Debatte um Audi A8 Dienstwagen: So schön wäre Schellhorn im A6 gefahren

Es ist eine erste Ausfahrt. Und eine Testfahrt, die ungewöhnlich beginnt.
Audi präsentierte diese Woche in Österreich den neuen A6, einen Umsatzbringer im C-Segment, der Dienstwagen schlechthin. Jenes Auto, das Staatssekretär Sepp Schellhorn nicht für sich wollte, stattdessen die höhere Klasse Audi A8 bestellte. Zu wenig Platz und Beinfreiheit hätte der A6.
Wir wollen deshalb bei der Testfahrt nicht fahren - wir wollen gefahren werden. Also nehmen wir Platz. Hinten rechts, dort, wo sich Passagiere von ihrem Fahrer für gewöhnlich chauffieren lassen. Der Bundespräsident sitzt auf diesem Platz, Top-Manager auch, auch Kanzler und Minister sitzen hier bevorzugt. Sehr oft in deutschen Fabrikaten, sie dominieren das Dienstwagen-Segment im deutschsprachigen Raum. Der deutsche Kanzler fährt übrigens, weil man alle großen deutschen Marken gleichbehandeln und keine bevorzugen will, nicht nur in einem Audi (allerdings den A8 in der Langversion), sondern hat im Fuhrpark auch die Mercedes S-Klasse und die BMW 7er-Limousine. Immer gepanzert und mit höchster Sicherheitsausstattung, sowas gibt es in Österreich im Fuhrpark der Regierung nicht.

Der neue A6, die Business Class von Audi
Hinten einsteigen
Um zu spüren, wie viel Platz und Komfort hier, im neuen Audi A6 herrschen, steigen wir also hinten ein. Dazu sei gesagt: die Redakteurin misst 1,66m. Da ist also viel Platz für bequemes Sitzen. Und auch wenn Audi diese Größe offiziell nicht mehr angeben will: es sind etwa 95 Zentimeter von der hinteren Rückenlehne bis zum normal eingestellten Vordersitz. Die Rückbank ist also tief genug, sodass die Oberschenkel aufliegen und vor den Knien messen wir etwa 20 Zentimeter Platz. Auch die Kopffreiheit ist gegeben, rund 25 Zentimeter Platz sind ober dem Haupt frei.
Einzig: unsere Füße in den Schuhen passen nicht unter den Vordersitz. Der Beifahrersitz liegt so tief im Wagen, dass da kein Platz ist, die Zehen darunter zu schieben.

Viel Raum, gediegenes Audi-Flair
Was man hinten noch alles hat?
Ein eigenes Bedienpanel, um die Klimatisierung zu steuern. Mittig im Dachhimmel starke LED-Leuchten, um auch in der Nacht arbeiten zu können. Eine Mittelkonsole zum Runterklappen, in der zwei Cupholder integriert sind und insgesamt eine Wohlfühlatmosphäre durch hochwertige Materialien (eine Kombination aus Leder und Kunstleder). Aber den Superluxus, wie es ihn im A8 gibt, findet man hier nicht. Alles gediegen, alles Audi-fein, alles richtig gut ausgestattet und proportioniert. Aber eben nicht Luxusklasse. Im Flugzeug wäre der A6 quasi die Business-Class, der A8 wäre First Class.
Angenehm auffallend ist, wie leise der neue A6 läuft: Wir sind eine Diesel-Motorisierung mitgefahren, die Außengeräusche sind richtig gut abgedichtet. Die Unterhaltung mit meinem Chauffeur ist unangestrengt möglich. Er übrigens, der Motor-Kollege einer anderen Zeitung, sitzt souverän am Fahrersitz und lenkt den A6 gekonnt auf der Autobahn. Navi und Assistenzsysteme helfen, ohne zu nerven. Die Bedienfelder und Screen erstrecken sich vor dem Fahrer, der Wagen liegt betont stabil und ruhig auf der Straße.

Große Screens für Fahrer und Beifahrer
Marktführerschaft wiedererobern
Lange war der A6 Marktführer im C-Segment. Für Markenleiter Thomas Beran „ein Ziel, das wieder zu werden“. Der Absatz bei Firmenkunden ist dafür entscheidend, ist doch der A6 ob seiner Größe und möglichen Ausstattung ein idealer Dienstwagen. Mit seiner Länge von 4.999 cm und dem langen Radstand von 2.917 cm ist der A6 ein Fahrzeug „mit enorm hohem Streckenkomfort“, sagt Entwickler Andreas Sticht bei der Präsentation. In Audi-Worten klingt das so: „Der neue Audi A6 Avant ist dynamischer, effizienter und digitaler als je zuvor und steht wie kein anderes Fahrzeug in der Premium-Oberklasse für erstklassiges Reisen. Auf langen Strecken und in der Großstadt sorgen die Allradlenkung und die adaptive Luftfederung für hohen Fahrkomfort und agiles Handling, wobei die jetzt serienmäßige Progressivlenkung zu einem besonders präzisen und leichtfüßigen Fahrverhalten beiträgt.“ Julia Winkler, Pressesprecherin des A6: „Der A6 verbindet sportliche Elemente mit Eleganz. Er ist länger geworden, aber auch etwas schmäler, er wirkt flach und trotzdem breit.“ Und auch sie betont, dass das Fahrzeug „viel Platz im Innenraum bietet“. Zudem eine fast perfekte Aerodynamik: mit 0,23 cW-Wert für die Limousine und 0,25 für den Avant (also Kombi) sei man im absoluten Spitzenfeld.
Doch noch selbstfahren
Zeit, das Fahrverhalten des neuen A6 zu testen. Wir wechseln von der Rückbank auf den Fahrersitz und erleben die Unaufgeregtheit in Form eines Autos. Das Fahrzeug ist enorm stabil (der Radstand), gleichzeitig spontan (die Lenkung) und äußerst komfortabel zu fahren. Eine besondere Freude ist das straffe Fahrwerk: die gesamte Strecke vom Lenkrad bis zu den Reifen wurde versteift, damit wird die Lenkung sehr direkt übertragen – und zwar in beide Richtung. Manöver des Fahrers wirken sofort auf die Lenkung, auch die Rückmeldung von der Straße passiert direkt. „Da ist keinerlei Nervosität bei der Normalfahrt“, sagt der Enwickler und wir nehmen das auch genauso wahr. Überlandfahrten sind eindeutig das Metier des A6.
Audi A6 Avant TFSI: 150 kW (204 PS), 1.984 cm3 Hubraum, Verbrauch 8,5-7,2 l/100 km, ab 66.199 Euro
Audi A6 Avant TDI: 150 kW (204 PS), 1.968 cm3 Hubraum, Verbrauch 6,1-5,1 l/100 km, ab 66.151 Euro
Audi A6 Avant quattro: TDI 150 kW (204 PS), 1.968 cm3 Hubraum, Verbrauch 6,2-5,3 l/100 km, ab 71.176 Euro
Audi A6 Avant quattro: TFSI 270 kW (367 PS), 2.995 cm3 Hubraum, Verbrauch 8,4-7,0 l/100 km, ab 91.701 Euro
Audi und der A6 am österreichischen Markt
Für Audi im verliefen die ersten drei Monate des Jahres 2025 gut. Mit 4.779 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 7,3 Prozent liegen die vier Ringe deutlich über den Vorjahreswerten (3.908 Neuzulassungen, Marktanteil 6,2 Prozent) und sicherten sich einen den vierten Platz am Gesamtmarkt und Platz 2 unter den Premium-Marken.
Dazu trug auch die A6-Modellriege bei, die, wenn man die Vorgänger der „C-Baureihe“, also den Audi 100 mitrechnet, vor 57 Jahren den Einstieg der Marke in die obere Mittelklasse markierte und seither eine definierende Größe im Segment ist. Die gesamte C-Familie von Audi hat seit 1969 insgesamt über 140.000 Neuzulassungen am heimischen Automarkt verzeichnet. Seit 2018 ist der Audi A6 auf dem Markt, auch im Jahr 2024 war er mit 1.511 Neuzulassungen erneut Spitzenreiter in seinem Segment. Mehr noch: Er machte allein über 10 Prozent des Segment-Gesamtvolumens aus. Dabei entfielen fast 85 Prozent auf den Avant.
Die Preise
Der neue Audi A6 Avant ist bereits bestellbar. Mit der Einstiegsmotorisierung kostet er als A6 Avant TFSI 150 kW in Österreich ab 66.200 Euro. Der 2.0 TDI mit der MHEV plus-Technologie kostet ab 69.150 Euro. Die ersten Auslieferungen an Kundinnen und Kunden erfolgen noch im Mai 2025. Auch die Limousine ist bereits bestellbar. Erstmals ausgeliefert wird sie im Sommer. In Summe erwartet Audi in Österreich nach wie vor einen starken Überhang an Avant-Verkäufen. Rund 80 Prozent der Kunden werden sich für diese Karosserievariante entscheiden. Auch bei den Motorisierungen gibt es einen klaren Bestseller: Den TDI mit quattro-Allradantrieb. Auf diese Kombination werden voraussichtlich 75 Prozent der Verkäufe fallen.
Zum Vergleich: Der Audi A8 startet in Österreich ab 121.365 Euro - ist preislich also ganz anders positioniert als der A6.
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