Wer Türken ausgrenzt, spielt Erdoğans Spiel

Nur in isolierten Parallelgesellschaften greift die Propaganda Ankaras, findet sie ihre Spitzel.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Eine Dokumentationsstelle für politischen Islam, die jüngste Ankündigung der diesbezüglich großzügigen Bundesregierung, ist wieder Wasser auf ohnehin ständig bediente Mühlen. Es bleibt rätselhaft, welche Aufgaben dieses Amt haben soll , die nicht vom Innenministerium und seinen Verfassungsschützern erfüllt werden.

Doch statt die Arbeit von Behörden zu verbessern, denen verurteilte Asylwerber ebenso durch die Lappen gehen wie IS-Kämpfer, bedient man mit Ankündigungen den ohnehin verbreiteten Generalverdacht gegen Moslems.

Ein Blick auf Sozialstatistiken würde deutlich machen, dass ein Gutteil der Türken in Österreich am unteren Rand der Gesellschaft verharrt. Genau dort aber findet die Propaganda der Regierung in Ankara ihr dankbarstes Publikum. Wer sich ohnehin von der Gesellschaft an den Rand gestellt sieht, wird die Botschaft, dass man doch in Wahrheit stolzer Türke und seiner echten Heimat verpflichtet sei, umso bereitwilliger aufnehmen.

Umso leichter fällt es der Regierung in Ankara, Spitzel in Wien zu finden, die politisch unliebsame Landsleute aushorchen, um diese dann nach Gutdünken bei der Einreise in die Türkei festzunehmen. Natürlich kann man sich endlos über die Resistenz vieler Türken gegen Integration in unsere Gesellschaft empören. Von der Pflicht diese Integration noch konsequenter und mit klaren Regeln zu betreiben, entbindet uns das nicht. Integration mag mühsame Kleinarbeit sein und sich nicht für pompöse Ankündigungen eignen, doch stattdessen mit dem Finger auf die bösen Parallelgesellschaften zu zeigen, zementiert diese nur noch mehr ein.

Kommentare