Kindersitz-Test 2025: Diese Modelle sind empfehlenswert, andere nicht

In Kalifornien ließ eine Muter ihre zwei kleinen Kinder an einem heißen Sommertag im Auto zurück, während sie beim Lippenaufspritzen war (Symbolbild).
Zusammenfassung
- ÖAMTC und ADAC testeten 16 bzw. 17 Kindersitze mit verschärften Kriterien, drei Modelle fielen wegen gravierender Sicherheits- und Schadstoffmängel durch.
- Fünf Sitze erhielten die Bewertung "gut", acht "befriedigend"; besonders empfehlenswert sind Britax Römer Kidfix Pro, Axkid Up sowie Joei i-Level Pro.
- Für die Sicherheit entscheidend sind korrekter Einbau, straffe Gurtführung und passender Sitzwechsel, da Fehler die Schutzwirkung erheblich verringern.
Der ÖAMTC und der deutsche ADAC haben im Herbst jeweils 16 und 17 Kindersitze verschiedener Altersgruppen geprüft. Im Fokus standen dabei die Attribute Sicherheit, Handhabung, Ergonomie und neu eingeführte Prüfungen auf Umweltschadstoffe. Die Anforderungen wurden gegenüber früheren Tests verschärft: Bei den Crashtests wird nun mit 50 km/h im Frontalcrash und 60 km/h im Seitenaufprall gearbeitet, ähnlich wie im Euro NCAP-Verfahren. Zusätzlich werden Stoffe wie PFAS kontrolliert, sogenannte "Ewigkeits-Chemikalien", weil sie sich in Umwelt und Organismen nicht abbauen. Im Ergebnis erhielten fünf Sitze die Bewertung "gut", acht Modelle schnitten mit "befriedigend" ab, und drei Sitze wurden mit "nicht genügend" bewertet.
Gewinner und Verlierer
Als besonders empfehlenswerte Sitze nennt der ÖAMTC den Britax Römer Kidfix Pro und den Axkid Up im Segment für Kinder von 4 bis 12 Jahren. Bei den Sitzen für Kleinkinder überzeugten die Joei i-Level Pro und i-Level Pro + i-Base Encore (mit drehbarer ISOFIX-Basis).
Der Test brachte auch deutliche Warnsignale: Die Modelle Chipolino Olympus i-Size und Reecle 360 (ZA10 i-Size) zeigten in den Crashtests gravierende Sicherheitsmängel. Die Sitzschalen lösten sich und wurden durch das Fahrzeug geschleudert, was ein erhebliches Verletzungsrisiko für Kinder und Eltern gleichermaßen darstellt. Beim Chipolino wurde zusätzlich ein problematischer Flammschutzstoff (TCPP) festgestellt, und beim Maxi-Cosi Nomad Plus überschritt der Gehalt des Schadstoffs PFOA den gesetzlich zulässigen Grenzwert.
ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl weist darauf hin: "Auch wenn diesmal kein Produkt ein ‘sehr gut’ erhalten hat, konnten immerhin fünf Sitze mit 'gut' und acht mit 'befriedigend' bewertet werden. Allerdings gab es auch drei Modelle, die mit 'nicht genügend' abschnitten und im Test teilweise kläglich scheiterten."
ADAC: Ähnliche Ergebnisse
Parallel zu den ÖAMTC-Ergebnissen führte der ADAC ebenfalls seinen zweiten Kindersitztest 2025 mit 17 Produkten, darunter Babyschalen und Kindersitze, durch. Fünf Produkte erreichten das Urteil "gut", doch die gleichen drei Sitze wie beim ÖAMTC-Test stuft auch der ADAC als "nicht empfehlenswert" ein.
Als durchgefallen gelten die gleichen Modelle Reecle 360 (ZA10 i-Size) und Chipolino Olympus i-Size, die in Crashtests mit entgegen der Fahrtrichtung angeschnallten Dummys versagten. Auch hier lösten sich die Sitzschalen von ihrer Unterkonstruktion, woraufhin die Dummys herausgeschleudert wurden. Außerdem fällt ebenfalls der Maxi-Cosi Nomad Plus aufgrund stark erhöhter PFAS-Werte durch, zusätzlich zu einer schwachen Crashtestleistung.
Worauf Eltern achten sollten
Ein Kindersitz kann im Test zwar gute Bewertungen erzielen, doch in der Praxis entscheidet vor allem der richtige Einbau über die tatsächliche Sicherheit. Der ÖAMTC betont, dass ein Sitz stets straff und stabil montiert sein sollte, damit er sich bei einem Aufprall so wenig wie möglich bewegt. Eine lose Befestigung kann die Schutzwirkung erheblich verringern.
Ebenso wichtig ist die korrekte Gurtführung. Die Gurte müssen glatt anliegen und dürfen nicht verdreht sein. Sie sollten möglichst eng am Körper verlaufen, wobei dicke Jacken oder Kleidungsschichten unter dem Beckengurt vermieden werden sollten. Diese können verhindern, dass der Gurt im Ernstfall richtig hält. Auch die Sitzposition und der Neigungswinkel spielen eine Rolle: Ist der Sitz zu flach eingestellt, besteht die Gefahr, dass der Kopf des Kindes bei einem Aufprall nach vorne fällt.
Der Wechsel zu einem größeren Sitz sollte erst dann erfolgen, wenn das Kind tatsächlich aus dem aktuellen Modell herausgewachsen ist. Sitze, die zu früh gewechselt werden, bieten häufig nicht den optimalen Halt. Der ÖAMTC weist außerdem darauf hin, dass moderne Kindersitze zwar immer besser werden, aber nicht automatisch frei von Schadstoffen sind: auch bei aktuellen Tests wurden erhöhte Werte in den Materialien mancher Modelle festgestellt.
Grundsätzlich schreibt die österreichische Gesetzgebung vor, dass Kinder unter 14 Jahren und mit einer Körpergröße unter 135 Zentimetern nur in einem passenden Kindersitz transportiert werden dürfen. Wer diese Regeln missachtet, riskiert neben der Sicherheit des eigenen Kindes auch eine Geldstrafe, warnt der Automobilclub.
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