Hyundai-Geschäftsführer Punzengruber: „Es geht nicht ohne Händlernetz“

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Autofahrt mit dem Autochef. Roland Punzengruber ist seit 30 Jahren in der Autobranche. Beim Fahren reden wir über seine Marke Hyundai, chinesische Konkurrenten und dass es ohne Händler in Europa nicht geht.

Zusammenfassung

  • Hyundai-Geschäftsführer Punzengruber betont die Wichtigkeit eines starken Händlernetzes in Europa.
  • Hyundai erzielt steigende Verkäufe im Elektrosegment, mit einem großen Anteil privater Käufer.
  • Chinesische Automarken sind eine ernstzunehmende Konkurrenz, jedoch glaubt Punzengruber an eine Bereinigung des Marktes.

30 Jahre Autobranche: Hyundai Geschäftsführer Roland Punzengruber  hat in dieser Zeit viele Autos und Trends vorüberfahren sehen.  Der Autoprofi sieht die Entwicklungen und den Markt gelassen: China-Fabrikate müsse man ernst nehmen, sein Geschäft kundennah anlegen und auf ein gutes Händlernetz setzen.  Wir machen eine gemeinsame Ausfahrt: mit einem Ioniq 5.

KURIER: Wir sitzen im Ioniq 5 – warum fiel Ihre Wahl auf dieses Auto?

Roland Punzengruber:  Es ist ein World Car of the Year und ein echter Gamechanger. Die 800-Volt-Technologie ist besonders, dazu das Retro-Design. Das macht das Auto auch nach vier Jahren noch zu einem Bestseller in unserer Flotte.

Wer ist die Zielgruppe für den Ioniq 5?

Die ersten Jahre war das Elektrosegment von den Firmenkunden geprägt. Weit über 80 Prozent der Käufer waren Unternehmen.  Mit der leistbareren Preisgestaltung ist die E-Mobilität bei den Privatkunden angekommen. Mittlerweile haben wir 50 Prozent private Käufer.  

Was können die Koreaner im Autobau?

Hyundai ist ein relativ junger Konzern, 1967 gegründet. Aber sie haben schon bald begonnen, zu expandieren. Drei Viertel der in Europa fahrenden Fahrzeuge werden hier designt und produziert. Die Koreaner haben verstanden, dass man in puncto Geschmack die Regionalität abholen muss.

Wie sieht der Konzern das Antriebsthema?

Hyundai zählt zu den Pionieren der E-Mobilität. 2016 hat man mit dem Ioniq der ersten Generation ein Fahrzeug auf den Markt gebracht, wo in einer Silhouette drei Motorvarianten zu haben waren. Die eigentliche Pioniertätigkeit war aber dann mit der Brennstoffzellentechnologie. 1998 war die erste Brennstoffzelle aus dem Hause Hyundai fertig, bevor noch der erste Hyundai-Dieselmotor da war. Und auch das erste in Serie produzierte Wasserstofffahrzeug war ein  großer Schritt im elektrischen Bereich.

Autofahrt mit dem Autochef: Hyundai

Wie viele E-Fahrzeuge hat Hyundai zuletzt verkauft?

Über ein Viertel waren rein elektrisch. Das ist fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Wir haben die Kaufverträge insgesamt um 16 Prozent gesteigert, haben also eine  positive Entwicklung. Wir wollen auf dem österreichischen Markt unseren Platz unter den Top 7.

Europa ist in einer Autokrise. Was sagt der Vertreter einer koreanischen Marke dazu?

Europa hat schwierige Zeiten, aber es bleibt für viele Hersteller ein attraktiver Markt. Deshalb gibt es auch viele neue Marken,   vor allem aus Asien bzw. China. Das ist für uns eine ernstzunehmende Sache, der man sich stellen muss. Es ist aber ein Phänomen, das es im industrieökonomischen Bereich immer wieder gegeben hat und geben wird –  mehr Marktteilnehmer,  mehr Wettbewerbsumfeld.

EU-Auflagen und chinesische Konkurrenz: ein schwieriger Mix in Europa. 

Die chinesischen Firmen sind eine ernstzunehmende Konkurrenz, die große Fülle an chinesischen Herstellern wird sich aber rasch bereinigen. Die vielen Firmen führen  selbst im Heimatmarkt China zu großen Preiskämpfen, wo auch gerade ein Ausleseprozess stattfindet. Jene, die sich in Europa aber schon etabliert haben, sind  gekommen, um zu bleiben. Die Besten werden überleben.

Hyundai ist die  beliebteste Marke aus Asien in Österreich. Was tun Sie, dass das weiter so bleibt? 

Seit 2009 ist Hyundai Asian Brand Nr. 1. Das ist nicht ganz einfach zu verteidigen. Wir schauen, dass wir die Angebote so platzieren, dass wir die Kunden gut ansprechen und nah dran sind.

Sie selbst sind seit über 30 Jahren in der Autobranche. Da hat sich viel getan. 

Extrem viel. Mein Resümee: Es hat viele neue Ansätze gegeben, aber ohne einem guten Händlernetz ist ein Erfolg in Europa nicht möglich. Der verlängerte Arm zum Endkunden hat seine absolute Berechtigung. Manche glauben, man kann Autos nur über das Internet verkaufen. Diese Versuche hat es gegeben, auch in der Hoffnung, Tesla nachahmen zu können. Man muss sagen: alle Nachahmer sind gescheitert. Ohne Retailer-Einsatz geht es nicht.

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