Reifenverschleiß: ÖAMTC testet Abrieb von 160 Modellen

ÖAMTC Reifentest Verschleiß
Wer länger fahren will, muss nicht zwingend mehr zahlen: Ein ÖAMTC-Vergleich von 160 Reifenmodellen offenbart große Unterschiede bei Verschleiß und Umweltwirkung.

Zusammenfassung

  • ÖAMTC analysierte Abrieb und Verschleiß von 160 Reifenmodellen, um deren Umweltauswirkungen zu untersuchen.
  • Reifenabnutzung variiert stark, mit Strecken von 25.000 bis 63.000 Kilometern und bis zu 150 Gramm Abrieb pro 1.000 Kilometer.
  • Im Rahmen nachhaltiger Mobilität sollten Abriebwerte in der EU-Reifenlabel-Verordnung integriert werden.

Während Abgasemissionen und Kraftstoffverbrauch schon lange im Fokus der Debatten rund um umweltfreundliche Mobilität stehen, bleibt der Reifenabrieb oft unbeachtet. Dabei verliert jeder Autoreifen laut dem Verkehrsclub Österreich (VCÖ) im Laufe seiner Lebensdauer rund ein Kilogramm Gummi – in Form feinster Partikel, die als Mikroplastik in Luft, Boden und Gewässer gelangen. Der Verkehrsclub geht davon aus, dass Reifenabrieb eine der größten Quellen von Mikroplastik in der Umwelt ist. Zur objektiven Bewertung dieses bislang vernachlässigten Themas haben der ÖAMTC und seine europäischen Partnerclubs, darunter der deutsche ADAC, den Abrieb und Verschleiß von 160 gängigen Reifenmodellen analysiert.

Unterschiedliche Modelle – deutliche Differenzen

Im ÖAMTC-Reifentest offenbarte sich unter standardisierten Bedingungen auf identen Fahrzeugen und Teststrecken ein deutliches Leistungsgefälle: Manche Reifen waren bereits nach 25.000 Kilometern stark verschlissen, andere hielten bis zu 63.000 Kilometer

Besonders gut schnitten die Produkte von Michelin ab, deren Reifen im Schnitt 52 Milligramm Abrieb pro Kilometer und Tonne Fahrzeuggewicht verursachten. Auch Hankook mit 62, Continental mit 63 und Goodyear mit 65 Milligramm lagen mit vergleichsweise niedrigen Werten vorne. Sie alle zählen zum Premiumsegment, wobei der Preis laut ÖAMTC-Experte Steffan Kerbl nicht automatisch für geringe Umweltbelastung steht: So konnten etwa weder Pirelli noch Bridgestone durchgängig sichere und zugleich abriebsarme Modelle vorweisen. Schlusslicht im Test war die Marke Firestone mit einem durchschnittlichen Abrieb von 82 Milligramm. 

„Ein langlebiger Reifen mit geringem Abrieb bedeutet nicht automatisch weniger Sicherheit, wie unser Test zeigt“, betont ÖAMTC-Experte Steffan Kerbl. „Es gibt durchaus Modelle, die in puncto Umweltverträglichkeit und Fahrverhalten gleichzeitig überzeugen.“ Die Ergebnisse sollen künftig auch in die regulären, jährlich veröffentlichten Reifentests des Mobilitätsclubs einfließen.

Kerbl widerspricht in diesem Zusammenhang einem Irrglauben: „Wir werden oft gefragt, ob es problematisch sei, dass neue Reifen heute über weniger Profiltiefe verfügen als früher. Doch genau das ist ein Resultat des geringeren Abriebs – moderne Reifen nutzen sich deutlich langsamer ab, weshalb mehr Profil gar nicht notwendig ist. Die meisten Autofahrer würden es in der Lebensdauer des Reifens ohnehin nie vollständig abfahren.“ Ein Nebeneffekt: Weniger Profiltiefe bei modernen Reifen sorgt für einen langsameren Verschleiß und bringt durch das geringere Gewicht sogar einen leichten Verbrauchsvorteil.

ÖAMTC Reifen Abrieb und Verschleiß Test

Die abriebsärmsten Reifen müssen nicht immer die teuersten sein – doch bei Haltbarkeit und Umweltbilanz liegen sie oft vorn.

Nachhaltigkeit bei der Reifenwahl einkalkulieren

Der Test soll laut ÖAMTC nicht nur Konsumenten informieren, sondern auch politische Entscheidungen beeinflussen. Denn bislang fehlt eine verpflichtende Kennzeichnung für den Umwelteinfluss von Reifen in Form eines Labels, wie es bei Kraftstoffverbrauch oder Bremsweg bereits Standard ist.

„Der Reifenabrieb hat sich bislang weitgehend der öffentlichen Wahrnehmung entzogen“, so Kerbl. „Dabei geht es um eine Umweltbelastung, die jeden Tag millionenfach auf den Straßen entsteht und gegen die es durchaus technische Lösungen gäbe.“ Ein Ansatz sei, die Abriebwerte in die EU-Reifenlabel-Verordnung zu integrieren. Erste Initiativen dazu laufen bereits auf EU-Ebene, konkrete Entscheidungen stehen allerdings noch aus.

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