Villacher Fasching oder: Lei-Lei SPÖ

Zuerst verbreiten Puls4 und ATV die Meldung, dass sich der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser laut Interview eine SPÖ-Doppelspitze wünsche, bestehend aus der aktuellen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil. Dann stellt Kaiser klar, dass davon nicht die Rede sein könne. Und präzisiert schließlich im KURIER-Interview seine Haltung.
Allein diese Verwirrung – in diesem Fall in der Privat-TV-Ecke gestiftet – zeigt, wie sehr politische Beobachter und Akteure nur darauf warten, über ihr Opfer herfallen zu können; wie die Nerven blank liegen, wenn man selbst solche abstrusen Gedankenmodelle wie eine Doppelführung der SPÖ für möglich hält; und wie sehr Rendi-Wagner und der gesamten Führungsetage die Debatte mittlerweile entglitten ist. Aufgeregter, zuspitzender, Schlagzeilen-fixierter Journalismus trifft auf politisches Chaos – eine gefährliche Mischung, nicht nur in Hinblick auf die Zukunft der Sozialdemokraten.
Natürlich wird es nie zu dieser Zweierführung kommen, die wäre höchstens für professionelle Satiriker jenseits von Villach eine Freude. Politische Beobachter erinnern sich noch an das kurzlebige Modell Alfred Gusenbauer/Werner Faymann, als der eine Kanzler und der andere operativer Parteichef war – übrig blieb von dieser wenig glorreichen Zeit vor allem der Brief an die Krone mit einem völligen Schwenk in der EU-Politik. Heute sind die Zeiten nicht weniger populistisch – und eine Doppelspitze, wie auch immer geregelt, kann in der SPÖ genauso wenig funktionieren. Noch dazu, wenn sie aus völlig diametralen Kräften gebildet wird. Das wäre ein Super-GAU an Selbstzerstörung und Naivität pur.
Was aber ein Faktum ist: Rendi-Wagner ist innerhalb der SPÖ längst so geschwächt, dass sich jedes Interview, und sei es mit einem Kleinstfunktionär, primär um ihre Verweildauer dreht. Mit inhaltlichen Argumenten kommt die SPÖ zumindest auf Bundesebene kaum durch, weil die Unsicherheit der obersten Personalie alles andere überlagert. Und es scheint tatsächlich nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich PRW aus dem Amt verabschiedet oder verabschiedet wird. Der Kaiser-Wunsch nach Verbreiterung des Teams klingt übrigens auch wie eine Drohung und gefährliche Spitze.
In diese missliche Lage ist sie aus eigenem Verschulden geraten, aber nicht nur. Von Anfang an gab es Querschüsse honoriger Herren, die zwar gerne eine sympathische Frontfrau haben, selbst aber im Hintergrund in bester Macho-Manier nach eigenem Belieben handeln. Sie ist – obwohl man Diesbezügliches vor allem der ÖVP nachsagt – ein Opfer von Lokalfürsten, denen jedes Dorf wichtiger ist als das große Ganze. Und Apotheker, EU-Bauern und Faschingsprinzen rufen dazu halblustig Lei-Lei.

Kommentare