Auch angetrieben vom unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy jr., ein Neffe des 35. US-Präsidenten, liegt der Anteil derer, die heute den US-Auslandsgeheimdienst CIA für den Haupt-Strippenzieher der Tat halten, mittlerweile bei 16 Prozent.
Staat an Verschwörungstheorien mitschuldig
Dass die Mythen-Bildung nicht abreißt, die seither neben der CIA die Sowjets, die Kubaner, die Exil-Kubaner, Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson, die Mafia, die Notenbank Fed sowie Außerirdische als Hintermänner des Mordes in Umlauf gebracht hat, geht zuvorderst auf den Staat zurück.
Mehrere offizielle Kommissionen von Regierung und Parlament haben bis heute keine lückenlosen Analysen vorgelegt, die bei allen Teilversionen und Teilwahrheiten ein Fazit ziehen, das von einer überwältigenden Mehrheit der Amerikaner akzeptiert wird.
Stattdessen ist alles Relevante mehr oder weniger strittig geblieben: Die Zahl der Schützen. Die Zahl der Schüsse. Der Ort, von dem aus abgedrückt wurde. Die Flugbahnen der Kugeln. Die Resultate der Autopsie. Die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen.
Die Schüsse spielen eine besondere Rolle. Offiziell gab es drei, die allesamt aus dem sechsten Stockwerk eines Schulbuchlagers abgefeuert worden seien. Zwei trafen. Einer landete an einem Brückenpfosten. Paul Landis glaubt das nicht.
Ex-Personenschützer befeuert Spekulationen
Zum 60. Jahrestag hat der 88-Jährige ein Buch geschrieben. In „The Last Witness“ (Der letzte Zeuge) bricht das ehemalige Mitglied in der Bodyguard-Eskorte des Secret Service für Kennedy zwischen zwei sorgfältig beworbenen Buchdeckeln nach über einem halben Jahrhundert sein Schweigen: Er will in einer Sesselfalte des Cabrios, in dem JFK zur Tatzeit neben Gattin Jackie und dem texanischen Gouverneur John Connally und dessen Ehefrau Nellie fuhr, eine Patronen-Kugel gefunden haben.
Kern-Aussage: Die von einer offiziellen Regierungskommission attestierte Erzählung vom Solo-Todesschützen, der von hinten abgedrückt habe, müsse falsch sein.
Landis hält es für unmöglich, dass die von ihm sichergestellte Kugel - wie offiziell behauptet - in den Nacken Kennedys einschlug, am Hals wieder austrat, danach in den Rücken des vor Kennedy sitzenden Connally eindrang, dessen Lunge und Handgelenk durchschlug, bevor sie im Oberschenkel des Gouverneurs stecken geblieben sein soll.
Arzt spricht von zweiter Eintrittswunde
In exakt diese Kerbe schlägt auch eine frische TV-Dokumentation, in der neben Robert McClelland und Donald Seldin fünf weitere Ärzte umfangreich zu Wort kommen, die Kennedy seinerzeit auf der Intensivstation des Parkland-Krankenhaus auf dem Operationstisch behandelten. Aus Angst vor den Killern, so sagt der inzwischen pensionierte Mediziner Joe Goldstrich, habe man jahrzehntelang darüber geschwiegen, dass JFK neben der verheerenden Schusswunde am Hinterkopf auf der Halsvorderseite in Höhe des Schlips-Kragens eine zweite Eintrittswunde aufwies. Dafür gebe es nur eine logische Erklärung: ein zweiter Schütze.
Selbstredend sind umgehend Experten wie der ehemalige Secret-Service-Agent Clint Hill, der ganz nah dran war, auf den Plan getreten und haben dargelegt, warum das Vorhergesagte nicht zutreffen könne. Der Mythenbildung wird das nichts anhaben. Spätestens zum 75. Todestag Kennedys im Jahr 2038 werden “neue” Versionen erwartet.
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