Hyundai Nexo: Mit dem Wasserstoffauto durch Südkorea
Zusammenfassung
- Hyundai setzt in Südkorea auf Wasserstoffautos wie den Nexo und profitiert von einer gut ausgebauten Infrastruktur mit aktuell rund 230 Wasserstofftankstellen.
- Der Nexo bietet eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern, fährt sich komfortabel und ist bei den Koreanern sehr gefragt, mit monatlich 1000 verkauften Fahrzeugen nach Markteinführung.
- Südkorea investiert in Wasserstoffproduktion aus Biomüll und erneuerbaren Energien und plant bis 2040 den Ausbau auf 1200 Tankstellen landesweit.
Fast 10 Millionen Menschen leben in Südkoreas Hauptstadt Seoul, nimmt man den Ballungsraum rund um Seoul, sind es 26 Millionen. Das ist praktisch die Hälfte der gesamten Bevölkerung Südkoreas. Dementsprechend voll sind die Straßen, als wir uns den Weg durch den Stau aus der Stadt hinaus bahnen.
Unser Ziel ist die Stadt Mokpo im Süden des Landes – dort befindet sich, Motorsportfans werden das wissen, eine Rennstrecke, wo sogar drei Jahre lang die Formel 1 zu Gast war. Das Auto, in dem wir sitzen, ist für Rennstrecken nicht wirklich gedacht. Es ist die neueste Generation des Nexo, dem Wasserstoffauto von Hyundai. Und während in Europa die Wasserstofftankstellen eher zu- als aufsperren, ist die Lage in Südkorea ganz anders. Hier setzt man natürlich auch auf batterieelektrische Autos, aber eben auch auf Wasserstoff, wenn es um die Dekarbonisierung geht.
Hyundai verfolgt mit seiner Wasserstoffstrategie einen ganzheitlichen Ansatz, wie der Hyundais Europachef Xavier Martinet in einem Interview mit dem KURIER erklärt hat. Es gehe nicht um ein Auto allein, man produziere auch Lkw, Busse und es ist ein globaler Ansatz, was wasserstoffbetriebene Fahrzeuge betrifft. Und in der neuen Hyundai–Fabrik in den USA produziere man auch Wasserstoff. Es geht weit über ein Auto hinaus und mehr in Richtung eines ganzen Ökosystems.
Die Zahl der öffentlichen Wasserstofftankstellen in Österreich liegt mittlerweile bei null. In Südkorea zählt man derzeit rund 230 Tankstellen, davon aber nur neun in Seoul. Die Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis zum Jahr 2040 1200 entsprechende Tankstellen im Land zu haben.
Hyundai gibt für den neuen Nexo eine Reichweite von über 800 Kilometer an. Der Bordcomputer zeigt uns bei der Abfahrt fast 700 Kilometer an und bis zu unserem Ziel sind es etwa 500 Kilometer. Das und die gut ausgebaute Tankstellen-Infrastruktur sorgen für Entspannung im Nexo. Auch den Routenplaner, der auf der Fahrt die Tankstellen im Navigationssystem anzeigen würde, müssen wir nicht bemühen.
Wasserstoff-Tankstelle in Südkorea
Bei unserem ersten Stopp rund 80 Kilometer südlich von Seoul gäbe es eine Wasserstofftankstelle. Tankende Fahrzeuge sehen wir aber nicht. Private Nexos sehen wir auf unserer Fahrt nur wenige, eher sind es mit Wasserstoff fahrende Busse, die uns in Südkorea unterkommen. Aber dafür müsste man nicht so weit fahren, ein Wasserstoff-Bus von Hyundai fährt auch in Wien im Probebetrieb. Den Wasserstoff bekommt der von der Wien Energie.
Der Wasserstoff ist in Südkorea vergleichsweise günstig. Umgerechnet 5,90 Euro kostet ein Kilo. Der neue Nexo hat im Vergleich zum Vorgänger größere Tanks, die 6,69 kg aufnehmen können. Damit kostet eine komplette Füllung rund 40 Euro.
Bei den Koreanern ist der neue Nexo auch sehr gefragt. In den ersten drei Monaten nach Markteinführung hat man pro Monat 1000 Stück abgesetzt. Überhaupt ist das Land, was FCEV-Verkäufe betrifft, weit vor allen anderen Ländern weltweit. Von Jänner bis September diesen Jahres wurden laut SNE Research in Südkorea 4938 FCEV-Fahrzeuge verkauft. Dahinter liegt China mit 2865 Stück, Europa an dritter Stelle und 559 Einheiten folgt mit Respektabstand. Tendenz fallend.
In Südkorea kostet der neue Nexo laut Liste rund 76.000 Won (rund 45.000 Euro), dann kann man staatliche und regionale Förderungen abziehen, womit man in manchen Regionen auf unter 40.000 Won (24.000 Euro) kommt.
Und das Auto fährt sich dabei überaus komfortabel, wie wir auf unserer Testfahrt feststellen können. Von der Arbeit der Brennstoffzelle ist praktisch nichts zu hören und die Hyundai-Entwickler haben überhaupt an der Geräuschreduktion gearbeitet, Reifen mit niedriger Geräuschentwicklung eingeschlossen. Wenn es doch Abrollgeräusche gibt, schieben wir es auf die unterschiedlichen Straßenbeläge auf koreanischen Autobahnen. Sonst fährt der Nexo mit seinem 150-kW-Elektromotor leise und flott, wie man es sonst von E-Autos kennt.
Kamera-basierte Außenspiegel
Gewöhnungsbedürftig, vor allem im dichten Stadtverkehr, sind die Kameraaußenspiegel. Sonst gibt die Bedienung intuitiv und so, wie man sie von anderen Hyundai-Modellen her kennt. Platz gibt es auch genug. Vorne und hinten sitzt man bequem und der Kofferraum bietet ein Laderaumvolumen von bis zu 1719 Liter.
Wasserstoff-Produktion
Woher kommt der Wasserstoff? Die Anlage in Buan, die gerade fertiggestellt wird, soll ab 2026 über eine Tonne Wasserstoff pro Tag herstellen, damit können rund 150 Wasserstoffautos pro Tag betankt werden. Auch die Produktion des Wasserstoffs aus Biomüll (Waste-to-Hydrogen) ist ein Thema, eine entsprechende Anlage gibt es in Chungju, wo genug Wasserstoff für lokalen Bedarf gewonnen wird, erklärt man bei Hyundai.
Anlage zur Herstellung von Wasserstoff
60 Tonnen Biomüll werden hier täglich zu 500 kg Wasserstoff verarbeitet. In den nächsten Jahren sollen aber Anlagen in Betrieb gehen, die mit erneuerbarer Energie arbeiten und so grünen Wasserstoff erzeugen können. Hyundai plant auf der Insel Jeju ein ganzes Ökosystem, das auf Wasserstoff basiert. 2029 soll die entsprechende Produktion starten.
Zielankunft in Yeongam
Den Nexo wird es ab nächstem Jahr auch in Österreich zu kaufen geben. Wie beim Vorgänger wird Hyundai das Auto aber nur Firmenkunden anbieten, die Bezug zu Wasserstoff haben.
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