Mailänder Designwoche: Kia präsentiert den EV2 und den PV5 WKNDR

Der Kia PV5 WKNDR
Besucher der Mailänder Design Week 2025 konnten in der italienischen Stadt nicht nur Möbel- und Accessoires-Innovationen entdecken, sondern auch neueste Fahrzeugdesigns. Der südkoreanische Automobilhersteller Kia präsentierte beispielsweise am vergangenen Montag eine exklusive Designinstallation: „Transcend Journey“ in den East End Studios. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Über die Reise hinausgehen“. Ein Thema, das sich durch die gesamte Installation zieht. Die neuen Fahrzeuge sollen das Reisen zwischen unterschiedlichsten Umgebungen besonders einfach machen, wie der KURIER vor Ort erfährt. „Vom Surfstrand über das Campen in den Bergen und ein Stadt-Picknick bis hin zur Arbeit“, erklärt Kia Chief Designer Tom Kearns.
Mit dabei waren außerdem auch führende Designer wie Karim Habib, Head of Kia Global Design, Jochen Paesen, Vice President Interior Design und Andre Franco Luis, Head of Future Design. Ihre Aufgabe war es, das neue Platform-Beyond-Vehicle-Konzept (PBV) sowie die Electric-Vehicle-Modelle (EV) zu präsentieren.
„Als wir vor drei Jahren zum ersten Mal mit unserem Designteam hierhergekommen sind, war es unser Ziel, Teil des Dialogs zu sein – über die Wichtigkeit von Design zu sprechen und darüber, was es den Kunden und der Marke bringen kann“, leitet Karim Habib die Veranstaltung ein.
„Opposites United“ ist das Motto und zugleich die Designphilosophie von Kia. „Sie umgibt uns: Licht und Dunkel, Alt und Neu, Schnell und Langsam. Daraus schöpfen wir unsere Kreativität“, sagt Jochen Paesen. Dieser Idee widmen sie auch in diesem Jahr wieder eine Kunstausstellung im Museo della Permanente.

v.li.: Andre Franco Luis, Head of Future Design; Jochen Paesen, Vice President Interior Design; Karim Habib, Head of Kia Global Design und Kia Chief Designer Tom Kearns
Das sind die neuen Kia-Autos
In der großen Halle gab es drei Stationen:
Kia Concept EV2 – In dieser Zone wurde ein entspanntes Picknick im Stadtpark inszeniert. Das Konzept-Auto stand vor einer kleinen Überdachung mit Klappstühlen. Alles in weiß und der Farbe "Happy Blue", die die Athmosphäre erhellen und positver machen soll, erklärt Karim Habib.
In der PV5 Zone wurden gleich zwei Fahrzeuge mit passender Kunst kombiniert. In Zusammenarbeit mit der Firma Helinox, einem Anbieter für leichtes Outdoor-Equipment, entstand eine Skulptur zwischen den Autos. Eines war vom Konstrukt verdeckt, das andere nicht. Die Konstruktion besteht aus Aluminiumstangen von Dong-A Aluminum (DAC) und 3D-gedruckten Verbindungen von LinkSolution.
Kia PV5 Passenger – Verdeckt war der PV5 Passenger, das einzige Produktion-Auto der Ausstellung.
Kia PV5 WKNDR– Der Bereich rund um den PV5 WKNDR war ein Camping-Setting. Umgeben von Pflanzen, Outdoor-Ausrüstung und einem Pop-up-Kaffeestand, in Kooperation mit der südkoreanischen Marke Potler. Besucher konnten dort frisch aufgebrühten Kaffee genießen.

In der PV5 Zone wurden gleich zwei Fahrzeuge mit passender Kunst kombiniert
Der Kia PV5
Es ist das erste Serienmodell der globalen Platform Beyond Vehicle (PBV)-Strategie und basiert auf der modularen Elektroplattform "E-GMP.S", einer flexiblen Fahrzeugarchitektur, die speziell für Elektroautos entwickelt wurde. Den PV5 gibt es in drei Versionen: Passenger, Cargo und Chassis Cab. Mit einer Reichweite von bis zu 400 km und einer Schnellladefunktion von 30 Minuten.
Das Fahrzeug ist für den privaten und den beruflichen Einsatz gedacht. Etwa als Taxi für den Flughafen, als Großfamilienauto oder als Nutzfahrzeug für Arbeiter. Zum Angebot gehören ein geräumiger Innenraum, flexible Sitzkonfigurationen (z. B. 2-3-0 oder 1-2-3) und eine große Heckklappe. Ein weiteres Extra: die AddGear-Plattform, mit der sich Zubehörteile einfach anbringen lassen.
Marktstart ist bereits ab der zweiten Jahreshälfte 2025 in Korea und Europa – weitere Märkte folgen.

Der Kia PV5
Der Kia PV5 WKNDR
Erstmals in Europa präsentiert wurde der PV5, der an ein modernes Campingauto erinnert und an ein Playmobil-Spielzeug. Ausgestattet mit Solarpanelen und Hydroturbinenrädern ist er vollständig autark und kann seine Batterien selbst aufladen. „Was die Energie angeht, wie zum Beispiel die Turbinenräder, haben wir einen Ingenieur, der daran arbeitet. Solar ist da schon weiterentwickelt, aber Windturbinen sind noch Zukunftsmusik“, berichtet Andre Franco Luis.
Der WKNDR folgt innen einem modularen, anpassbaren Raumkonzept. Bedeutet: verstellbare Sitze und ein „Gear Head“ – ein Außen-Staufach –, das beim geparkten Auto geschützten Stauraum bietet und sich auch in eine mobile Outdoor-Miniküche umwandeln lässt. Die Bodenbeläge bestehen aus Nike Grind, also aus recycelten Sneakers.
„Bis jetzt haben wir Konzeptfahrzeuge vorgestellt, die wir auch tatsächlich produzieren wollen. Beim WKNDR war der Ansatz jedoch ein anderer. Unsere Frage war: Wie weit kann man gehen, wenn es um Individualisierung und Wandelbarkeit geht“, so Karim Habib. Konzeptfahrzeuge würden Designern die Möglichkeit geben, innovative Materialien zu erforschen und zu präsentieren und vielleicht schon erste Ausblicke auf künftige Serienmodelle zu geben.
Das gezeigte Fahrzeug geht jedoch nicht in Serie, so Habib. Stattdessen könnte es eine Art Camper-Version des Fahrzeugs geben, in der Teile des WKNDR umgesetzt werden. „Die Reaktionen waren so positiv, dass wir aktuell prüfen, was möglich ist und was wir wirklich produzieren können“, ergänzt Tom Kearns.
Der Kia Concept EV2
Das zweite Konzeptauto ist Concept EV2, ein vollelektrischer SUV im B-Segment, das bereits im Februar in Barcelona vorgestellt wurde. Der Innenraum orientiert sich am übergeordneten Lifestyle-Konzept „Picknick in der Stadt“. Balkone und Terrassen werden hier als Inspirationsquelle zitiert. Die Türen öffnen sich gegenläufig (aufgrund der fehlenden B-Säule), der Boden ist auffallend flach und die Heckklappe besonders weit.
„Dank des flachen Fahrzeugbodens lassen sich die Sitze der zweiten Reihe hochklappen, während die Vordersitze weit nach hinten gleiten können, um den Innenraum zu vergrößern“, erklärt Designer Jochen Paesen während der Präsentation. Auch die seitlich ausziehbaren Sitzelemente erweitern den Raum. Weitere nennenswerte Details sind die ausklappbaren Gepäckteiler, abnehmbaren Sitzpolster, das sogenannte „Message Lighting“ – etwa zur Kommunikation mit Fußgängern – sowie die Kopfstützen, die auch als herausnehmbare Dreieck-Lautsprecher dienen – tragbare Türlautsprecher inklusive.
All diese Aspekte waren Karim Habib besonders wichtig, wie er im KURIER-Gespräch erklärt: „Ich wollte die Proportionen richtig halten, eine Balance bewahren. Der EV2 ist klein, kompakt, steht aber trotzdem aufrecht und selbstbewusst.“ Ein Vorteil sei dabei die Tatsache, dass es sich um ein Elektroauto handelt. „Die EV-Architektur gibt uns eine Basis, ein Skelett, das früher nur für Premium- und Luxusautos vorgesehen war. Durch den fehlenden Motor haben wir jetzt auch in kleineren Fahrzeugen mehr Raum und mehr Freiheiten“, erzählt Habib.
„Die Idee war es, flexibel zu bleiben und gleichzeitig auf umweltfreundliche Materialien zurückzugreifen“, sagt Paesen. Gemeint ist etwa Simplifyber Fybron™, ein zellulosebasierter Werkstoff mit sanfter Haptik, der für das Armaturenbrett und die Türverkleidungen verwendet wurde. Hergestellt aus erneuerbaren Rohstoffen wie Holz, Papier und recycelten Textilien. In Zusammenarbeit mit Biomyc kommen im Innenraum außerdem biologisch abbaubare Komponenten aus Myzel (der verborgenen Wurzel eines Pilzes) und Hanf zum Einsatz, speziell in der Türarmlehne, aufgrund ihrer natürlichen Isolierwirkung.
Kia arbeitet zudem auch mit Bcomp zusammen, weshalb AmpliTex™, ein Stoff aus Flachsfasern, in die Rücksitzschale und die Unterkonstruktion der Vordersitze eingearbeitet wurde. Durch diese Materialien wird das Fahrzeuggewicht deutlich reduziert, ohne dabei auf Stabilität und Robustheit verzichten zu müssen, heißt es.
Was die Designer motiviert
Zu den vielen Fragen, die vor Ort von dem Designern beantwortet wurden gehörten auch Fragen zu ihrer Motivation und Inspiration. „Ein Fahrzeug steht für etwas. Es ist ein Symbol der Freiheit. Und genau mit diesem Gedanken designen wir", sagt Andre Franco Luis. Jochen Paesens Inspirationsquelle ist das Mindset: „Wir haben die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszudenken. Wir stellen Dinge infrage. Das wird von uns sogar erwartet und gibt uns die Freiheit, auch mal ein Risiko einzugehen. Vielleicht verirren wir uns dabei, aber vielleicht kommen wir auch mit etwas Interessantem zurück.“

Karim Habib, Head of Kia Global Design
Weitere Automarken in Mailand.
Nicht nur Kia nutzt die Design Week als Bühne. Auch Škoda präsentiert in der Padiglione d'Arte Contemporanea Gallarie im Porta Venezia Design-Viertel erstmals den Elroq RS der Öffentlichkeit.
Audi schließt sich in der Piazza im Portrait Milano mit dem "House of Progress" an. Das niederländische Künstlerduo DRIFT hat die Installation „Drift Us“ entworfen.
Lexus präsentiert wiederum eine Reihe neuer Installationen: Im Superstudio Più im Kreativviertel Tortona gibt es das „A-Un“ (eine immersive Installation in Zusammenarbeit mit den japanischen Kreativstudios SIX und STUDEO) und das „Discover Together“, eine interaktive Schow von aufstrebenden Designern im Rahmen des Lexus Design Award Legacy-Projekts.
Die Ausstellungen sind bis zum 13. April öffentlich zugänglich.
Kommentare