Tempo 150 auf Aubahnen: Spritverbrauch versus Zeitersparnis

Zusammenfassung
- Einführung von Tempo 150 auf Autobahnen könnte CO2-Ausstoß um 19% und Unfallrisiko erhöhen, so der VCÖ.
- Höheres Tempolimit widerspricht Zielen der Treibhausgasreduktion und verschlechtert Verkehrsfluss.
- Der ADAC plädiert für wissenschaftliche Untersuchungen zu Tempolimits, betont jedoch Autobahnen als sicherste Straßen.
Die Einführung von Tempo 150 auf Autobahnen, die laut Medienberichten in den Regierungsverhandlungen von FPÖ und ÖVP Thema sein soll, hätte vielfache negative Folgen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vergleich zu Tempo 130 nimmt laut Daten des Umweltbundesamts bei Pkw im Schnitt der CO2-Ausstoß um 19 Prozent zu, die Feinstaub-Emissionen um 31 Prozent und jene der Stickoxide um 44 Prozent. Hinzu kommen mehr Spritverbrauch und Verkehrslärm sowie erhöhtes Unfallrisiko.
Was bringt Tempo 150?
Eine Erhöhung des Tempolimits steht im Widerspruch zum Ziel, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und die Luftqualität in Österreich zu verbessern, verweist der VCÖ ebenso auf Daten des Umweltbundesamts. Auch der Spritverbrauch nimmt mit dem Tempo zu. Ein Pkw, der bei 130 km/h 6,5 Liter pro 100 Kilometer benötigt, verbrennt bei 150 km/h im Schnitt 7,7 Liter. Wird nach Bremsmanövern häufiger beschleunigt, steigt der Spritverbrauch zusätzlich, informierte der VCÖ am Mittwoch in einer Aussendung.
Die größeren Geschwindigkeitsunterschiede und häufigeren Bremsmanöver verschlechtern wiederum den Verkehrsfluss, das Risiko von Staubildung steigt. Außerdem sinkt die Reichweite, dagegen nimmt der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, stark zu.
Während ein Pkw bei 130 km/h auf trockener Fahrbahn und einer Reaktionszeit von 0,8 Sekunden bei Notbremsung nach 73 Metern steht, hat der Pkw bei gleichen Bedingungen mit 150 km/h nach 73 Metern noch eine Geschwindigkeit von 122 km/h, warnt der VCÖ.
"Preis für Zeitgewinn hoch"
"Der Preis für einen Zeitgewinn, der in der Praxis deutlich geringer sein wird als in der Theorie, wäre hoch: Mehr Spritverbrauch, mehr Verkehrslärm für die Anrainerinnen und Anrainer, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe, ein erhöhter CO2-Ausstoß und durch den deutlich längeren Anhalteweg ein erhöhtes Unfallrisiko", fasste Michael Schwendinger vom VCÖ zusammen.
Die bereits bestehende FPÖ-ÖVP-Koalition auf Landesebene in der Steiermark erwägt laut Medienberichten zudem die Abschaffung des Feinstaub-Tempolimits auf Autobahnen im Raum Graz - des sogenannten Luft-Hunderters.
Auf deutschen Autobahnen gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzung für Pkw bis 3,5 t, es sei denn, diese wird durch Verkehrsschilder vorgegeben. Es gilt eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.
Die Haltung der Menschen in Deutschland zu einem generellen Tempolimit auf Autobahnen hat sich in laut ADAC den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. Seit einigen Jahren steigt die Zustimmung für eine Einführung. Auch 55 Prozent der ADAC Mitglieder sind inzwischen dafür. Allerdings sprechen sich auch 40 Prozent von ihnen dagegen aus.
Tempolimit Ja oder Nein?
Ein generelles Tempolimit bleibt also ein polarisierendes Thema. Zudem sind seine Wirkungen auf Verkehrssicherheit, Klimaschutz, Staus und Reisezeiten teilweise unklar. Deshalb verzichtet der ADAC auf eine Empfehlung an die Politik.
Der Club plädiert stattdessen für eine Versachlichung der Debatte und regt zugleich eine Temposteuerung über mehr Wechselverkehrszeichen entlang der Autobahnen an. ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: "Wichtig ist es, Grenzen und Möglichkeiten eines Tempolimits für die Verkehrssicherheit und den Klimaschutz genau zu untersuchen. Insbesondere hinsichtlich der Wirkungen auf die Verkehrssicherheit liegen die heutigen Schätzungen noch weit auseinander. Deshalb ist es sinnvoll, eine wissenschaftliche Untersuchung unter Nutzung von Pilotstrecken einschließlich der Prüfung zeitlicher Differenzierungen anzustoßen."
Autobahnen sicher
Autobahnen sind die sichersten Straßen in Deutschland. Dort werden pro Jahr etwa ein Drittel aller Kraftfahrzeugkilometer gefahren. Der Anteil der Verkehrstoten ist im Vergleich dazu mit rund 11 Prozent unterdurchschnittlich.
Vergleicht man das Sicherheitsniveau von Ländern mit generellem Tempolimit mit dem Deutschlands, so ist kein direkter Zusammenhang feststellbar: Frankreich, Tschechien oder die USA etwa stehen nicht besser da. In der Schweiz, den Niederlanden und Österreich ist das Sicherheitsniveau dagegen höher.
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