Brexit: Unglückliches Ende einer schwierigen Ehe

Der drohende EU-Ausstieg der Briten ist auch ein Scheitern der Demokratie in ihrem Mutterland.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Geheimpapiere, verschwörerische Treffen, gegenseitige Verdächtigungen, lanciert über Medien: Die britische Politik bedient in diesen Tagen wieder einmal vor allem die Lust an Machtspielen und Intrigen. Doch abseits der politischen Zirkel zwischen Downing Street und dem Parlament in Westminster herrschen zweieinhalb Jahre nach dem Referendum über den EU-Austritt buchstäblich mit Händen greifbarer Überdruss und Ernüchterung.

Wie hart, wie weich dieser Brexit tatsächlich sein wird, ob und wie lange Nordirland Sonderregelungen bekommt, ob die Verhandlungen in die Verlängerung gehen oder endgültig scheitern. Die meisten Briten kümmern die Zwischenstände dieses politischen Tauziehens längst nicht mehr oder nur noch als schauriges Spektakel, das man mit leichtem Gruseln verfolgt. Im Mutterland der Demokratie wird die wohl wichtigste Entscheidung seit Jahrzehnten gefällt, und die Politik hat vor allem erreicht, sich konsequent von den Interessen ihrer Auftraggeber, den Bürgern, zu distanzieren.

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EU-Europa, von dem man sich über Jahrzehnte konsequent distanziert hatte, war für die Briten immer nur eine aus wirtschaftlicher Not geborene Partnerschaft, die man aus wirtschaftlicher Notwendigkeit aufrecht erhielt. Mit heillosen Versprechungen und Fantastereien schafften die EU-Gegner beim Referendum eine knappe Mehrheit für den EU-Austritt und hatten dabei, wie etwa Boris Johnson, vor allem ihre persönlichen Spielchen im Sinn. Zweieinhalb Jahre später haben genau diese Spielchen den Brexit zum Flickwerk gemacht, in dem die eigentlichen Ziele längst aus dem Blickfeld geraten sind. Wie auch immer dieses Drama ausgeht, um die Interessen der Menschen ging es dabei von Anfang an nicht.

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