Autodiebstahl im Faktencheck: Zahlen, Mythen und Realität

Autodiebstahl
Das Weltjournal betont: Europas Autodiebe sind oft besser vernetzt als gedacht. Was sagen Polizei und ÖAMTC zur Gefahr?

Zusammenfassung

  • Autodiebstähle in Österreich sind laut Polizei und ÖAMTC deutlich rückläufig, auch wenn organisierte Banden weiterhin aktiv sind.
  • Die meisten gestohlenen Fahrzeuge werden ins Ausland verschoben, doch auch jugendliche Gelegenheitsdiebe schlagen zu, oft bei unversperrten Autos.
  • Technische und vorbeugende Maßnahmen wie GPS-Tracking oder Lenkradkrallen erhöhen die Sicherheit, bieten aber keinen vollständigen Schutz.

Ein aktuelles Weltjournal-Special über die europäische "Motor-Mafia" rückt wieder alle Halter in den Fokus, die sich fragen, wie groß die tatsächliche Gefahr eines Autodiebstahls im Land ist. Der ÖAMTC folgt mit Fakten: Moderne Diebstahlnetzwerke sind keine fiktionale Bedrohung sondern real, aber die Situation in Österreich hat sich in den letzten Jahren deutlich entspannt.

Autodiebstähle in Österreich

Chefinspektor Andreas Köck von der SOKO Kraftfahrzeuge im Innenministerium erklärt im Gespräch mit autotouring: Die Zahl der gemeldeten Fahrzeugdiebstähle in den vergangenen Jahrzehnten ist drastisch gesunken: Während 2008 noch 6.827 Fälle registriert wurden, waren es 2024 lediglich 1.871, ein deutlicher Rückgang. 

Köck betont aber auch: In vielen Fällen bedienen sich Gelegenheitsdiebe vergleichsweise leichter Beute, etwa unversperrter Fahrzeuge in Wohnanlagen mit unbefestigten Zugängen oder in offenen Garagen. Gerade dort würden sich viele Halter auf das Gefühl vermeintlicher Sicherheit in der Nachbarschaft verlassen und auf konsequentes Absperren verzichten. Das Verhalten kann jedoch erhebliche Folgen haben: Wird ein unversperrtes Auto gestohlen oder für eine sogenannte Schwarzfahrt verwendet, kann die Versicherung Leistungen kürzen oder im schlimmsten Fall ganz verweigern. Auch strafrechtliche Fragen können auf den Eigentümer zurückfallen, wenn nicht eindeutig nachvollziehbar ist, ob das Fahrzeug ordnungsgemäß gesichert war.

Nervenkitzeljäger und Trittbrettfahrer

Oft ist von international organisierten Banden die Rede, die mit gestohlenen Autos Millionen verdienen. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht – tatsächlich werden fast alle Fahrzeuge nach dem Diebstahl ins Ausland gebracht, meist um sie in Einzelteile zerlegt und als Ersatzteile weiterverkauft zu werden. Laut einem aktuellen ÖAMTC-Report trifft das in fast 99 Prozent der Fälle zu.

Selbst wenn professionelle Banden und organisierte kriminelle Netzwerke in den Medien oft im Fokus stehen, bildet diese Darstellung nur einen Teil des Bildes ab, so der ÖAMTC. Tatsächlich ist es immer wieder so, dass vor allem Jugendliche ohne größere Planung Autos entwenden. Sie nutzen unversperrte Fahrzeuge, etwa bei Einfahrten, Wohnhäusern oder offenen Parkplätzen, und fahren damit oft nur eine kurze Spritztour. Laut dem Automobilclub handelt es sich hierbei überwiegend um "Gelegenheitsdiebstähle": Viele dieser Jugendlichen besitzen weder technisches Know-how noch eine kriminelle Infrastruktur im Hintergrund.

Aufklärung lohnt sich

Mit einer offiziellen Aufklärungsquote von 39,4 Prozent im Jahr 2024 mag die Zahl zunächst niedrig wirken. Die Realität hinter den Statistiken ist jedoch komplexer. Häufig werden mehrere Diebstähle einem einzigen Täter zugeordnet, der bei einem einzelnen Vorfall erwischt wird. Wenn beispielsweise jemand beim zehnten Diebstahl gefasst wird und diese Taten geständig einräumt, werden offiziell nur einzelne Fälle als "aufgeklärt" gezählt, obwohl tatsächlich mehrere Taten einem Täter zugeordnet werden können. Dadurch verzerrt sich die Darstellung der Aufklärungsquote nach unten.

Köck weist im Gespräch mit autotouring außerdem darauf hin, dass viele Kfz-Diebstähle ohnehin gar nicht gemeldet werden oder die Täter nie gefasst werden, wodurch die tatsächliche Dunkelziffer deutlich höher liegt. Ähnliche Zahlen und Einschätzungen meldet auch die österreichische Polizei, die betont, dass Gelegenheitsdiebstähle und jugendliche Täter einen großen Anteil an den Gesamtzahlen ausmachen.

Schutzmaßnahmen

Laut den Experten des ÖAMTC bieten technische Sicherheitsmaßnahmen wie GPS-Autotracking, Alarmanlagen oder mechanische Sperren wie Lenkradkrallen einen spürbaren Schutz vor Diebstählen. Derartige Systeme machen Fahrzeuge für Diebe weniger attraktiv und erhöhen die Chancen, dass ein Versuch entdeckt wird. 

Eine umfassende Sicherheitsstrategie umfasst nicht nur Technik, sondern auch umsichtiges Verhalten: Fahrzeuge immer verschließen, keine Wertsachen sichtbar im Auto lassen und möglichst gut beleuchtete oder überwachte Parkplätze nutzen, empfiehlt der Automobilclub.

Kommentare