Mazda-Entwickler: „Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem an sich“

Mazda-Entwickler: „Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem an sich“
Der Europa-Entwicklungschef von Mazda über die Antriebsstrategie der Japaner, die Vorteile von CO2-neutralen Kraftstoffen und Wankelmotoren bei Mazda

Zusammenfassung

  • Director Research & Operations vom Design- und Entwicklungszentrum Mazda Motor Europe im Gespräch
  • Problem ist nicht der Verbrennungsmotor, sondern die Verwendung von fossilen Kraftstoffen
  • Mazda arbeitet auch weiter am Wankelmotor

Bei Mazda verfolgt man bei den Antrieben ungewöhnliche Ansätze: Vom Wankelmotor als Range Extender bis zum Skyactiv-X-Motor (ein Benziner, der wie ein Diesel mit Kompressionszündung funktioniert). Mit dem Skyactiv-Z-Motor kündigt Mazda nun einen neuen Motor an, der für elektrifizierte Antriebsstränge entwickelt wurde. Wir sprachen mit dem Director Research & Operations vom Design- und Entwicklungszentrum Mazda Motor Europe, dem Deutschen Christian Schultze, über die Pläne von Mazda.

KURIER: Mazda setzt auf interessante Antriebskonzepte und hat vor zwei Jahren einen neuen Diesel gebracht. Wie sieht die Strategie aus?

Christian Schultze: Wir setzen auf einen Multi-Solution-Approach, man könnte es auch Technologieoffenheit nennen, wenn es um CO2-Neutralität und um die Wünsche der Kunden geht. Dabei müssen wir uns auch nach den lokalen Bedürfnissen richten. Die Elektrifizierung wird sicherlich in Europa dominant werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Südamerika vom Ethanol abweichen wird. Das heißt, wir müssen uns eine globale Strategie überlegen und das muss für die unterschiedlichen Märkte passen. Das Ziel CO2-Neutralität 2050 ist richtig und wir müssen den Planeten für unsere Nachkommen erhalten, keine Frage.

Wie schafft man das mit Verbrennern?

Das Problem ist nicht der Verbrennungsmotor an sich, sondern, dass wir fossile Kraftstoffe nutzen. In Europa haben wir jetzt rund drei Prozent Elektrofahrzeuge in der Gesamtflotte. Wenn man nur 20 Prozent CO2-neutralen Kraftstoff verwenden würde, hätte ich zehnmal so viel erreicht, wie mit allen Elektroautos zusammen. Mit unserer Technologieoffenheit erreichen wir, dass Leute, die ein normales Auto aus bestimmten Gründen fahren, auch an der Dekarbonisierung des Verkehrs teilnehmen können, auch ohne sich ein Elektroauto kaufen zu müssen. Wir bieten den Kunden alle Möglichkeiten und sie entscheiden, was für sie passt. Mit dem Mazda 6e werden wir demnächst ein Elektroauto bringen, aber wir haben noch andere Konzepte.

Heißt, Verbrenner, inklusive Diesel, werden weiterentwickelt?

Ja, natürlich. Wir sind gerade dabei, Euro7 vorzubereiten, und das werden wir auch schaffen. Und wir hoffen, dass demnächst eine Revision der CO2-Verordnung in der EU kommen wird, die auch mehr praxisorientierte Ansätze berücksichtigt.

Der Mazda 6e kommt aber aus einer Kooperation mit einem chinesischen Hersteller. Wann wird es hier echte Mazdas geben?

Der Mazda 6e entstammt einer Kooperation mit CMA (Changan Mazda Automobile Anm.) und wir bringen das Auto nach Europa, weil es gut in unser Sortiment passt und ein echter Mazda ist. Es wird noch ein zweites Fahrzeug mit einem anderen Konzept folgen, das auch ,pure’ Mazda sein wird. Für die Modelle, die aus Japan kommen werden, stecken wir gerade tief drin in der Entwicklung.

Mazda-Entwickler: „Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem an sich“

Die Kunden fragen stets nach kleinen, leistbaren Elektroautos …

Ein typisches Billig-Elektroauto wird es von Mazda, sobald nicht geben. Aber wir stehen ja auch immer noch am Anfang der Elektromobilität. Es werden immer wieder neue Zellchemien für die Batterien entwickelt. Ich glaube, da kommt noch was.

Der Wankelmotor hat bei Mazda Tradition. Könnte es in Zukunft auch wieder Mazdas mit Wankelmotor als Hauptantrieb geben?

Derzeit verwenden wir den Wankelmotor als Range Extender im MX-30. Das funktioniert und man könnte das sicher noch weiterentwickeln, um eine größere elektrische Leistung zu produzieren. Der Wankelmotor hat inhärente Vorteile in den Bereichen Vibrationen und Bauraum, was für eine Anwendung bei einem Plug-in-Hybrid interessant ist. Das werden wir auch weiter verfolgen. Es hängt aber stark davon ab, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln. Wenn plötzlich die Superbatterie erfunden wird, könnte das einiges verschieben.

Ist Wasserstoff für den Wankel ein Thema?

Der Wankelmotor hat den Vorteil, dass er im Prinzip ein Vielstoffmotor ist. Das heißt, man kann ihn mit Benzin, Methanol, Ethanol, Wasserstoff oder Erdgas betreiben. Der Wankelmotor bietet noch viel Potenzial und wenn wir in Zukunft flüssige oder gasförmige CO2-neutrale Kraftstoffe haben, könnte ich mir vorstellen, dass der Spaß am Wankelmotor nochmal stark aufleben wird. Der Wankelmotor ist ein tolles Konzept und wir machen weiter.

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