IAA 2025: Wer im Rennen zwischen China und Europa die Nase vorn hat

Der neue XPENG P7.
Zusammenfassung
- Chinesische Hersteller treten auf der IAA Mobility 2025 mit einer breiten Modellpalette und großem Selbstbewusstsein auf, stoßen aber in Europa noch auf geringe Markenbekanntheit.
- Europäische Marken setzen auf Technologie, Qualität und Markenimage und präsentieren zahlreiche Premieren, um ihre Position im Wettbewerb zu stärken.
- Trotz wachsender Präsenz bleibt der Marktanteil chinesischer Hersteller in Europa überschaubar, während der Transformationsdruck auf beide Märkte hoch ist.
Blitzende Lichter, futuristische Karosserien, dichtes Gedränge: Auf der IAA in München entfaltete sich der Kampf um die Zukunft der Mobilität zwischen Europa und China in seiner ganzen Dramatik. Das Ringen drehte sich dabei weniger um große Gesten, sondern um Innovation, Design und Preispolitik.
Aufmerksamkeit zogen die 116 chinesischen Aussteller, so viele wie noch nie, auf sich. Ihre Messestände sind riesig. Neben etablierten Namen wie BYD, Xpeng oder Leapmotor traten auch Newcomer wie Aito auf. „Die chinesischen Mitbewerber sind derzeit die besten der Welt. Aber wir wissen, was zu tun ist und sind fähig, es zu tun“, gibt sich der neue Renault-Chef François Provost auf der Messe kämpferisch. Renault ist nicht nur dabei, neue Modelle schneller zu entwickeln, das Ziel sei, bis 2028 die Kosten für Elektroautos um 40 Prozent zu reduzieren.
Neue Modelle aus Fernost
Bei den Produktpremieren trat China selbstbewusst auf: BYD zeigte den Seal 6 DM-i Touring, einen Plug-in-Hybrid mit großer Reichweite. Xpeng präsentierte den P7, eine sportliche Limousine, sowie den Siebensitzer X9. Leapmotor brachte das kompakte Modell B05 für das europäische C-Segment. Hongqi stellte mit dem E-SUV EHS5 ein Modell für den Markteinstieg in Europa vor.
Antworten aus Europa
Die europäische Hersteller setzten indes auf andere Strategien: Sie betonen auf der IAA nicht nur den Preis, sondern vor allem Technologie, Qualität und Markenimage. BMW präsentierte mit der „Neuen Klasse“ die nächste Generation elektrischer Modelle, beginnend mit dem iX3. Mercedes stellte die E-Version des GLC vor, Volkswagen zeigte das ID.Cross Concept, Skoda die Studien Vision O und Epiq. Cupra wiederum setzte mit den Showcars Raval und Tindaya stark auf Emotionalität und Design. Ein insgesamt starker Auftritt der europäischen Marken.
Stagnation trotz Offensive
Trotz der Modelloffensive der chinesischen Hersteller bleiben ihre Verkaufszahlen in Europa überschaubar. Im ersten Halbjahr erreichten sie laut Reuters einen Marktanteil von 5,1 Prozent. 2024 kamen Elektrofahrzeuge aus China zeitweise auf rund 11 Prozent Marktanteil, viele Verkäufe erfolgten jedoch noch vor Inkrafttreten der EU-Strafzölle. Gründe für den vergleichsweise geringen Absatz sind eine (noch) geringe Markenbekanntheit sowie ein im Aufbau befindliches Händler- und Servicenetz. Bis 2027 prognostiziert Schmidt Automotive Research einen chinesischen Marktanteil von bis zu zwölf Prozent in Europa – ein überschaubarer Wert.
Markt unter Druck
„In China elektrifiziert der Markt deutlich schneller als erwartet, in den USA sehen wir sogar eine Verlangsamung. Europa liegt dazwischen“, erklärt Albert Waas, Boston Consulting Group. Er verweist auf die strukturellen Unterschiede: „In China herrscht ein Preiskampf, der eigentlich ruinös ist. Westliche Hersteller können dort preislich nicht mithalten und sind bei der Software oft rückständig.“ Gleichzeitig sei auch der europäische Markt schwieriger, als es sich manche Strategen vorgestellt hätten: Laut dem europäischen Automobilherstellerverband ACEA entspricht der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEVs) der EU im ersten Halbjahr 2025 15,6 Prozent. Obwohl der Anteil von BEVs gestiegen ist, bleibt er bisher hinter den Erwartungen zurück.
Hinzu käme laut Waas, dass viele europäische Hersteller in einer Doppelstrategie gefangen sind: „Sie müssen parallel in Verbrenner und Elektro investieren. Das bindet enorme Mittel und verlangsamt die Transformation. Wir sehen häufiger, dass Strategien angepasst werden. Die Parallelität wird länger bestehen bleiben, als gedacht.“
Kommentare