Warum Jungs Automarken auswendig lernen und Mädchen das nicht immer interessiert

Zusammenfassung
- Studien zeigen, dass bereits Sechsjährige Jungen mehr technische Fähigkeiten zutrauen als Mädchen, was auf geschlechtsspezifische Sozialisation zurückzuführen ist.
- Gesellschaftliche Normen und Erwartungen beeinflussen die Interessen von Jungen und Mädchen, wobei Jungen häufiger mit Technik in Berührung kommen.
- Es gibt zunehmende Bemühungen, Mädchen für Technik zu interessieren, aber männliche Rollenvorbilder dominieren weiterhin den technischen Bereich.
Wir gehen mit dem Cousin durch die Straßen Wiens und er kann - obwohl noch im Kindergartenalter - fast jede Automarke benennen. Ich staune. Sein Enthusiasmus lässt die Cousinen, die neben ihm gehen, hingegen völlig kalt.
Es ist ein Phänomen, das viele von uns aus der eigenen Kindheit kennen: Während Jungen oft eine erstaunliche Leidenschaft für Automarken entwickeln – sie können die Namen von Autos auswendig und wissen genau, welches Modell gerade angesagt ist – scheinen Mädchen damit eher weniger anzufangen. Aber warum ist das so? Liegt es an einer „männlichen“ Prägung oder gibt es wissenschaftliche Erklärungen für dieses unterschiedliche Interesse?
Das Thema „Automarken“ ist tief in der Sozialisation verwurzelt
Schon früh lernen wir, was von uns erwartet wird und was die Gesellschaft als „normal“ oder „typisch“ für Jungen und Mädchen ansieht. In Österreich, wie auch in vielen anderen Ländern, ist das Thema Auto traditionell und noch heute stark mit Männlichkeit verknüpft. Studien zeigen, dass Jungen häufig mit technischen Spielzeugen und Autos in Kontakt kommen, während Mädchen häufiger mit Puppen und „häuslichen“ Szenarien spielen. Dies prägt ihre Interessen und beeinflusst ihre spätere Wahrnehmung von Technik.
Das American Institute of Research hat im Vorjahr in einer Studie 145.200 Kindern im Alter von vier bis 17 Jahren aus über 30 Ländern befragt. Dabei zeigt sich, dass Kinder Buben schon mit sechs Jahren mehr Fähigkeiten in Informatik und Ingenieurwissenschaften zutrauen als Mädchen. Je älter sie werden, desto mehr glauben Mädchen, dass Buben über mehr technische Fähigkeiten verfügen würden.
Ich erinnere mich genau, als eine Dame im Kaffeehaus zu meiner Tochter einst überrascht sagte: "Du hast ein Spielzeugauto? Du bist doch ein Mädchen!!!"
Bereits Sechsjährige denken, Buben hätten mehr technische Fähigkeiten als Mädchen
Das gesellschaftliche Umfeld spielt also eine zentrale Rolle. Jungen werden ermutigt, sich mit Autos zu beschäftigen, und erhalten von klein auf das Gefühl, dass dies „ihr Thema“ ist. Mädchen hingegen erleben eher das Gegenteil: Das Interesse an Autos und Technik wird nicht immer als „weiblich“ wahrgenommen. Diese Stereotype wirken sich auf die Selbstwahrnehmung und auf die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten aus. Auch heute.
Besonders bei jungen Mädchen in der Teenagerzeit wäre ein wachsendes Interesse an Fahrzeugen und Technik da. Jedoch hat das Fehlen weiblicher Vorbilder im technischen Bereich einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung dieses Interesses... Zu oft wird es einfach - abwürgt.
Die Folge: Noch immer bleibt der technische Bereich männlich dominiert. Der Hoffnungsschimmer: Die Autoindustrie selbst erkennt zunehmend das Potenzial des weiblichen Marktes und hat begonnen, gezielt auch Frauen anzusprechen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Ferrari und einem Lamborghini
Was tun? Und muss man etwas tun? Wir Eltern, Tanten, Großeltern, Lehrer könnten damit anfangen, in Sachen Mobilität und Technik unseren Söhnen und Töchtern wirklich gleiche Fährigkeiten zusprechen.
Dass das Wirkung zeigt, beweist die Tochter einer Kollegin: Sie konnte ab 1,5 Jahren Automarken und Logos erkennen, liebt Technik und schaut Physik-Videos. Klar, sie kommt auch aus einem „belasteten“ Umfeld, analysiert bereits jetzt Testautos.
Ein Vorbild ist das dennoch!
Kommentare