Hände weg vom Steuer: Mercedes-Benz bringt autonomes Fahren nach Level 3

Hände weg vom Steuer: Mercedes-Benz bringt autonomes Fahren nach Level 3
Das so genannte Drive Pilot System kommt zunächst in S-Klasse und EQS.

Am Daimler Prüf- und Technologiezentrum in Immendingen fahren die Autos schon alleine. Ein geschulter Fahrer sitzt hinter dem Steuer des neuen Mercedes EQS, aber er tut: nichts.

In der Praxis läuft das so: In Immendingen wird eine Autobahn-Situation simuliert. Drei Fahrspuren, Autos und LKW rundherum, wie auf einer beliebigen Stadtautobahn in Deutschland oder Österreich. Nur unter Laborbedingungen. Alle Autos, LKW und deren Fahrer sind Mitarbeiter von Mercedes. Sie beschleunigen und bremsen, wechseln die Spur, machen Notbremsungen, zwängen sich dazwischen. Das Auto, in dem wir als Beifahrer sitzen dürfen, macht all das von selbst. Level 3 autonomes Fahren - gerade auf der Autobahn, bei Stop-and-Go-Verkehr, ein praktisches Feature, das hier eingehend getestet wird.

Nun ist die Technologie reif für die Straße.

Die S-Klasse kann's

Mercedes-Benz wird vom kommenden Jahr an hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 in Serien-Luxuslimousinen der S-Klasse ermöglichen. Die Fahrerin oder der Fahrer könnten beispielsweise bei Staus auf bestimmten Autobahnabschnitten die Verantwortung an das Fahrzeug übergeben, sagte Daimler-Vorstand Markus Schäfer. Mercedes-Benz habe als erster Automobilhersteller eine Genehmigung vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt erhalten.

Schäfer, der als sogenannter Chief Technology Officer verantwortlich ist für Entwicklung und Einkauf, sprach von Pionierarbeit und einem Durchbruch: Mercedes-Benz sei der erste Hersteller, bei dem "hochautomatisiertes Fahren in Deutschland in Serie" gehe. Erstmals in der über 130-jährigen Geschichte des Automobils übernehme das Fahrzeug unter bestimmten Voraussetzungen "die dynamische Fahraufgabe". 

Mercedes-Benz bietet Drive Pilot zunächst in Deutschland auf 13.191 Autobahnkilometern an. Umfangreiche Testfahrten des Systems beispielsweise in den USA und in China laufen bereits. Sobald es in zusätzlichen Märkten einen nationalen Rechtsrahmen für den hochautomatisierten Betrieb gibt, der insbesondere eine Abwendung von der Fahraufgabe erlaubt, erfolgt schrittweise die internationale Einführung.

Das automatisierte Fahren sei bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern möglich. Der Fahrer könne unter bestimmten Bedingungen Filme anschauen oder im Internet surfen. "Er darf nicht schlafen", sagte Schäfer. Ein Preis für das neue System stehe noch nicht fest.

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