E-Autos im Winter: So reduzieren Fahrer Reichweitenverluste und Ladeprobleme

Ein grauer Volvo SUV mit Dachgepäckträger fährt durch eine verschneite Winterlandschaft.
Die Kälte stellt E-Auto-Besitzer vor spezielle Herausforderungen. Mit der richtigen Vorbereitung lassen sich Winterprobleme vermeiden.

Mit dem Einsetzen der ersten winterlichen Tage zeigt sich, wie belastend die kalte Jahreszeit für Elektroautos sein kann. Fahrer merken schnell, dass die Reichweite ihres Stromers deutlich abnimmt, Ladevorgänge länger dauern und die Heizung oder andere Komfortsysteme mehr Energie verbrauchen als in der warmen Jahreszeit. Gleichzeitig wird das Fahren auf rutschigen Straßen anspruchsvoller, und Assistenzsysteme arbeiten unter verschmutzten Sensoren nicht immer optimal. Die richtige Winter-Vorbereitung ist deshalb insbesondere für E-Autos essenziell.

Reichweite sinkt

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und darunter reduziert sich die Reichweite von Elektroautos in der Praxis spürbar. Messreihen des ÖAMTC zeigen, dass der Verlust bei typischen Alltagsbedingungen im Schnitt bei etwa 15 bis 20 Prozent liegt. Hauptgründe sind der zusätzliche Energiebedarf für die Heizung des Innenraums und der Frontscheibe sowie das aktive Batteriemanagement, das Akkuheizung oder -temperierung nutzt. Unter extremen Bedingungen kann der Effekt noch deutlicher ausfallen.

Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt der ÖAMTC, das Fahrzeug vor Fahrtantritt in einer beheizten Garage aufzuladen oder vorzuheizen, während es noch am Strom hängt. Auch das gezielte Vorkonditionieren der Batterie über die App oder das Bordmenü kann helfen, die Batterie auf Betriebstemperatur zu bringen, ohne dass Reichweite verloren geht. Kurzstrecken bei sehr kalten Temperaturen sollten möglichst sparsam gefahren werden, die Nutzung der Sitzheizung statt der Innenraumheizung kann zusätzlich Energie einsparen.

Laden im Winter

Die reduzierte Reichweite von Elektroautos im Winter hängt stark mit dem Ladeverhalten bei niedrigen Temperaturen zusammen. Kälte verlangsamt insbesondere die Schnellladung, da die Batterie vor einem DC-Ladevorgang eine Mindesttemperatur erreichen muss; bleibt sie zu kalt, drosselt das Fahrzeug die Ladeleistung oder verweigert das Schnellladen komplett.

Der ÖAMTC empfiehlt daher, das Fahrzeug bereits vor Fahrtantritt ans Ladegerät anzuschließen und die Batterie über die Vorheizfunktion beziehungsweise das sogenannte "Preconditioning" auf Betriebstemperatur zu bringen. Besonders sinnvoll ist das Laden über Nacht an stationären AC-Ladestationen, da hier das Temperieren automatisch erfolgt und die Batterie schonend geladen wird. Für Kurzstrecken und kleinere Akkus sollte auf das Timing der Ladevorgänge geachtet werden, um die nutzbare Reichweite bestmöglich zu erhalten.

Ein Mann im Anzug lädt sein E-Auto an einer Ladestation von Wien Energie auf.

Kälte wirkt sich negativ auf den Ladevorgang aus, besonders das Schnellladen.

Komfort versus Reichweite

Die Innenraumheizung ist der größte Verbrauchstreiber im Winter. ÖAMTC, ADAC und ARBÖ raten, vor allem bei kurzen Strecken sparsam mit Sitz- und Lenkradheizung zu arbeiten und wenn möglich die Klimatisierung über eine Wärmepumpe zu betreiben, da diese effizienter ist als reine Widerstandsheizungen. Außerdem lohnt es sich, das Auto während des Ladevorgangs auf die gewünschte Innenraumtemperatur vorzuwärmen: so wird die Heizenergie nicht aus der Fahrbatterie entnommen.

Batteriepflege und Ladezustand

Für die Batterie gilt im Winter: Regelmäßig laden, nicht dauerhaft auf Extremwerten parken. Tiefentladung oder ständige Volladung sind für den Langzeitzustand ungünstig. Laut ÖAMTC und ARBÖ empfiehlt sich ein mittlerer Ladezustand für die Lagerung bei längeren Standzeiten. Außerdem sollten E-Auto-Besitzer im Winter frühzeitig einen Batteriecheck durchführen lassen, wenn die 12-Volt-Bordnetz-Spannung oder der Hauptakku Auffälligkeiten zeigen.

Reifen, Grip und Sicht

Wegen des höheren Fahrzeuggewichts und des sofort verfügbaren Drehmoments sind Winterreifen mit ausreichend Profil bei Stromern besonders wichtig. Zusätzlich sind Bremsen- und Sensorfunktionen (Regen-, Lidar-, Kamera-Sensoren) regelmäßig zu prüfen, da Verschmutzung durch Streusalz oder gefrierender Niederschlag die Sicht und Radare der Assistenzsysteme beeinträchtigen kann. Scheibenfrostschutz, funktionierende Wischer und klare Scheinwerfer erhöhen die Sicherheit, so der ARBÖ.

Fahrstil anpassen

Eine sanfte Fahrweise, vorausschauendes Fahren und die regelmäßige Nutzung von Rekuperation mit moderater Einstellung helfen, die Reichweite auch bei Minusgraden zu schonen. Zu starke Beschleunigungen und hohe Dauergeschwindigkeiten sollten besonders bei Steigungen vermieden werden. Die Reichweitenverluste variieren je nach Modell, Fahrweise und Außentemperatur; Messreihen des österreichischen und deutschen Automobilclubs zeigen aber deutliche Einbußen in der kalten Jahreszeit.

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