Roadtrip mit Teenies: Mein Sommer hinter dem Steuer (1)

Road-Trips - Freiheit und Stress auf vier Rädern
On the Road Again – dieses Lied von Willie Nelson begleitet uns und unsere Kinder nun schon seit Jahren im Auto. Gute Stimmung wird dadurch irgendwie automatisch induziert. Es ist, als tröpfle die Musik direkt ins Gehirn und sage dort im sanften, aber bestimmten Country-Beat: Unterwegs sein ist schön, unterwegs sein ist Freiheit. Genieße!
Ein Roadtrip ist mehr als nur eine Reise von A nach B – er ist ein Erlebnis, das Erinnerungen fürs Leben schafft. Besonders, wenn die Kinder inzwischen Teenager sind. Dann verändert sich die Dynamik: Aus „Sind wir schon da?“ wird plötzlich „Mach mal die Musik lauter!“ Und so waren wir diesen Sommer mutig: Ein bis vier Kinder, ein Hund und zwei Erwachsene, die abwechselnd fahren und dann am Beifahrersitz immer wieder den Laptop aufklappen: Kann das gutgehen?

Streching im Car: Die Kinder zeigen vor, wie lange Road-Trips erträglich werden.
Etappe 1: 528km nach Süden
Die erste Etappe des Sommers geht – richtig – nach Süden. Auch wenn die Kinder dem Sandküberl entwachsen sind: Ohne eine Woche in Grado kann man doch nicht leben, Mama! Da packen wir, früh in Wien startend, noch einen Cousin und eine Cousine ein und los geht die Fahrt. Der 7-Sitzer, ein BMW 2er Gran Tourer (der leider nicht mehr produziert wird), schluckt easy sechs nun doch schon große Mitfahrer und ihr Gepäck. Ohne Dachbox geht es freilich nicht. Aber das Zischen im Fahrwind klingt nach Urlaub.
Im Kanaltal das Wunder: Nach gefühlt 25 Runden „Impostor“ (ein perfektes Spiel im Auto!) geben die Kinder freiwillig ihre Handys ab. Digital Detox und Dolce Vita – auf der Rückbank wird diskutiert. Wo haben sie das gelernt? Es ist spannend, wenn man mithören kann, was sie sich so erzählen. Großes Glück im kleinen Auto macht sich breit. Und nach dem ersten Espresso an der Raststation ist ohnehin alles perfekt.

Auf in die Hochsteiermark: Kühlere Nächte, anspruchsvollere Straßen - Bergidylle.
Etappe 2: 387 Kilometer in die Berge
Schön ist es in Italien – und heiß. Die Fahrt Richtung Norden zieht sich, man mag die Teenie-Playlist nicht mehr hören, doch ein kühler Abend im Gebirgstal beruhigt erhitzte Gemüter. Das Auto wird dann stehen gelassen, für Bergstrassen ist die Familienkutsche nichts, und auf zwei Beinen geht es weiter. Wir finden und verputzen Schwammerl, helfen bei der Heuernte, staunen, wie riesig Traktoren geworden sind und lernen, dass Kinder im Auto manchmal glücklicher sind, als in der freien Natur. Kann das sein?

Manchmal lohnt es sich im wahrsten Sinne des Wortes, auch bei Road-Trips das Auto zu verlassen.
Etappe 3: 509 Kilometer und etwas Osten
Nach einer Pause wieder ins Auto: Diesmal mit nur einem Kind im Gepäck und Richtung Osten, in für den Nachwuchs unbekanntes Terrain: Prag! Staunen über die Sprache im Radio – Popsongs auf Tschechisch! – und über die Geschichten, dass man über diese Grenze früher nicht fahren konnte.

Roadtrip durch Europa: Langsam fühlt sich das Auto an, wie ein zweites Zuhause.
Der Roadtrip wird zur Geschichtsstunde. Und das ungläubige Nachfragen des Nachwuchses über die damalige politische Situation hält einem vor Augen, wie absurd das Ganze tatsächlich war.
Danach weiter – wieder eine Grenze – hinein in Neuland für alle: Deutschlands Osten. Erst ein langer Stau, dann enge Straßen, viele Unfälle und viele LKW. Und am Ziel der Reise: die hübscheste Stadt, die man sich vorstellen kann.

Die lange Fahrt hat sich gelohnt - der Nachwuchs ist happy und betätigt sich künstlerisch.
Ein herausgeputztes Meißen, das uns erst Großmutters Porzellan in fast jedem Schaufenster zeigt und dann mit einem Platzregen früh ins Bett schickt.
Gut so. Morgen geht die Fahrt weiter.
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