"Spark Alliance": Neues Bündnis soll Laden von E-Autos in Europa vereinfachen

Ladesäule für E-Autos
Vier große Ladeanbieter gründen die „Spark Alliance“. Ab Sommer sollen Fahrer von Elektroautos europaweit einfacher laden – auch in Österreich. Doch ein Detail dürfte für Diskussion sorgen.

Die Vielfalt an Lade-Apps, Bezahlsystemen und Anbieterstrukturen, vor allem aber die intransparenten Preise zählen zu den größten Ärgernissen für Elektroautofahrer in Europa – das gilt auch für Österreich. Wer ins benachbarte Ausland reist, sieht sich oft mit einem Flickenteppich aus Ladekarten, Roaming-Gebühren und Inkompatibilitäten konfrontiert.

Ein neues Bündnis will das nun ändern: Fastned, Ionity, Electra und Atlante – vier der führenden Anbieter von Schnelllade-Infrastruktur (HPC, High Power Charging) – haben sich zur sogenannten „Spark Alliance“ zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Ein gemeinsames, nahtloses Ladenetzwerk in 25 europäischen Ländern – mit mehr als 11.000 Ladepunkten und ohne App-Wechsel oder Ladekarten-Wirrwarr.

Was aber bleibt sind die Abos: Günstig laden an diesen HPC-Säulen kann nur, wer ein Abo abschließt. Und das zahlt sich meist nur für jene aus, die viel mit dem E-Auto unterwegs sind. Wer daheim laden kann und die Schnelllader an der Autobahn nur für Urlaubsreisen in Anspruch nimmt, wird wahrscheinlich günstiger ohne Abo unterwegs sein.  

"Spark Alliance": Neues Bündnis soll Laden von E-Autos in Europa vereinfachen

Kurz zum Hintergrund: Ionity verfügt über das mit Abstand größte HPC-Netz. In Slowenien und Kroatien ist Ionity derzeit der einzige der vier Anbieter mit Stationen. Fastned und Electra sind bislang vorwiegend in West- und Mitteleuropa tätig; Atlante fast ausschließlich in Italien/Frankreich. Für Reisende bedeutet dies, dass auf typischen Routen von Österreich nach Deutschland oder Italien mehrere Netzangebote verfügbar sind (Ionity überall, Fastned im DACH-Raum zunehmend, in Italien vor allem Ionity und lokale Anbieter wie Enel X, künftig Atlante/Electra). In Richtung Adria (Slowenien, Kroatien) stützen sich Fernreisende primär auf IONITY sowie regionale CPOs (z. B. Petrol in SLO, HEP/Elen in HR), da Fastned, Electra und Atlante dort (noch) nicht vertreten sind.

Ein Bündnis mit Premium-Anspruch

Kernversprechen der Spark Alliance ist ein vereinfachtes Ladeerlebnis: Fahrer sollen künftig jede beliebige App der vier Anbieter nutzen können, um Ladepunkte der jeweils anderen zu finden, zu starten und zu bezahlen – ohne zusätzliche Registrierung. Schon ab Sommer 2025 sollen alle Ladepunkte der Allianz-Partner in den jeweiligen Apps auftauchen und freigegeben sein.

Die Spark Alliance positioniert sich dabei bewusst nicht als Masse-Anbieter, sondern als Premium-Netzwerk mit Fokus auf Qualität, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Sprich: Wer künftig das Spark-Alliance-Logo bei einer Ladestation sieht, muss davon ausgehen können, dass sehr hohe Ladeleistungen (300 kW plus) angeboten werden. Als Bonus wird damit geworben, dass ausschließlich erneuerbarer Strom verwendet wird. Atomstrom zählt aus EU-Sicht absurderweise zu „Grün-Strom“, was insofern nicht verwundert, dass Frankreich fast 70 Prozent Atomstrom im System hat. 

Keine einheitlichen Preise

Was die Spark Alliance aber nicht einführen will, sind einheitliche Preise. Zwar sollen Nutzer künftig transparenter sehen, was sie der Ladevorgang kosten wird – doch jedes Unternehmen bleibt bei seiner eigenen Preisgestaltung. Auch im ersten Schritt des Rollouts (Sommer 2025) wird die Abrechnung technisch noch über die Plattform des jeweiligen Säulenbetreibers erfolgen – echtes „Roaming“ im Hintergrund soll erst ab Herbst 2025 folgen.

Damit bleibt das Laden zwar bequemer – aber nicht unbedingt günstiger. In Österreich und Umgebung schwanken die Preise derzeit stark: Während Ionity für Ad-hoc-Laden  0,79 €/kWh verlangt, bietet Fastned günstigere Tarife mit optionalem Vielfahrer-Abo (ab 0,51 €/kWh). Auch bei Electra und Atlante sind die Preismodelle unterschiedlich. Ein Vergleich lohnt sich also weiterhin, man sollte sich aber schon einen guten Vormittag reservieren, um hinter die Kostenstrukturen blicken zu können.

Was bedeutet das für Österreich-Reisende?

Für Österreichs E-Auto-Fahrer ist das Bündnis besonders interessant, weil alle vier Anbieter bereits in relevanten Reiseländern aktiv sind oder es in Kürze sein werden.

Ein Schritt Richtung Konsolidierung

Die Gründung der Spark Alliance soll ein Wendepunkt sein – nicht nur für Nutzer, sondern für den Markt selbst. „Der Lade-Markt hat viele Charakteristika eines Plattform-Marktes. Und dort gilt: The winner takes it all“, sagt Ionity-CEO Jeroen van Tilburg. In anderen Worten: Es zeichnet sich eine Konsolidierung ab, bei der nur wenige große Anbieter langfristig bestehen könnten.

Bemerkenswert ist, wer bei der Spark Alliance nicht dabei ist: Weder Tesla (mit seinem eigenen Supercharger-Netz), noch deutsche Platzhirsche wie EnBW oder Allego, noch europäische Giganten wie ChargePoint oder Vianeo.  Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass die Spark Alliance weitere Ladeanbieter aufnimmt, aber erst 2026.

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