Vom Arlberg nach Wien mit dem E-Auto? Wie viele Ladestopps es dafür braucht
Stimmt schon, die Strecke Wien–Lech–Wien ist wie gemacht für das Transportmittel Zug. Hat man allerdings eine übergeordnete Mission wie einen Langstreckentest mit einem Elektroauto, dann ist auch die Westautobahn eine Option. Die Strecke von der Hauptstadt bis zum Arlberg beläuft sich auf 610 Kilometer. Das geht mit dem neuen Mercedes EQE erstaunlich gut.
Die Details unseres Fahrberichts können sich sehen lassen: 610 Kilometer zeigt das Navi in Lech an, als wir Sonntag losfahren – und nur einen Ladestopp von acht Minuten in St. Valentin. Dort befindet sich eine der großen Ionity Ladesäulen mit 350 kW – und die bläst so schnell Strom ins Auto, dass sich das mit einem kurzen Minutenstopp ausgeht. Der EQE schafft satte 550 Kilometer Reichweite – auf der Autobahn, bei maximalem Tempo, mit Klimaanlage. Da fehlt nicht mehr viel auf die Gesamtstrecke. Weshalb das Auto auch nur acht Minuten Ladestopp veranschlagt. Wir kommen mit einem Polster von elf Prozent Ladestand bzw. 110 Kilometer Restreichweite in Wien an.
Zwei Erkenntnisse brachte dieser Langstreckentest: zum einen, dass man Ladestopps nicht am Ende der Batteriekapazität einplant, sondern immer dort, wo es die stärksten Ladesäulen gibt. Das hat auch den Vorteil, dass man sich mit dem Akku zwischen 20 und 80 Prozent bewegt, also im schnellsten Ladebereich. Zum anderen, dass ein 8-Minuten-Stopp auf der beinahe längstmöglichen Strecke quer durch Österreich der Beweis dafür ist, dass die Elektromobilität tatsächlich alltagstauglich ist. Vorausgesetzt, man hat ein Auto, das in Sachen Akkuleistung und Effizienz mitspielt.
Die Businessklasse
Womit wir beim Mercedes EQE 350+ angekommen sind, der elektrischen Businessklasse von Mercedes. Sie ist ein idealer Reisegefährte, wenn es quer durch Österreich geht. Der Wagen kurvt lautlos, ohne Abgase und dank der Allradlenkung mit bis zu zehn Grad leichtfüßig durchs breite Land. Der 90-kWh-Akku schafft die bereits erwähnte, satte Reichweite, laut WLTP 462 bis 654 Kilometer. Wir wählten zum Laden die großen Ionity-Stationen mit 350 kW, konnten das Auto aber nur mit maximal 140 kW laden. In acht Minuten schnellt der Akku dabei von 27 auf 42 Prozent Ladestand in die Höhe, das geht also richtig schnell. Unser Stromverbrauch lag übrigens von Lech bis Kufstein (bergab und mit dem Luft-100er durchs Inntal) bei nur 13,7 kWh/100 km. Für die gesamte Strecke hin und retour pendelten wir uns auf niedrige 20,1 kWh/100 km ein.
Zügig wie das Laden geht auch das Auto: der EQE 350+ mit 215 kW (292 PS) bzw. 565 Nm und Heckantrieb schafft agile Fahrfreude. Im Innenraum ist es selbst beim Schnellfahren flüsterleise. Das Platzangebot ist riesig, vorne wie hinten und im Kofferraum, die Assistenzsysteme sind nie übergriffig. Innen erinnert die noble Ausstattung an den großen Bruder EQS, alles da an Infotainment bis zu den Massagesitzen. Bon Voyage!
Das gefällt
Die Reichweite von 550 Kilometer und das Navi, das perfekt plant: 610 Kilometer, Ladestopp 8 Minuten, Ankunft in Wien mit 11 Prozent Reststrom
Das gefällt nicht
Dass ausgeklügelte E-Fahrzeuge ihren Preis haben: unser überaus komplettes Testauto sprengt leider das Durchschnittsbudget
Daten
Mercedes EQE 350+ mit 215 kW (292 PS) und 565 Nm; 90 kWh Akku, 639 km WLTP-Reichweite; Preis: ab 72.240 Euro, unsere Testversion: 102.822 Euro
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