Piaggio Beverly 400: Stadtbewohner mit Landsitz

Piaggio Beverly 400: Stadtbewohner  mit Landsitz
Zu viel Kraft für die Stadt qualifiziert den Sportroller für flotte Touren ins Umland – und für manche vielleicht sogar als Motorradersatz

Was kann es bei einem sportlichen Roller nie genug geben? Richtig, Leistung. Deswegen bescherte Piaggio seinem einspurigen Scooter-Flaggschiff im vergangenen Jahr ein Update, das nicht nur einen sportlicheren Look, sondern auch einen deutlich kräftigeren Einzylindermotor mit sich brachte.

Die neuen Werte der größeren Beverly – weiterhin gibt es auch eine um 1000 Euro günstigere Beverly 300 – sind durchaus imposant und machen sie zu einem der stärksten Mittelklasse-Roller: 35,4 PS erzeugt der moderne Vierventiler, dazu ein maximales Drehmoment von 38 Newtonmeter.

Diese Power in Verbindung mit einem scharf abgestimmten CVT-Getriebe und einem sportlichen Motormapping lassen auch sofort sportliche Gefühle aufkommen. Resch prescht die Beverly beim Ampelgrün voran – so resch, dass oft auch bei trockener Fahrbahn die Traktionskontrolle dezent nachregelt. Wer hier noch ein Zehntel herausquetschen will, deaktiviert das voreilige Assistenzsystem per Knopfdruck.

Auch der mögliche Topspeed übersteigt das in Österreich gesetzlich Zulässige: mit 139 km/h macht die engagierte Italienerin klar, dass die Stadt allein kein ausreichendes Habitat für sie ist.

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Sport nach Maß

Tatsächlich könnte sie mit ihren Eigenschaften für einige sogar als Motorrad-Ersatz dienen. Das neue Fahrwerk ist nämlich rundum kompetent, mit 35er-Gabel vorne und zwei Showa-Federbeinen am Heck. Auch der Rahmen wirkt stabil, so lässt sich eine entsprechend dynamische Fahrweise exerzieren – auch dank der bissfesten und gut dosierbaren Bremsen, die das bei Rollern übliche Niveau ebenfalls übersteigen.

Die forcierte Sportlichkeit hat freilich ihren Preis: Eine Sänfte ist die Beverly 400 nicht. Man beginnt bald, tiefer gelegenen Kanaldeckeln auszuweichen und sich durch körperliche Anspannung gegen Stöße des Fahrwerks zu wappnen. Man kann eben nicht alles haben

Piaggio Beverly 400: Stadtbewohner  mit Landsitz

Zumindest beim Windschutz zeigt sich der Power-Piaggio wieder von seiner konzilianten Seite. Die 400er-Modelle verfügen ja serienmäßig über die aufgeschraubten Scheibe, die den Fahrtwind effektiv vom Oberkörper fernhält; die Beine sind hinter dem Frontschild ohnehin gut aufgehoben.

Und weil wir gerade bei den sanften Seiten der Beverly sind: Auch der Sattel ist angenehm gepolstert und für Roller-Verhältnisse ausnehmend gut konturiert. Sowohl vorne als auch hinten ist man fein untergebracht und kann damit auch längere Strecken bequem absolvieren.

Verstauen statt stauen

Gut gelöst wurde auch das Thema des Transports, das bei Rollern bekanntlich ein zentrales ist. Unter dem Sattel wartet eine sehr breite, allerdings nicht besonders tiefe Höhle. Egal, zwei Jethelme passen hinein – oder der Einkauf, wenn man die Helme am Kopf hat und vom Samstagsmarkt nach Hause rollert.

Wer dennoch Wünsche offen hat: Ein ergänzendes Topcase befindet sich im Programm, und kleine Dinge passen ja auch noch in das etwas zerklüftete „Regal“, das sich hinter einer Klappe in der Frontschürze versteckt.

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Ebenfalls neu ist neben den edlen Schaltern und dem praktischen Smartkey auch das 5,5-Zoll-LC-Display und das Bluetooth-Modul. Damit lässt sich ganz unkompliziert das Smartphone verbinden, auf das man die neueste Piaggio-App geladen haben sollte. Danach kann man nicht nur Anrufe managen und Musik steuern, sondern auch eine ganze Reihe an Fahrdaten auslesen: Streckenlängen, Geschwindigkeiten, Verbrauchswerte.

Letztere betrugen bei uns sportliche 3,9 Liter je 100 Kilometer.

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