Anstieg der LKW-Todesfälle: Notbremsassistenten und Kontrollen als Lösung?

Anstieg der LKW-Todesfälle: Notbremsassistenten und Kontrollen als Lösung?
Mit 65 Personen kamen 2023 so viele Menschen bei Lkw-Unfällen ums Leben wie seit 2016 nicht mehr.

Zusammenfassung

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  • Schwerverkehr auf Autobahnen nahm um ein Fünftel zu, während Lkw-Unfälle mit Personenschaden fast unverändert blieben.
  • Auffahr- und Abbiegeunfälle von Lkw stellen erhebliche Risiken dar, besonders für schwächere Verkehrsteilnehmer.
  • Verstärkte Kontrollen von Lenkzeiten, Sicherheitsabständen und technischem Zustand der Lkw werden gefordert.

Das Gefühl, dass immer mehr Lkw auf den Straßen unterwegs sind? Es trügt nicht. Der Schwerverkehr auf heimischen Autobahnen hat im vergangenen Jahrzehnt um rund ein Fünftel zugenommen. Auf den ersten Blick erfreulich hingegen: Die Zahl der Lkw-Unfälle mit Personenschaden von 2012 (1.206 Unfälle) bis 2023 (1.274 Unfälle) hat sich kaum verändert. Doch es gibt ein "Aber".

 ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé sieht bei genauerer Analyse jedenfalls eine bedenkliche Entwicklung: "Leider steigt der Anteil an den Todesopfern seit Jahren tendenziell wieder an. Lkw über 3,5 Tonnen waren im Jahr 2023 zwar nur an 3,6 Prozent aller Verkehrsunfälle beteiligt, hatten dabei mit 16,2 Prozent aber einen viereinhalb Mal so großen Anteil an den tödlichen Unfällen.

Das zeigt die Verantwortung von Lenkern großer und schwerer Fahrzeuge - wenn Unfälle entstehen, dann sind die Folgen oft gravierend." 

Mit 65 Personen kamen 2023 so viele Menschen bei Lkw-Unfällen ums Leben wie seit 2016 nicht mehr. Besonders auffallend: 94 Prozent der bei Lkw-Unfällen tödlich Verunglückten waren schwächere Verkehrsteilnehmern und nicht Lkw-Insassen.

Verstärkte Lkw- sowie Abstands-Kontrollen gefordert

 

Anstieg der LKW-Todesfälle: Notbremsassistenten und Kontrollen als Lösung?

ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé: "Leider steigt der Anteil an den Todesopfern seit Jahren tendenziell wieder an. Lkw über 3,5 Tonnen waren im Jahr 2023 zwar nur an 3,6 Prozent aller Verkehrsunfälle beteiligt, hatten dabei mit 16,2 Prozent aber einen viereinhalb Mal so großen Anteil an den tödlichen Unfällen."

"Lenker von Lastkraftfahrzeugen sind grundsätzlich gut ausgebildete Profis, die strengeren Vorgaben unterliegen. Dennoch führt die Monotonie des stundenlangen Fahrens oft zu Ablenkungen oder Unachtsamkeit", erläutert der ÖAMTC-Experte und fordert: "Überschreitungen der Lenk- und Ruhezeiten führen zu erhöhtem Unfallrisiko und müssen noch stärker kontrolliert werden. 

Ebenso die Einhaltung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes, der gerade auf Strecken mit hohem Lkw-Aufkommen oft unterschritten wird. Häufig übrigens auch von Pkw-Fahrern, die in Lücken zwischen Lkw schneiden, ohne den Bremsweg eines Schwerfahrzeuges zu bedenken."

Technische Mängel am Schwerfahrzeug sind ebenfalls ein großes Sicherheitsrisiko, wie Nosé erklärt: "Insbesondere bei schlechten Witterungsverhältnissen ist es wichtig, dass Schwerfahrzeuge verkehrssicher beladen, gut gewartet und mit moderner Sicherheitstechnik ausgestattet sind. Auch das vorgeschriebene Tempolimit von 80 km/h ist strikt einzuhalten.” Österreich verfügt grundsätzlich über ein gut funktionierendes Lkw-Kontrollsystem. 

“Dennoch gilt es, dieses effektive System weiter auszubauen und die Kontrolldichte zu erhöhen, um schwarze Schafe schneller aus dem Verkehr zu ziehen", stellt Nosé klar.

Auffahrunfälle als größte Gefahr auf Autobahnen und Schnellstraßen

Eine besondere Gefahr stellen Auffahrunfälle von Lkw dar. "Sie entstehen durch zu dichtes Auffahren, Fahren unter Übermüdung oder Ablenkung. Abrupt bremsende Fahrzeuge, das Auffahren auf ein Stauende bzw. auf ein am Straßenrand oder Pannenstreifen abgestelltes Fahrzeug sind leider allzu häufiges Resultat derartiger Fehler. Die Folgen dabei sind oftmals fatal", berichtet der Verkehrstechniker.

Ebenso gefährlich ist das "Unterfahren": Prallt ein Pkw auf einen stehenden Lkw bzw. Lkw-Anhänger, kann der Pkw unter den Lkw rutschen, was mitunter zu schwersten bis tödlichen Verletzungen der Insassen führt. 

Ein verbesserter Unterfahrschutz für Lkw kann hier deutlich risikomindernd sein und wird vom Mobilitätsclub ausdrücklich begrüßt.

Abgesehen von vorausschauendem, achtsamen Fahren senken technische Hilfsmittel wie Notbremsassistenten das Unfallrisiko erheblich. Diese sind auch in höheren Geschwindigkeitsbereichen aktiv und bei allen neu zugelassenen Lkw bereits seit Ende 2018, bei allen neu zugelassen Pkw seit Mitte 2024, verpflichtend.

In Städten sind Abbiegeunfälle von Lkw nach wie vor ein Problem

Im städtischen Bereich wiederum besteht das größte Risiko an Kreuzungen durch den "toten Winkel". "Der Bereich, der für Lkw-Lenker:innen nicht einsehbar ist, ist besonders groß. Leider wird das auch von Personen außerhalb des Lkw häufig unterschätzt, sodass es immer wieder zu schweren Unfällen kommt", berichtet Nosé. Im Schnitt kommen jedes Jahr rund 15 ungeschützte Verkehrsteilnehmer:innen bei Unfällen mit Lkw ums Leben. 

"Selbst mit modernsten technischen Sicherheitsassistenten ist das Risiko nicht gänzlich auszuschließen. Daher braucht es weiterhin eine verstärkte Sensibilisierung für die Gefahren des Abbiegens von Lkw an städtischen Kreuzungen", appelliert der ÖAMTC-Experte.

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