Noch warten auf das Trio zähe Verhandlungswochen, doch das Sechs-Augen-Gespräch der Parteiobleute von ÖVP, SPÖ und Neos könnte am Montag die Tür zur ersten Dreierkoalition auf Bundesebene aufgestoßen haben. Es handelt sich um die einzige Regierungskonstellation, die über die in der Parlamentspraxis notwendige breite Mandatsmehrheit verfügen würde. Sieht man von einer FPÖ-Beteiligung ab.
Stabil wäre sie deswegen noch lange nicht. Dafür sorgt schon der aktuelle innere Zustand der SPÖ. Kurz schien es, als ob trotz des historisch schlechtesten Wahlergebnisses mit der Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung etwas Ruhe in die Partei einkehren könnte. Doch damit ist es spätestens mit den irrlichternden Auftritten des PR-Beraters Rudolf Fußi zu Ende.
Das einfache Parteimitglied sammelt Unterstützungserklärungen, um Andreas Babler als Parteichef zu stürzen und reitet mittlerweile fast im Stundentakt schwerste Attacken gegen seinen langjährigen Freund. Noch ist offen, ob diese kabarettistisch anmutenden Vorgänge tatsächlich zu einer Obmann-Neuwahl führen werden – im denkbar ungünstigen zeitlichen Umfeld der Regierungsbildung. Sie reichen aber allemal dafür aus, um das Ansehen der Parteispitze erheblich zu beschädigen.
Eine Kunst, in der es Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer zu einer kaum geringeren Meisterschaft gebracht hat. Er benötigt dafür nicht einmal mehr einen seiner berüchtigten verbalen Querschüsse: Dass ein roter Spitzenfunktionär und Landeshauptmann-Stellvertreter ausgerechnet mit dem arg ins Straucheln geratenen Immo-Investor René Benko – im Wahlkampf ein von Babler gerne mit großer Verve beschworenes Feindbild der SPÖ – auf die Pirsch geht, um möglicherweise trotz Waffenverbots ein Rotwild zu erlegen, schlägt ein neues Kapitel in Sachen SPÖ-Selbstbeschädigung auf. Nicht zuletzt angesichts der wenig glaubwürdigen Ausflüchte Dornauers.
Somit muss sich Babler nach den unangenehmen Turbulenzen um den Linzer Bürgermeister Klaus Luger und einer Reihe weiterer prominenter Abgänge, die angesichts der jüngsten Vorgänge nur noch wie Randnotizen wirken, einmal mehr um innere Wirren kümmern, anstelle sich voll auf die ohnehin nicht einfache Regierungsbildung konzentrieren zu können. Und die beiden möglichen Partner von sich überzeugen zu können. Denn dort werden nach den aktuellen Vorkommnissen langsam die Zweifel wachsen, ob die SPÖ tatsächlich ein stabiler Partner in einer an sich schon herausfordernden Dreierkonstellation und einer an sich schon herausfordernden politischen Großwetterlage sein kann.
Nur einer kann sich entspannt zurücklehnen und das Schauspiel erste Reihe fußfrei verfolgen: FPÖ-Chef Herbert Kickl.
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