Kleiner geht’s nicht, oder: Ist das ein echtes Auto? Der Microlino im Test

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Der Microlino zieht nicht nur wegen seiner Größe Blicke auf sich. Wir fahren mit dem Kleinstauto grinsend durch den Stadtverkehr.

Zusammenfassung

  • Der Microlino ist ein elektrisches Microauto im Stil der Isetta, das in der Stadt für viel Aufmerksamkeit sorgt.
  • Er bietet Fahrspaß und Agilität, hat aber weder Airbags noch moderne Sicherheitsfeatures und ist eher spartanisch ausgestattet.
  • Für rund 20.000 Euro bekommt man ein charmantes Stadtfahrzeug für zwei Personen, das auf der Autobahn jedoch nicht überzeugt.

Kein anderes Auto schafft so viel Zuspruch: tanzender Jubel von Passanten, Daumen hoch, grinsendes Nachschauen, neugieriges Fragen an der Ampel – der Microlino ist winzig, aber alles andere als unscheinbar. Mit seinen 2,52 Metern Länge (und 1,47 Metern Breite) ist er der Star auf Wiens Straßen. Nie zuvor habe ich mich als Autofahrerin so geliebt gefühlt.

Wie die Isetta aus den 50ern

Ja, der Vergleich zur Isetta, von 1955 bis 1962 von BMW gebaut, ist durchaus zulässig. Der Microlino, jetzt von einer Schweizer Firma, ist quasi die elektrisch-moderne Variante davon. Dahinter steckt die Familie Ouboter und somit jenes Familienunternehmen, das auch die Micro-Roller (gibt’s in fast jedem Kinder-Haushalt) macht. Der Microlino ist ein Kabinenroller, erhältlich als Mopedvariante – bis 45 km/h, Reichweite 93 Kilometer, Führerscheinkategorie AM – oder als Mini-Auto – dann 90 km/h schnell, mit einer Reichweite von 228 Kilometer. Dafür braucht man dann auch den B-Führerschein. Die Auto-Variante kommt mit Fetzendach, Softclose-Mechanismus für die Fronttüre, Sport-Modus und neuerdings auch Heizung bzw. Klimaanlage.

Wir fahren die Auto-Variante und haben viel Freude: Angetrieben wird der Zweisitzer von einem Heckmotor mit 12,4 kW/17 PS. Damit ist man im Stadtverkehr vorne dabei, schafft es auf 50 km/h in fünf Sekunden. Der Sport-Knopf macht alles noch agiler. Fahrgefühl: aufregend, lässig, cool. Mit den 13-Zoll-Rädchen saust man dahin – wird es schneller und kommen Bodenwellen, fängt das Gefährt durch den kurzen Radstand aber zu hopsen an.

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Sicherheit fehlanzeige

Und: Der Microlino hat weder Bremskraftverstärker noch Servolenkung, man muss ihn also aktiv fahren und beim Einparken ordentlich kurbeln. Uns fehlen Sonnenblenden (weil Glasfront groß und Herbstsonne niedrig) und ein wenig das Sicherheitsgefühl. Der Microlino wirkt, als wäre er aus solidem Blech, er hat aber keine Airbags, Assistenzen oder gar eine Knautschzone. In dieser Fahrzeugkategorie (L7e) ist das alles auch nicht vorgeschrieben, auch keine Crashtests. Zudem ist sein Motorengeräusch für einen E-Motor ziemlich laut. Auch ein gut funktionierendes Radio wäre für diesen Preis angemessen. Die mitgelieferte Musikbox mit Handy-Kopplung funktioniert – aber nicht gut.

Fazit: Mit keinem Gefährt ist man aktuell charmanter unterwegs. Für den Preis (ab 19.990 Euro) bekommt man ein entzückendes Microauto für die Stadt, für zwei Personen, mit ziemlich gutem Kofferraum – bei uns saß sogar der Hund drin. Das große Aufsehen reduziert die Chance auf Übersehenwerden. Auf die Autobahn haben wir uns aber aus ebendieser Sorge nicht gewagt.

Zwei Varianten

Die kleine Version fährt 45 km/h, darf mit Mopedschein gelenkt werden, hat 93 km Reichweite:  ab 17.990 Euro. Die „große“ Version fährt 90 km/h schnell, darf mit dem Autoführerschein gelenkt werden, fährt 228 km weit und kostet ab 19.990 Euro. Der Microlino fasst zwei Personen, hat 230 Liter Kofferraumvolumen, ein Gewicht von 500 Kilogramm und wird in Italien produziert.

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