierministerin Meloni hatte im November 2023 ein Abkommen mit ihrem albanischen Amtskollegen Edi Rama über zwei Aufnahmelager auf albanischem Boden geschlossen. Von der italienischen Küstenwache gerettete Migranten sollten den Plänen zufolge aufgeteilt werden: Frauen und Kinder sollten nach Italien gebracht werden, bis zu 3.000 Männer zu einem Zeitpunkt jedoch in die Lager in Albanien, wo ihre Asylverfahren von italienischen Behörden abgewickelt werden sollten. Das Projekt wurde jedoch bisher durch einige Gerichtsurteile in Italien gestoppt. Die Lager standen seither die meiste Zeit leer.
Kommentare