Ineos Grenadier: Hier wird der neue Offroader produziert
Was tut man, wenn es das Auto, das man schätzt und mag, plötzlich nicht mehr gibt? Genau, man baut sich sein eigenes. Kann man machen, wenn man zu den reichsten Engländern gehört. So wie Multimilliardär Jim Ratcliff, Gründer und Vorstand des Chemieriesen Ineos. Mit dem Nachfolger des Land Rover Defender konnte er nichts anfangen und er sah den Bedarf nach einem entsprechenden Fahrzeug – nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für viele Kunden, die ein rundum robustes Arbeitstier benötigen.
Die Idee kam Ratcliff in einem britischen Pub namens Grenadier (nach dem Konsum von ein paar Bieren) und der Legende nach zeichnete er den ersten Entwurf für das Auto auf einem Bierdeckel.
Im Werk
Wir sind in Hambach/Frankreich, unweit der Grenze zu Deutschland. In der Fabrik, die 1997 mit großem Pomp vom damaligen Kanzler Helmut Kohl und dem französischen Staatspräsidenten Jaques Chirac eröffnet worden war, produzierte der Daimler-Konzern Smart-Fahrzeuge. Und die Produktion läuft noch weiter.
Während die Anlagen, die für den Ineos Grenadier gedacht sind, noch weitgehend verwaist sind, spuckt die Fabrik an anderer Stelle noch immer Smarts aus. Aber weniger als früher. Es wird hier nur noch der elektrische Fortwo produziert. Rund 27.000 wurden hergestellt, seit Ineos Automotive Anfang 2021 das Werk übernommen hat. Die Briten produzieren nun für Mercedes – wie lange noch ist ungewiss. Ab Juli soll dann der neue Offroader, der Ineos Grenadier hier entstehen. Dass man die komplette Fabrik, die Mercedes zum Kauf anbot, so „abstauben“ konnte, war für die Briten ein Glücksfall. „Hambach war eine einzigartige Gelegenheit für uns, die wir uns einfach nicht entgehen lassen konnten“, sagte Ratcliff damals über die Übernahme. Nicht nur, dass man ein modernes Werk bekommt, man übernimmt auch 1300 für den Automobilbau qualifizierte Arbeiter. Das unterstreicht auch Stefan Bruhnke, der für die Qualitätssicherung zuständig ist und weiß, dass man als Neueinsteiger ganz genau beobachtet wird. Entsprechend groß ist der Aufwand, den man hier betreibt. Bruhnke hat Erfahrung im Autobereich, vor Ineos war er 15 Jahre lang bei Mercedes.
Die Fabrik ist für die Produktion von 30.000 Fahrzeugen im Jahr ausgelegt und das Interesse ist bereits enorm. Seit man die Bestellmöglichkeit geöffnet hat, sind bereits über 15.000 Bestellungen eingegangen – und Österreich ist hier ganz weit vorne berichtet Klaus Hartmann, zuständig für Verkauf und Marketing für Europa. Überhaupt gibt es einen starken Österreich-Bezug. Die Entwicklung des Grenadier passierte bei Magna Steyr in Graz. Und die Motoren, entweder ein Benziner-Sechszylinder oder ein Diesel-Sechszylinder, werden von BMW geliefert und die Motoren werden in Oberösterreich, im BMW-Werk Steyr, produziert.
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