VW: "Liegt an uns, Elektromobilität für breite Kundschaft verfügbar zu machen"

Zusammenfassung
- Martin Sander, Vertriebs- und Marketingvorstand bei VW, im Gespräch
- VW Golf kommt als Elektroversion, mit Verbrenner wird es den Golf auch weiterhin geben
- Der elektrische ID.2 all kommt 2026, ein Jahr später der ID.Every1
- VW muss an der Wettbewerbsfähigkeit der Marke und an den Kosten arbeiten
Seit Juli vergangenen Jahres ist der Deutsche Martin Sander Vorstand für Vertrieb, Marketing und After Sales bei Volkswagen Pkw, nachdem er zuvor Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH war. Wir sprachen mit ihm über die Pläne der Wolfsburger.
KURIER: Wie ist aktuell die Stimmungslage bei VW? Die Schlagzeilen waren in der Vergangenheit ja nicht wirklich positiv…
Sander: Wir haben wichtige Entscheidungen getroffen und Diskussionen geführt, die man so in der Vergangenheit nicht gewohnt war, die aber auf Grund der aktuellen Situation in der Branche notwendig sind. Die Auftragslage ist gut und wir haben viele neue Autos im Portfolio, die bei unseren Kunden gut ankommen. 2025 ist auch das erste Gesamtjahr, in dem wir den ID.7 verkaufen. Übrigens: derzeit ist die Nachfrage nach dem ID.7 in Europa sogar höher als nach dem Passat. Wir sehen gleichzeitig positive Wachstumsraten in Nordamerika, Südamerika und selbst in China. Da, wo wir ein gutes Produktangebot in China haben, vor allem bei den Verbrennungsmotoren, sind wir Nummer eins und bauen unseren Marktanteil aus. Bei den Elektroautos haben wir in China derzeit ein eingeschränktes Angebot, das wird sich aber im kommenden Jahr auch ändern. Die Marke VW ist stark und wir haben die richtigen Produkte in der Pipeline. Das stimmt uns zuversichtlich. Trotzdem, der Druck in der Branche ist riesig. Darum müssen wir ständig an der Wettbewerbsfähigkeit der Marke und an den Kosten arbeiten.
Das meistverkaufte Auto in Österreich war letztes Jahr der Golf. Wie sehen die Pläne rund um einen elektrischen Golf aus?
Wir gehen davon aus, dass wir noch für eine lange Zeit Verbrennermotoren und Elektroantriebe parallel verkaufen werden. Der Golf ist ja ein ungemein wichtiges Auto, eine Ikone. Deswegen werden wir den Golf mit Verbrennungsmotor auch noch lange anbieten, daneben werden wir aber auch einen elektrischen Golf kreieren. Das heißt, der Golf bekommt einen elektrischen Bruder und die beiden werden viele Jahren nebeneinander existieren.
VW kooperiert mit Rivian aus den USA und Xpeng aus China. Was verspricht man sich davon?
Das Stichwort ist eine zonale Architektur mit wenigen, aber sehr leistungsstarken Rechnern. Darauf setzen wir hochmoderne Fahrassistenzsysteme und modernste digitale Funktionen auf, um in der Ära der intelligenten, voll vernetzten Fahrzeugen eine führende Position zu übernehmen. Um in der Entwicklung noch schneller zu werden, haben wir uns mit starken Partnern verbündet. Für die westliche Hemisphäre entwickelt das Joint Venture „Rivian and Volkswagen Group Technologies“ die zonale elektronische Architektur der nächsten Generation mitsamt branchenführender Softwaretechnologie. Sie ist für elektrischen Fahrzeugplattformen im Konzern ausgelegt, wesentliche Komponenten sollen ab 2027 in ersten Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen - auch in unserem ID.EVERY1. In China entwickeln Volkswagen China Technology Company und CARIAD China gemeinsam mit XPeng die neue E/E Architektur CEA. Diese bringen wir schnell in lokal produzierte Modelle.
Wir sprechen hier vom sogenannten softwaredefinierten Auto…
Ja, genau. Wir verstehen darunter vor allem das kundendefinierte Auto. Der Kunde definiert, welche Funktionen er in seinem Fahrzeug benötigt. Um das alles abzubilden, was der Kunde braucht und erwartet, aber auch für die geforderten Assistenzsysteme, spielt die Architektur eine große Rolle. Deswegen muss man heute vom ersten Tag an verstehen, wie die Elektronikarchitektur aufgesetzt wird und welche Software man benötigt.
Die Kunden fragen immer nach den leistbaren Elektroautos unter 20.000 Euro. Was ist bei VW hier zu erwarten?
Die Serienversion des ID.2 all werden wir 2026 vorstellen. Und das zu einem Startpreis von rund 25.000 Euro. Und ein Jahr später folgt der ID. EVERY1 mit einem Zielpreis von etwa 20.000 Euro. Wir sind schließlich Volkswagen und gerade deswegen liegt es an uns, die Elektromobilität für eine breite Kundenschicht verfügbar zu machen. Gerade im Bereich zwischen 20.000 und 30.000 Euro sehen wir einen Riesenmarkt, wo derzeit noch die Produkte fehlen.
Neben den elektrischen Modellen wird es noch heuer auch einen neuen T-Roc geben. Auch ein wichtiges Auto für VW…
Ja, vom Volumen her ein sehr wichtiges Auto für uns und da kann man sich auch drauf freuen. Das wird ein tolles Auto mit einem tollen Design und die Antriebe werden alle elektrifiziert sein.
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